Tobias Scherbarth - Don’t Think Twice
Als „Glückspilz“ konnte man Stabhochspringer Tobias Scherbarth in den beiden vergangenen Jahren wohl kaum bezeichnen. Zwei Fußbrüche musste der Leverkusener innerhalb eines Jahres wegstecken. Den Stab in die Ecke geschmissen hat der 25-Jährige trotzdem nicht. Sein Blick richtet sich auf den Sommer und vor allem auf das Olympia-Jahr 2012.
Am 7. Juli 2009 steuerte Tobias Scherbarth auf einen Höhepunkt in seiner Sportlerkarriere hin. Trotz starker Konkurrenz bei den deutschen Stabhochspringern wurde er an diesem Tag für die WM in Berlin nominiert. Nur zwei Tage später: Bei der Universiade in Belgrad (Serbien) brach er sich den rechten Fuß. Ermüdungsbruch. Die WM war dahin. Der Weg zurück anstrengend.Trotzdem war der gebürtige Leipziger bereits im nächsten Jahr wieder mittendrin im Geschehen. Beim Saisoneinstieg in Engen steigerte er seine Bestleistung auf 5,71 Meter, die Chancen standen gut für die EM - bis zum 26. Juni. Bei der DLV-Gala in Wattenscheid brach er sich den linken Fuß und zog sich zudem noch einen Bänderriss zu.
„Da stellt man sich schon einmal die Frage, womit man das eigentlich verdient hat“, sagt Tobias Scherbarth ein gutes halbes Jahr später. Die Schraube wurde vor Weihnachten aus dem Fuß genommen, „aber richtiges Training mit schnellen Läufen und Sprüngen ist noch nicht möglich“, berichtet er.
Studiumsabschluss in den Mittelpunkt gerückt
Spätestens im März will Tobias Scherbarth wieder springen, bis dahin müsse er sich noch „in Geduld üben“. Aber er gibt auch zu, wie schwer ihm das fällt. „Die Zeit seit dem zweiten Fußbruch war schon sehr schwer. Es wird einem das genommen, was man am liebsten und mit Leidenschaft macht. Da fällt man in ein Loch“, beschreibt er seine Gefühle.
Um sich davon abzulenken, rückte er andere Dinge in den Mittelpunkt, die sonst neben dem Sport oft etwas zu kurz kommen. Derzeit schreibt der Sportstudent seine Diplom-Arbeit zum Thema Golf, noch vor dem Trainingslager im Frühling soll die grobe Fassung stehen. Danach folgt noch eine Prüfung, bevor er sein Diplom in der Tasche hat.
Verspäteter Saisoneinstieg geplant
Leichtathletik gegen Golf eintauschen will der 1,95 Meter große Springer aber trotzdem nicht. Bereits im Sommer will er wieder zum Stab greifen. Den Druck, sich gleich für die WM in Daegu (Südkorea) zu qualifizieren, möchte er sich dabei aber nicht aufbürden.
„Ich will zum Ende der Saison vor allem gesund sein und Spaß am Springen haben“, legt er die Prioritäten fest. Derzeit rechnet er mit einem verspäteten Einstieg in die Sommersaison, bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel will er mit dabei sein.
Sollte es dann mit einem Ticket zur WM klappen - schön. Wenn nicht ist auch nicht schlimm. „Ich will entspannt bleiben“, sagt Tobias Scherbarth. „Ich weiß, dass ich nach dem ersten Bruch alles richtig gemacht habe, und ich werde es wieder so machen. Auch wenn es diesmal etwas länger dauern sollte.“
Blick Richtung Olympia
Wille und Selbstvertrauen sind ungebrochen. „Ich weiß, dass ich konkurrenzfähig bin, wenn ich gesund bin.“ Doch er weiß auch, dass vier bis fünf Monate gesund sein zu wenig sind für absolute Top-Leistungen. „Da fehlt einem noch die Trainingskonstanz und -sicherheit“, sagt er.
Schon deshalb richtet Tobias Scherbarth seinen Blick auf das kommende Jahr, wenn Olympische Spiele anstehen. Gedanken an die Rückschläge und Verletzungen versucht er dabei zu verdrängen. Ganz nach dem Motto „Don’t Think Twice, It’s All Right“ nach Bob Dylan. „Jeder hat gute und schlechte Jahre“, weiß Tobias Scherbarth. Und er hofft eines: „Dass meine schlechten jetzt vorbei sind.“