Tobias Scherbarth - Ferncoaching für den Fuß
Mit 5,65 Metern hat Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen) vor heimischer Kulisse die Norm für die Hallen-EM, die vom 1. bis 3. März im schwedischen Göteborg ausgetragen wird, erfüllt. Vorausgegangen war ein Trainingslager bei Dan Pfaff, der dem 27-Jährigen offenbar neue Impulse verliehen hat.

Anfang März bei den Hallen-Europameisterschaften zu springen, sei momentan noch schwer vorstellbar. „Den straffen Zeitplan mit Qualifikation und Finale an zwei aufeinander folgenden Tagen finde ich nicht optimal“, erstickt der Blondschopf Diskussionen über einen möglichen Göteborg-Start im Keim. „Ich weiß nicht, ob ich körperlich überhaupt schon in der Lage dazu bin. Da muss ich noch mit meinen Physiotherapeuten und Trainern reden.“
Vier Wochen in Arizona
Ein angemessenes Ergebnis bei der Deutschen Hallen-Meisterschaft in Dortmund am Wochenende vor der EM vorausgesetzt, dürfte Dan Pfaff diesbezüglich ein wichtiges Wort mitreden.
Vor Weihnachten hat Tobias Scherbarth vier Wochen mit dem weltweit hoch geachteten Erfolgstrainer, früher selbst Stabhochspringer, in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona gearbeitet - wie auch sein Klubkollege Michel Frauen, Steven Hooker (Australien), Stabhochsprung-Olympiasieger von Peking, der britische Stabhochsprung-Rekordhalter Steve Lewis und Donald Thomas (Bahamas), Hochsprung-Weltmeister von 2007.
Die Teilnahme an dem Trainingslager auf den Weg gebracht hat Disziplinkollege Yoo Suk Kim, Olympiateilnehmer und südkoreanischer Rekordhalter, der in der Leverkusener Stabhochsprung-Gruppe ein immer gern gesehener Gast ist. „Er hat mir schon seit Jahren damit im Ohr gelegen, dass ich wegen meiner Fußprobleme mal mit Dan reden sollte. Seine Spezialität ist nämlich, Leute gesund zu machen und gesund zu erhalten“, erklärt Tobias Scherbarth.
Spezielle Übungen, weniger technische Fehler
Der Erfolgstrainer, der Donovan Bailey (Kanada) 1996 zum 100-Meter-Weltrekord von 9,84 Sekunden führte und zuletzt in London dem britischen Weitspringer Greg Rutherford zum Olympiasieg verhalf, tüftelte mit dem 27-Jährigen vor allem am Anlauf und einem schonenden, auf die Ferse konzentrierten Fußaufsatz. Mit speziellen Übungen wurde versucht, Bewegungsablauf und Körperhaltung in Einklang zu bringen. Ziel: Muskulatur sowie Binde- und Stützapparat auf hohe Belastungsverträglichkeiten einzustellen und so weiteren Überlastungssyndromen vorzubeugen.
„Für Dan Pfaff spielen Anatomie und Biomechanik eine wesentliche Rolle“, erklärt der Leverkusener. „Er arbeitet nach dem Motto: je beweglicher, desto leistungsfähiger.“ Dementsprechend beinhalten seine Trainingsprogramme vielfältige Bewegungsmuster.
Technische Fehler ausmerzen anstatt das Training allzu erfolgsorientiert auszurichten - das ist Dan Pfaffs Devise. „Er hat ein ungeheures Bewegungssehen. Er achtet darauf, dass das Zusammenspiel von Sprung-, Knie- und Hüftgelenken sowie Kopf, Hals und Schultergürtel ausgewogen und somit optimal abgestimmt ist.“
Ferncoaching mit Trainingsplänen
Fortgesetzt wird die Zusammenarbeit per Ferncoaching. Leszek Klima, der Tobias Scherbarth seit acht Jahren als Heimtrainer betreut, steht dem Austausch offen gegenüber. Neue Übungen und Ratschläge des Experten brächten auch ihn weiter, so der Erfolgscoach. Letztendlich gehe es aber darum, dass sein Schützling nach der langen Verletzungsmisere endlich wieder durchstarten könne.
Die Trainingspläne, die Dan Pfaff nunmehr per E-Mail schickt, sind in Leverkusen also willkommen. Tobias Scherbarth als Athlet, Leszek Klima als Trainer und Dan Pfaff als Berater - ein Gemeinschaftsprojekt mit Vorbildcharakter.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift