Tobias Scherbarth: „Es lohnt sich, zu kämpfen“
Stabhochspringer Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat nach zahlreichen Verletzungen zurück in die Erfolgsspur gefunden. Im Interview spricht er über die starke Konkurrenz im eigenen Land, seinen bisher schönsten Sprung und wo er sich in drei Jahren sieht.
Tobias Scherbarth, trotz 5,70 Metern und Bronze bei den Deutschen Meisterschaften fand die WM in Moskau ohne Sie statt. Wie hart ist es, eine so starke Konkurrenz im eigenen Land zu haben?Tobias Scherbarth:
Das sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zum einen ist es für mich immer ein großer Ansporn. Schließlich muss ich mich schon auf nationaler Ebene mit zwei Medaillengewinnern der Olympischen Spiele messen und somit das Beste aus mir herausholen. Zum anderen ist es mir aufgrund des hohen Niveaus, das wir hier in Deutschland haben, bislang verwehrt geblieben, bei internationalen Meisterschaften dabei sein zu können. In jedem anderen Land der Welt hätte ich mich in diesem Jahr mit meiner Leistung für die WM qualifiziert. Das ist natürlich schon etwas bitter.
Haben Sie die WM verfolgt oder war der Frust über das verpasste Ticket dann doch zu groß?
Tobias Scherbarth:
Das sehe ich sportlich. Natürlich wäre ich lieber selbst dabei gewesen. Aber ich interessiere mich ja grundsätzlich für die Disziplin und das Abschneiden meiner Freunde und Konkurrenten. Deshalb habe ich mir das Finale natürlich im Fernsehen angeschaut und mitgefiebert.
In der Vergangenheit hat Ihnen Ihr Fuß Probleme bereitet. Müssen Sie darauf im Training noch Rücksicht nehmen?
Tobias Scherbarth:
Nein, mir geht es im Moment gesundheitlich sehr gut. Ich habe im vergangenen Jahr mein Training umgestellt und technisch einige Änderungen vorgenommen. Dieses Vorgehen zahlt sich jetzt aus.
Was fasziniert Sie an Ihrer Sportart, dass Sie in der Vergangenheit immer wieder bereit waren, sich nach einem Rückschlag zurück zu kämpfen?
Tobias Scherbarth:
Das ist eine ganze Menge. Das Training, das Miteinander, die Freundschaften, die einen mit Athleten aus der ganzen Welt verbinden. Natürlich mag ich auch die Wettkämpfe und die Reisen dorthin. Dazu kommt, dass der Stabhochsprung eine sehr komplexe Disziplin ist. Man muss wirklich lange und hart dafür kämpfen, bis man einen Sprung erwischt, bei dem alles passt und der einen glücklich macht. Und der Weg, zu gerade diesem einen besonderen Moment, ist es, der mir Spaß macht.
Welches war denn bislang der Sprung, der Sie am glücklichsten gemacht hat?
Tobias Scherbarth:
Das ist schwer zu sagen. Aber ein solcher Sprung war sicherlich der in Leverkusen im August 2012. Nachdem ich drei lange Jahre mit Fußproblemen zu kämpfen hatte, bin ich damals wieder über 5,61 Meter gesprungen. Das war ein schöner Erfolg, der mir gezeigt hat, dass es sich gelohnt hat, zu kämpfen. Besonders schön war, dass viele meiner Freunde da waren und diesen Moment mit mir gefeiert haben.
Vor neun Jahren sind Sie von Leipzig nach Leverkusen gekommen, weil Sie unbedingt bei Leszek Klima trainieren wollten. Was haben Sie in dieser langen Zeit bei ihm gelernt?
Tobias Scherbarth:
Eigentlich alles, was ich über Stabhochsprung weiß, weiß ich von ihm und alles, was ich kann, hat er mir beigebracht. Wenn man als Leistungssportler eine so lange Zeit bei ein und demselben Trainer bleibt wie ich, wandelt sich das Verhältnis über die Jahre von einem Trainer hin zu einem Berater. Aber nach wie vor ist er der Mensch an meiner Seite, den ich in sportlichen Dingen zurate ziehe.
Vorausgesetzt Sie bleiben gesund, trauen Sie es sich zu, irgendwann in die Bereiche um 5,90 Meter und höher zu springen?
Tobias Scherbarth:
Ja, definitiv. Wenn ich gesund bleibe, kann es für mich in den nächsten drei Jahren in diese Regionen gehen.
Welches sportliche Ziel haben Sie für das Jahr 2014?
Tobias Scherbarth:
Ich bin eher ein Mensch, der sich seine Ziele im Inneren setzt und sie nicht nach außen kommuniziert. Was ich aber sagen kann ist, dass ich gesund bleiben und Spaß am Stabhochsprung haben möchte. Natürlich steht und fällt der Spaß mit dem sportlichen Erfolg. Aber das kann ich im Vorhinein weder an einer Platzierung noch an einer Höhe festmachen. Schließlich – und da sind wir wieder bei der Einstiegsfrage – ist es in Deutschland möglich, 5,80 Meter zu springen und trotzdem den Jahreshöhepunkt zu verpassen. Von der Höhe her wäre es dann aber trotzdem eine gute Saison. Aus diesem Grund werde ich einfach versuchen, mein Bestes zu geben. Für was es dann reichen wird, werden wir sehen.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift