Tobias Unger - "Was jetzt kommt, ist Wahnsinn"
Nachdem Tobias Unger bei den Hallen-Weltmeisterschaften im März in Budapest die Bronzemedaille über 200 Meter gewonnen hatte, blieb er realistisch und sagte damals mit Blick auf Athen folgendes: "Zunächst muss ich mich erst einmal qualifizieren für Olympia und verletzungsfrei nach Athen kommen. Dann möchte ich in Topform sein und einfach so weit wie möglich kommen."
Tobias Unger stürmte ins Olympiafinale (Foto: Chai)
Jetzt steht der 25-Jährige im Olympiafinale von Athen, das heute Abend gestartet wird. In 20,54 Sekunden sprintete er in seinem Halbfinalrennen auf Rang vier und schaffte damit den Sprung in den Endlauf.Für den deutschen Sprint ist das ein Meilenstein. Dass ein deutscher Sprinter, egal ob über 100 oder 200 Meter, in einem olympischen Finale stand, ist 20 Jahre her. 1984 in Los Angeles belegte Ralf Lübke in 20,51 Sekunden Rang fünf.
"Ich freue mich riesig, dieses Finale erreicht zu haben. Alles was jetzt noch kommt, ist Wahnsinn", sagte der Sprinter von LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg. Der gelernte Bankkaufmann, der Betriebswirtschaftslehre studiert, nahm für die Olympiavorbereitung ein Urlaubssemester. Diese Investition hat sich jetzt ausgezahlt.
"Das machen wir auch so!"
Nachdem er im vergangenen Sommer bereits mit einer Bestzeit von 20,41 Sekunden überrascht hatte, scheiterte er dann bei der WM in Paris gleich im Vorlauf. Das schnelle Aus hatte verschiedene Gründe: Tobias Unger war leicht verletzt, hatte aufgrund seiner bis Juli dauernden Ausbildung nur nach Feierabend Zeit zum Training und war nervlich dem Druck eines WM-Starts noch nicht gewachsen. "Früher haben wir die Amerikaner bewundert, weil die immer so locker drauf sind. Jetzt haben wir beschlossen: das machen wir auch so", erzählte Tobias Unger.
Dabei war es für ihn allerdings nicht einfach, nach dem Erreichen des Halbfinales sich noch einmal 100prozentig zu motivieren. "Nach dem Zwischenlauf war die Spannung von mir abgefallen. Ich habe das gemerkt, mich dann schon tagsüber zusammengerissen und mir gesagt. Ich gehe jetzt einfach frech in diesen Lauf hinein." Das hat funktioniert, wobei Tobias Unger ursprünglich davon ausging, "dass ich hier als Fünfter oder Sechster herausfallen werde". Das änderte sich jedoch im Laufe des Abends. "Als ich ins Stadion kam, hatte ich das Gefühl, hier doch eine Chance zu haben."
Ehrenvolles Finale
"Es ist eine große Ehre für mich, in einem olympischen 200-Meter-Finale gegen eine derartige Konkurrenz zu stehen." Besonders freut sich Tobias Unger, dass er gemeinsam mit Frank Fredericks im Finale laufen wird. Den hat er das erste Mal gesehen, als der Sprinter aus Namibia bei der WM in Stuttgart am Start war. Damals wurde der inzwischen 36-Jährige Weltmeister über 200 Meter. Und Tobias Unger war damals 14 Jahre alt.
Im Halbfinale qualifizierte sich Tobias Unger übrigens auf Bahn zwei für den Endlauf. Das ist eine Bahn, an die er eigentlich schlechte Erinnerungen hatte. "Denn in Paris bin ich, als ich ausschied, auch auf Bahn zwei gerannt, insofern hatte ich etwas gut zu machen." Generell liegen ihm die Innenbahnen nicht so sehr, "denn ich habe da aufgrund meiner großen Schritte Probleme."
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