Top-Athleten büffeln wieder
Mehrere große Namen tummeln sich in diesen Tagen auf dem Sportgelände der Johannes Gutenberg-Universität. Franka Dietzsch, Nadine Kleinert, Charles Friedek oder Tim Lobinger: Sie alle sind nach Mainz gekommen, um den A-Trainerschein des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zu erlangen. Viele von ihnen hatten im vergangenen Herbst in Kienbaum bereits die B-Trainerausbildung bestritten.
Sieben Tage lang sind die aktiven und ehemaligen Athleten nun von morgens bis abends beschäftigt, hören Vorträge und absolvieren Praxis-Einheiten. Das alles mit der großen Hoffnung, nach der Karriere vielleicht ein erfolgreicher Trainer zu werden.„Bei mir war es früher so, dass ich im Trainingsalltag viele Dinge, die mein Trainer vorgab, gar nicht hinterfragt habe. Doch nun sehe ich all diese Trainingsmethoden und -abläufe aus einem ganz anderen Blickwinkel“, sagte Franka Dietzsch, ehemalige Diskuswerferin und dreimalige Weltmeisterin. Nachdem die 42-Jährige im Herbst 2009 ihre Karriere beendet hatte, „bin ich mir jetzt noch nicht so ganz sicher, welchen Berufsweg ich genau einschlagen will. Deshalb ist das eine wunderbare Möglichkeit durch den DLV, sich im Trainingsbereich sehr gut fortbilden zu können“, betonte die Neubrandenburgerin, die den A-Trainerschein gemeinsam mit 46 weiteren Bewerbern anstrebt.
Abschluss im September
Nach den sieben Tagen am Dalheimer Weg, die am Samstag zu Ende gehen, müssen die Teilnehmer eine 30- bis 50-seitige Hausarbeit schreiben. Ende September treffen sich Franka Dietzsch & Co. wieder in Mainz zu einem abschließenden Wochenende, um noch eine mündliche Prüfung zu absolvieren - und dann hoffentlich den begehrten A-Trainerschein in den Händen zu halten.
Ausrichter des A-Trainer-Lehrgangs ist die Trainerschule des DLV, die seit 1995 im Mainzer Berno-Wischmann-Haus untergebracht ist. Dr. Wolfgang Killing, Leiter der Trainerschule, freute sich über die hochkarätigen Referenten und Übungsleiter, die er auch dieses Jahr gewinnen konnte.
Impulse von Betty Heidler
Denn neben zahlreichen Bundestrainern hatten auch mehrere aktive Topathleten den Weg nach Mainz gefunden, um ihre Disziplin den 47 Trainernovizen näher zu bringen. So zum Beispiel die Frankfurterin Betty Heidler, amtierende Europameisterin und Vize-Weltmeisterin im Hammerwerfen. Gemeinsam mit Bundestrainer Michael Deyhle leitete sie eine Praxis-Einheit in der Sporthalle, während die Trainerlehrlinge gespannt lauschten. „Ich freue mich sehr, dass ich den A-Schein-Bewerbern zeigen kann, wie ich mit meinem Heimtrainer arbeite. Hoffentlich konnte ich ihnen ein paar Impulse mitgeben“, sagte die 27-Jährige.
Parallel sorgte Ronald Weigel für richtig gute Stimmung, als der 51-Jährige die Praxis-Einheit im Gehen mit hohem Spaßfaktor leitete. Der ehemalige Weltmeister und Olympia-Zweite schaute nämlich ganz genau hin - und zückte augenzwinkernd die gelbe Karte, wenn er mit seinen Schützlingen nicht zufrieden war. Als hochkarätige Referenten im Hörsaal standen unter anderem Christian Reif, amtierender Europameister im Weitsprung vom ABC Ludwigshafen, und Boris Henry, der erst 37 Jahre alte Bundestrainer im Speerwurf, zur Verfügung.
Hohes Ausbildungsniveau
„Die A-Trainer-Ausbildung gibt es seit 1974 und wird im zweijährigen Rhythmus ausgerichtet - übrigens sehr häufig hier in Mainz. Das Ausbildungsniveau ist jedes Mal sehr, sehr hoch“, sagte Dr. Wolfgang Killing, der das gute Klima und die Wissbegierde der Bewerber hervor hob („Die Durchfallquote liegt unter fünf Prozent“).
Nach gemeinsamen Plenums-Vorträgen am Vormittag teilen sich die Athleten nachmittags in mehrere Gruppen auf, um spezielle Disziplinen näher unter die Lupe zu nehmen. „Natürlich können wir innerhalb einer Woche keine fertigen Trainer backen“, so Dr. Wolfgang Killing, „doch wir schaffen ein Bewusstsein, um zu erkennen, was im Trainingsalltag wichtig ist.“ Und Fakt ist: Durch die DLV-Trainerschule in Mainz gelingt es regelmäßig, viele kompetente A-Trainer auszubilden, was der gesamten deutschen Leichtathletik zugute kommt.