Tobias Unger läuft in 10,16 Sekunden zu Gold
14.500 Zuschauer konnten am ersten Tag der Deutschen Meisterschaften im Wattenscheider Lohrheidestadion einen jubelnden Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/ Ludwigsburg), eine strahlende Kirsten Bolm (MTG Mannheim), eine überlegene Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), sowie einen Deutschen Rekord über 5.000 Meter Gehen von Sabine Zimmer erleben.

Tobias Ungers erster Streich über 100 Meter. (Foto: Kiefner)
Der Schwabenpfeil dominierte die 100 Meter in 10,16 Sekunden, Kirsten Bolm überzeugte erneut in 12,84 Sekunden und "Mocki" lief über 5.000 Meter die Konkurrenz in 15:09,39 Minuten in Grund und Boden. An Tobias Unger geht im deutschen Sprint einfach kein Weg vorbei. "Ich habe noch nie eine Medaille über 100 Meter gewonnen und dann gleich Gold, besser geht's ja gar nicht", freute sich der überglückliche Sieger. Doch es war nicht nur Gold, über das er jubeln konnte. Mit 10,16 Sekunden blieb er zudem unter der WM-Norm (10,21 sec). Eine gute Vorstellung bot jedoch auch der "Altmeister" Marc Blume (TV Wattenscheid 01) in 10,29 Sekunden vor dem Drittplatzierten Marius Broening (LAV Asics Tübingen; 10,31 sec).
Die 100 Meter der Frauen begannen mit einer schlechten Nachricht. Esther Möller (LAZ Puma Troisdorf/ Siegburg) hatte sich beim Aufwärmen an der Achillessehne verletzt und konnte folglich nicht in den Kampf um den Titel eingreifen. So war der Weg frei für Birgit Rockmeier (LG Olympia Dortmund). In 11,33 Sekunden schrammte sie nur um drei Hundertstel an der WM-Norm vorbei und verwies Katja Wakan (Hallesche LA-Freunde; 11,41 sec) in neuer persönlicher Bestzeit auf den zweiten Platz. Dritte wurde die Mainzerin Sandra Möller in 11,56 Sekunden.
Das Maß aller Dinge war über 100 Meter Hürden wie erwartet Kirsten Bolm. Nach 12,95 Sekunden im Vorlauf setzte sie im Finale mit 12,84 Sekunden noch eins drauf und bewies, dass sie ihre klasse Form momentan beliebig abrufen kann. "Erfurt, ich komme", schrie Tina Klein (VfL Sindelfingen) nach den 100 Meter Hürden. Und die junge Athletin, eine Hoffnung des DLV bei der U23-Europameisterschaft Mitte Juli, hatte allen Grund zur Freude, schließlich steigerte sie ihre Bestzeit von 13,21 Sekunden auf 13,09 Sekunden und wurde dafür mit dem Silberrang belohnt. Neben ihr bewarb sich Carolin Nytra (Bremer LT) als Dritte in 13,28 Sekunden mit Nachdruck für die U23-EM.
Thomas Blaschek wird Favoritenrolle gerecht
Einen Favoritensieg gab es auch bei den Männern über die Hürden. Thomas Blaschek (LAZ Leipzig) setzte sich in 13,49 Sekunden durch und blieb damit zum wiederholten Mal unter der Norm für Helsinki. Doch seine Vorstellung in Wattenscheid zeigte auch, dass er gegen die richtige Konkurrenz durchaus noch Reserven hat. Auf dem zweiten Platz überraschte Florian Seibold (TV Heppenheim) in 13,62 Sekunden vor dem jungen Kai Doskoczynski (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg; 13,69 sec).
Einsam, nur vom Beifall des begeisterten Publikum begleitet, zog Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) über 5.000 Meter ihre Bahnen. Dennoch – 15:09,39 Minuten bedeuteten nicht nur Gold, sondern auch Saisonbestleistung für "Mocki". So schnell war noch keine Läuferin vor ihr bei Deutschen Meisterschaften gelaufen. Auf den Plätzen folgten die beiden Marathonspezialistinnen Ulrike Maisch (1. LAV Rostock; 16:17,75 min) und Monika Schuri (LG Wehringen; 16:19,91 min). Bei den Männern triumphierte ein souverän laufender Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) in 13:39,71 Minuten vor Arne Gabius (LAV Asics Tübingen; 13:52,99 min) und Embaye Hedrit (LG Braunschweig; 14:01,72 min).
Highlight über 5.000 Meter Gehen
Die 3.000 Meter Hindernis waren eine klare Angelegenheit für Filmon Ghirmai. Der Tübinger dominierte das Rennen in 8:34,10 Minuten vor Christian Knoblich (LAZ Puma Troisdorf/Siegburg; 8:38,08 min) und Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB; 8:38,32 min).
Mit einem Knaller starteten die Geher den ersten Tag der Meisterschaften. Sabine Zimmer verbesserte in 20:11,45 Minuten den deutschen Rekord über 5.000 Meter. Dem Tempo der schnellen Potsdamerin wusste keiner zu folgen. Barbara Brandenburg (LG Osnabrück, 22:44,54 min) und Ulrike Sischka (SV Halle, 22:52,06 min) folgten auf den Plätzen.
Eine überzeugende Vorstellung bot auch Jan Albrecht (Team Erfurt) im 10.000 Meter Gehen. In 39:48,94 Minuten sicherte er sich den Titel vor André Höhne (SCC Berlin; 41:16,33 min), der sich, ebenso wie Michael Krause (LG Offenburg, 41:43,26 min), über eine neue Bestzeit freuen durfte.
