Tom Gröschel hat sich am Sonntag beim Metro Marathon Düsseldorf den deutschen Meistertitel gesichert. Mit einem furiosen Finish knackte der 27-Jährige Rostocker mit 2:15:20 Stunden auch die Team-Norm für die EM im August in Berlin.
Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) kam am Sonntag nach seinem Zieleinlauf am Düsseldorfer Rheinufer zunächst gar nicht mehr aus dem Jubeln und dann nicht mehr aus dem Händeschütteln und Schulterklopfen heraus. In 2:15:20 Stunden hatte der Polizist ein verheißungsvolles Debüt über die klassische Langstrecke abgeliefert – ein so nicht erwarteter Coup. Und das, obwohl die Vorbereitung alles andere als rund gelaufen war.
Erst drei Wochen zuvor konnte Tom Gröschel nach einer Verletzungspause bei der Halbmarathon-DM in Hannover wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen - als Vierter in 66:20 Minuten. Beim Höhentrainingslager in Kenia hatten ihn Anfang des Jahres Fersenprobleme gehandicapt. Dort konnte er seinen Zimmerkameraden Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) und Amanal Petros (SV Brackwede) bei Dauerläufen vom Fahrrad aus Getränke reichen.
Internationale Erfahrung bei Cross-EM gesammelt
„Ich habe so lange Probleme mit Verletzungen gehabt und mich immer wieder heran gekämpft. Was jetzt dabei heraus gekommen ist, habe ich selbst nicht für möglich gehalten“, veranschaulicht Tom Gröschel, der zur Wattenscheider Trainingsgruppe um Tono Kirschbaum gehört.
Sein Düsseldorfer Auftritt war eine eindrucksvolle Demonstration, dass er gelernt hat, Kräfte besser einzuteilen. Bei seinen bislang vier Auftritten bei Cross-Europameisterschaften war er leicht unter seinen Möglichkeiten geblieben. 2012 hatte es dennoch immerhin zu Platz 19 in der U20 und 2013 zu Platz 20 in der U23 gereicht – als Bester des siebtplatzieren DLV-Teams.
Starke Schlussphase
„Ich habe in der ersten Hälfte einfach versucht in der Gruppe mit zu schwimmen. Dann haben die Jungs anfangs der zweiten Hälfte ziemlich aufs Tempo gedrückt und ich habe gedacht: das kann ich nicht. Ich muss mein Rennen laufen, meine Geschwindigkeit“, kommentiert Tom Gröschel rückblickend den Verlauf des Meisterschaftsrennens, bei dem er auf dem letzten Viertel Schritt für Schritt wieder zu den enteilten Konkurrenten aufschloss.
„Meine Trainingsgruppe aus Wattenscheid, meine Freunde, alle sind hier. Sie haben sich überall verteilt und geschrien, ich soll laufen, laufen“, erzählte Tom Gröschel im Ziel. „Und ich bin dann wieder rangekommen. Ich habe auch keine Orientierung mehr gehabt, wo ich bin. Ich habe einfach nur noch das Ziel heran gesehnt.“ Anderthalb Kilometer vor Schluss lag er mit dem bis dato in der Meisterschaftswertung führenden späteren Vize-Meister Sebastian Reinwand (ART Düsseldorf) gleichauf. „Dann riefen die Zuschauer: Du kannst es werden, renn, renn!“, schildert der Überraschungssieger der DM.
Erst Kurzurlaub, dann EM-Vorbereitung
Seine Möglichkeiten im Straßenlauf aufblitzen lassen hatte Tom Gröschel schon im Oktober 2016 beim Halbmarathon in Köln. Damals siegte er in starken 64:52 Minuten. Schon als Kind hat er Leichtathletik betrieben. Über den Schulsport kam der Norddeutsche zum LAC Mühl Rosin. Abseits der Laufstrecken interessiert er sich auch für Wintersport. „Speziell Biathlon hat es mir da angetan. Die Kombination aus Präzision und Ausdauer fasziniert mich besonders. Ich würde es gern selbst mal ausprobieren“, erzählt der potenzielle EM-Teilnehmer.
Die für einen EM-Start im Rahmen der Team-Wertung geforderten 2:17:00 Stunden hat der Novize jedenfalls deutlich unterboten. Klar, dass er nun der Nominierung entgegenfiebert. „Ein paar Tage ins Warme fliegen und die Beine ins Meer hängen“, lautet die Antwort auf die Frage nach möglicherweise anstehenden Aktivitäten. Der Kurzurlaub wäre sozusagen die Ruhe vor dem Sturm. Denn der nächste Marathonstart kommt bestimmt – möglicherweise schon am 12. August in Berlin im Nationaltrikot.
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