Toby Stevenson – Willkommen im Club
Am vergangenen Wochenende katapultierte sich ein bis dahin nur den Insidern bekannter Mann in die Schlagzeilen. Toby Stevenson, US-Amerikaner, 27 Jahre alt. Der Stabhochspringer überquerte bei den Modesto Relays die magischen sechs Meter und steht nun in der ewigen Freiluft-Weltbestenliste gemeinsam mit Rodion Gataullin und Tim Lobinger auf Platz sieben. Doch wer ist dieser Teufelskerl?
Toby Stevenson sprang sich in die Schlagzeilen (Foto: Chai)
Auch wenn die Leistungsexplosion überrascht, so kommt sie nicht von ungefähr. Bereits in der jüngsten Hallensaison bot Toby Stevenson mit 5,81 Metern eine Höhe an, die ihn für die Weltelite qualifizierte. Entsprechend war er auch bei der Hallen-WM in Budapest dabei, dort scheiterte er aber an der Ausscheidung. International konnte er abgesehen davon erst einmal so richtig in Erscheinung treten. Im letzten Jahr holte der gebürtige Texaner, der jetzt in Kalifornien lebt, abseits der Aufmerksamkeit in Europa Gold bei den Pan-American Games in der Dominikanischen Republik. Damit ist das Wichtigste aus seiner Vita bereits abgearbeitet, was jetzt zählt, ist die Gegenwart.
Alles gepasst
"Es hat zuletzt alles zusammengepasst", sagte Toby Stevenson, der Surfen und Musik als Hobbies angibt, nach seinem Sechs-Meter-Sprung, "meine Ernährung, mein Training, einfach alles."
Vorbei ist nun, so hofft er, die Zeit, in der er in der Szene nur als der "Stabhochspringer mit dem Helm" Aufmerksamkeit abbekam. "Jetzt kennt man mich hoffentlich vor allem als guten Stabhochspringer", meint er.
Als solcher kann er nur ein Ziel haben. Die Olympiateilnahme im Sommer in Athen. Darauf will er sich jetzt konzentrieren, den Verlockungen von gut dotierten Starts in Europa bis zu den Olympia-Ausscheidungen im Juli widerstehen. "Ich brauche nur gesund zu bleiben, Verletzungen vermeiden und ich darf mich jetzt bloß nicht durch das Gerede ablenken lassen", gibt er sich recht fokussiert.
Ohne Stabhochsprungtrainer erfolgreich
Vielleicht ist das auch ein Geheimnis seines plötzlichen Erfolges. Denn es erstaunt, dass gerade einer wie Toby Stevenson, dem nicht einmal ein Techniktrainer zur Seite steht, dass Zeug hat, den Olymp in Athen zu erklimmen.
Aber vielleicht braucht er auch gar keinen Coach, denn er ist selber einer, hat zwei Jahre lang an der Stanford University sein Wissen als Trainer weitergegeben. Momentan ergänzt er sich mit seinem Trainingskollegen Kurt Hannah. Zusammen greift ihnen Todd Henson als Konditions- und Fitnessberater unter die Arme.
Dieser fand zumindest eines heraus: "Toby hat einen exzellenten Anlauf, der fast für's Lehrbuch taugt." Damit kann man offensichtlich viel erreichen. Ob der Höhenflug von Modesto eine Eintagsfliege war oder Wiederholung erfährt, werden nun die nächsten Wochen zeigen. Bereits am nächsten Wochenende steht der nächste Wettkampf in Phoenix an.