Gold für Tim Lobinger
Einen hochklassigen Stabhochsprung-Wettkampf der Männer wurde den Zuschauern im Lohrheidestadion geboten. Bereits zum zehnten Mal heißt der Deutsche Meister Tim Lobinger (ASV Köln). Zusammen mit Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen) lieferte er sich ein spannendes Duell um Gold, in dem der Kölner das bessere Ende für sich hatte. Danny Ecker war dennoch zufrieden, sprang er mit 5,75 Metern doch zum ersten Mal die Norm für die WM und in Anbetracht der Verletzungen, mit denen der Leverkusener momentan zu kämpfen hat, ist diese Leistung noch höher einzuschätzen. Dritter wurde sein Vereinskollege Richard Spiegelburg mit 5,70 Metern.
Bis zum letzten Sprung sah es nach einer faustdicken Überraschung im Weitsprung der Männer aus. Oliver Koenig (LAZ Leipzig), der zuletzt bei seinem Studienaufenthalt in den USA die acht Meter knacken konnte, hatte im ersten Versuch gleich 7,95 Meter vorgelegt und die Konkurrenz geschockt. Doch dann riss sich Nils Winter (TSV Bayer 04 Leverkusen) im letzten Sprung zusammen und wurde vom Publikum für 8,03 Meter gefeiert, während sich ein enttäuschter Oliver König mit Silber begnügen musste. "Ich konnte mich heute unglaublich schlecht konzentrieren", beschrieb Nils Winter seine Probleme während des Wettkampfs. Dem Deutschen Meister des Vorjahres, Schahriar Bigdeli (TSV Bayer 04 Leverkusen), reichten 7,66 Meter für Platz drei.
Betty Heidler erneut über 70 Meter
Im Weitsprung-Einlagewettbewerb der Behindertensportler wurde Wojtek Czyz vor heimischer Tribüne als Sieger mit 6,30 Metern gefeiert. Den Dreisprung gewann Silvia Otto (Team Erfurt) mit 13,56 Metern vor Wibke Walter (LG Leinfelden-Echterdingen; 13,19 m) und Frauke Thrun (LG Nike Berlin; 13,10 m).
Spannend wurde es im letzten Hammerwurf-Durchgang der Frauen. Susanne Keil (TSV Bayer 04 Leverkusen) schrammte mit 69,86 Metern ganz knapp an der 70 Meter-Marke vorbei und schob sich damit bis auf vier Zentimeter an die Olympia-Vierte Betty Heidler heran. Doch die rotblonde Athletin im Trikot der LG Eintracht Frankfurt konnte noch zusetzten. Mit 70,34 Meter unterstrich sie eindrucksvoll ihre gute Form und kann sich nun zum ersten Mal in ihrer Karriere mit dem deutschen Meistertitel schmücken. Dritte wurde Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt) mit für sie eher enttäuschenden 66,27 Metern.
Nadine Kleinert beste Kugelstoßerin
Verletzungsbedingt musste die derzeit beste deutsche Kugelstoßerin Petra Lammert (VfB Stuttgart) auf ihre Teilnahme verzichten. Folglich gab es keine, die Nadine Kleinert (SC Magdeburg) auf den Weg zum Titel gefährden konnte. Mit 18,68 Metern setzte sich die Olympia-Zweite vor Astrid Kumbernuss (SC Neubrandenburg; 18,31 m) durch. Über Bronze konnte sich Nachwuchshoffnung Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) mit 18,13 Metern freuen.
Lokalmatador Christian Nicolay drückte dem Speerwurf der Männer seinen Stempel auf. Als einziger Werfer knackte er mit 81,73 Metern die 80-Meter-Marke und verpasste damit um sieben Zentimeter die WM-Norm. Auf den Plätzen folgten Manuel Nau (SCC Berlin; 78,95 m) und Björn Lange (SC Magdeburg; 78,55 m).
Heimsieg für Michael Möllenbeck
In Abwesenheit von Lars Riedel triumphierte Michael Möllenbeck vor heimischem Publikum. Der Wattenscheider hielt mit 64,12 Metern den Youngster Robert Harting (SCC Berlin) in Schach, der mit 61,87 Metern unter seinen Möglichkeiten blieb. Obwohl Michael Möllenbeck immer noch die zweite Normerfüllung fehlt, hofft er dennoch aufgrund des Titelgewinns für die WM aufgestellt zu werden. Torsten Schmidt (1. LAV Rostock) landete mit 61,15 Metern auf dem dritten Rang.
Enttäuschend war auch die Vorstellung der Frauen im Hochsprung. Als einzige Springerin war nur noch Daniela Rath bei 1,90 Metern im Wettkampf. Die Leverkuserin scheiterte jedoch, auch wenn der dritte Versuch durchaus vielversprechend aussah, an dieser Höhe und trug sich mit übersprungenen 1,84 Metern als Siegerin in die Ergebnisliste ein. Zweite wurde die höhengleiche Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) vor der Leverkusenerin Birgit Kähler mit 1,80 Metern.
Zu Schluss des ersten Tages ließ die Staffel des TV Wattenscheid die heimischen Fans jubeln. In der Besetzung Holger Blume, Marc Blume, Alexander Kosenkow und Jan-Christopher Schulte setzte das Quartet die Vorherrschaft der Wattenscheider im Bezug auf den Deutschen Meistertitel in 39,36 Sekunden vor der Staffel des TSV Friedberg-Fauerbach (40,12 sec) und dem LAZ Salamander Kornwestheim/ Ludwigsburg (40,23 sec) fort. Bei den Frauen waren es die mitfavorisierten Kurzstrecklerinnen der MTG Mannheim, die in 45,06 Sekunden den Staffeltitel mit nach Hause nahmen.