Tobias Unger - „Veränderung bringt Motivation“
Der 30 Jahre alte Sprinter Tobias Unger ist ein neues Aushängeschild der aufstrebenden LG Stadtwerke München. Der deutsche Rekordhalter über 200 Meter verlässt das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg und schlägt seine Zelte nun in seiner Geburtsstadt an der Isar auf. Erfahren Sie mehr über die Hintergründe im Interview…
Tobias Unger, Sie sind wieder da, wo sie herkommen. Nämlich in München, wo Sie zur Welt gekommen sind. Warum hat es Sie ausgerechnet zur LG Stadtwerke München verschlagen?Tobias Unger:
München ist eine tolle Stadt. Die Wurzeln bringen einen doch eher wieder dorthin zurück, wo man ursprünglich herkommt. Bei den LG Stadtwerken München gefällt mir die ganze Struktur. Es steckt ein professionelles Konzept dahinter. Ich habe jetzt quasi einen Drei-Jahres-Vertrag, mit dem ich langfristig Richtung 2012 planen kann. Ich wollte eine Veränderung, selbst wenn das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg genauso viel hätte zahlen können wie bisher. Für mich kam wirklich nur die LG Stadtwerke München ernsthaft in Betracht.
Also war nicht nur der Sponsorenrückzug in Kornwestheim der Grund, um noch einmal den Verein zu wechseln und etwas anderes auszuprobieren...
Tobias Unger:
Es sind bei uns Leichtathleten nicht die riesigen Summen wie beim Fußball, die Gang und Gäbe sind. Natürlich muss man im Studium abgesichert sein. Ich habe mich jetzt an der TU München erkundigt, ob ich hier Medizin weiterstudieren kann, weil ich in Tübingen noch Sport und Gesundheit auf Bachelor studiere. Es wird wahrscheinlich möglich sein, dass ich mich umschreiben kann, um die medizinischen Scheine in München zu machen. Ansonsten war es das Gesamtkonzept. Ich habe hier die Möglichkeit, mit Marius Broening zusammen zu arbeiten und ich bin gespannt, wie die Wochen, Monate und Jahre in München werden.
Sie haben das Münchner Konzept erwähnt. Was ist das Überzeugende an Ihrem neuen Umfeld?
Tobias Unger:
Durch Norman Feiler wird professionell herangegangen. Wir haben in München super Trainer, man wird super betreut. Die Stadtwerke München sind ein langfristiger Partner der LG. Man hat sportlich ein paar Zugpferde mit Fabian Schulze und Malte Mohr, die Tim Lobinger gefolgt sind. Vielleicht geht es im Sprint auch in diese Richtung, wenn ich jetzt mit Marius da bin. Vielleicht werden auch mehr Münchner regional angesprochen, um in die Leichtathletik zu kommen und den Club noch bekannter zu machen. Mit den Erfolgen stellt sich vielleicht auch noch eine hohe Mitgliederzahl ein, so dass man etwas bewegen kann.
Wie muss man sich die weitere Zusammenarbeit mit Ihrem Trainer Micky Corucle vorstellen? Werden Sie jeweils nach München ziehen?
Tobias Unger:
Das ist noch nicht hundertprozentig ausgemacht. Ich werde jetzt erst einmal über die Wochenenden in München sein und mit Micky weiter zusammenarbeiten. Nach der Hallensaison muss man schauen, wie es weiterläuft und ob ich mein Praktikum, das ich für die Uni noch machen muss, in München absolviere. Mittelfristig will ich auf jeden Fall fest in München wohnen. Wie es dann weiterläuft, ob Micky mir die Trainingspläne schreibt und Chauncey Johnson hier alles weitere übernimmt, muss man im Einzelnen noch klären. Momentan bin ich in einer guten Verfassung und auch mit Micky gut versorgt.
Wenn Sie Ihre sportliche Zielsetzung festmachen, wo soll es hingehen?
Tobias Unger:
Ich bin mir sicher, dass ich über 100 Meter noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht habe mit den 10,16 Sekunden, die ich 2005 gelaufen bin. Letztes Jahr bin ich 10,17 gelaufen, dieses Jahr 10,18. Es war also konstant unter 10,20 Sekunden. Um den großen Ausbruch zu schaffen, tut mir eine solche Veränderung wie jetzt auch ganz gut, um eine neue Motivation mitzunehmen. Wir haben die Hallen-Weltmeisterschaft, die interessant ist, dann die Europameisterschaft. Dafür ist die Qualifikation Pflicht. Dann will ich meinen Deutschen Meistertitel wenn möglich verteidigen. Die Konkurrenz aus Chemnitz und Wattenscheid wird nicht schwächer, deshalb sind das große Ziele, die aber auch zu realisieren sind.
Haben Sie die Möglichkeiten in München außerhalb des Sportlichen schon gecheckt?
Tobias Unger:
Ich habe bereits mit einem Auge nach einer Wohnung geschaut. Eventuell mache ich mit Fabian Schulze zusammen erst einmal eine kleine WG auf. Marius Broening wird sicherlich noch dazustoßen. In München selber kenne ich mich von Stachus bis Sendlinger Tor eigentlich sehr gut aus. Ich habe in München schon schöne Zeiten verbracht und ich freue mich auf die Zeiten, die noch kommen.