Top-Masters im Portrait - Ulrike Julien
Die Saarländer Seniorin Ulrike Julien (LAC Saarlouis) ist mit 42 Jahren in ihrem Landesverband immer noch eine Nummer eins und brachte von den 3. Senioren-Hallen-Weltmeisterschaften in Clermont-Ferrand (Frankreich) Ende März eine Silbermedaille mit nach Hause.
Nach wie vor eilt Ulrike Julien vom LAC Saarlouis von Erfolg zu Erfolg. In einem Alter, in dem viele ihre Spikes längst an den Nagel gehängt haben, verteidigte sie bei den Saarländischen Hallen-Meisterschaften ihren Frauentitel im Hochsprung. Dabei hätten einige Gegnerinnen, die gerade mal 20 Jahre alt waren, ihre Töchter sein können.Doch am Ende lässt Ulrike Julien die junge Konkurrenz meist ganz schön alt aussehen. „Das macht einen schon stolz, wenn man es den Jungen mit 42 noch immer zeigen kann“, sagt sie mit einem Grinsen. „Andererseits ist es traurig, dass bei den Frauen im Saarland ein Stillstand zu beobachten ist.“ Sie selbst hat ihr Niveau nach der Geburt von Sohn Max 1999 gehalten. Und das will was heißen. So ist sie im Hochsprung viermalige deutsche Vize-Meisterin bei den Senioren und belegte 2007 mit 1,62 Metern Platz sechs in der W40-Weltbestenliste.
Keine Gedanken ans Aufhören
Gedanken ans Aufhören hat sie sich noch nicht gemacht. „Der ganze Spaß am Sport ist meine Motivation. Das ist so etwas wie positiver Stress“, sagt sie und hat ehrgeizige Ziele. Im März startete sie in ihrer Paradedisziplin im französischen Clermont-Ferrand erstmals bei einer Weltmeisterschaft, wo sie als Zweite mit der gleichen Höhe wie die Siegerin Elena Samasho aus Russland (1,63 m) die Silbermedaille gewann.
Außerdem trat sie auch im Weitsprung an, wo sie ihre Siegesweite von 5,01 Metern im zweiten Versuch erzielte, was Platz sechs einbrachte. Kurz vorher stand bei der Senioren-Hallen-DM in Erfurt noch ein letzter Form-Test an und dort wurde sie mit 1,54 Metern Deutsche Senioren Hallen-Vizemeisterin und nur von Anett Damme vom 1. LAV Sternberg (LV Mecklenburg-Vorpommern) bezwungen.
Trainerin einer Kindergruppe
Doch das soll das anders werden und damit dieses Vorhaben klappt, absolviert „Uli“, wie sie von ihren Teamkollegen genannt wird, vier Trainingseinheiten pro Woche. Außerdem trainiert sie eine Kindergruppe beim LAC Saarlouis. Die Wettkämpfe sind aber nur möglich, weil sie samstags auch mal vom Arbeitgeber, einem Saarlouiser Kaufhaus, frei bekommt oder einer der lieben Kollegen den Dienst mit ihr tauscht.
Ulrike Julien kann sich ein Leben ohne Sport nicht mehr vorstellen, dabei kam sie mit 17 Jahren erst spät über ihre Schwester zu ihrem damaligen Verein, der LG Berus. Dort versuchte sie sich bei Trainer Michael Meyer in vielen Disziplinen und hält unter ihrem Mädchennamen Ulrike Hoffmann noch heute 21 Vereinsrekorde. Ihren ersten Saarland-Meistertitel holte sie 1983 mit der Siebenkampf-Mannschaft der LG Berus. Dem folgten bis heute 19 weitere bei den Aktiven und fast genau so viele bei den Senioren.
1997 erfolgreichstes Jahr
1995 wechselte sie nach der Gründung des LAC Saarlouis zu ihrem heutigen Verein, wo sie seitdem bei Heinz Motsch trainiert und 1997 ihr erfolgreichstes Jahr hatte: In verschiedenen Disziplinen sammelte sie mit Seniorentiteln elf Saarlandmeistertitel, wurde über 400 Meter Deutsche Seniorenmeisterin und sicherte sich Silber im Hochsprung sowie Bronze über 200 Meter.
Dank dieser Erfolge wurde sie 1998 zur Saarlouiser „Sportlerin des Jahres“ gewählt. Genau zehn Jahre später folgte 2007 neben Silber im Hochsprung ihr zweiter deutscher Meistertitel, diesmal im Senioren-Mehrkampf, in dem sie bisher auch viermalige Süddeutsche Meisterin ist.
Erinnerungen an verrückten Wettkampf
Trotz aller nationalen Erfolge bleibt ihre Hochsprung-Bestleistung von 1,80 Metern aber ihr schönstes Erlebnis. „Das war 1993 in St. Wendel ein verrückter Wettkampf“, erinnert sie sich und muss lachen. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte, weil mein Trainer nicht da war. So habe ich schon bei 1,40 Metern angefangen und bin jede Höhe gesprungen.“
Außerdem erinnert sie sich gerne an die Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Wesel zurück, wo sie 1997 im Reigen von Weltmeisterin Sabine Braun und anderen Größen ihre Bestleistung von 4.855 Punkten im Siebenkampf aufstellte. Schöne Erinnerungen hat sie aber auch an die Vizemeisterschaft mit der 4x400 Meter-Staffel bei den Süddeutschen Meisterschaften 1997 in Ludwigshafen: „Da waren wir vorübergehend sogar auf Platz fünf in der DLV-Bestenliste.“