Top Ten der EM - Männer
„Stand up for the champions!“ Die zehn Männer, die uns bei den 18. Leichtathletik-Europameisterschaften am meisten beeindruckt haben:
Botschafter des Gehens: Robert Korzienowski (Foto: Kiefner)
Ralf BartelsDie deutsche Lokomotive dieser Europameisterschaften stößt Kugel. Ralf Bartels sorgte mit seiner Bronzemedaille für die Initialzündung. Nachdem sich der Neubrandenburger im Münchner Regen mit 20,58 Metern unerwartet aufs Treppchen stieß, war plötzlich alles viel einfacher.
Dieter Baumann
Bei dem 10.000 Meter- Rennen des Olympiasiegers von 1992 stand das Stadion Kopf, weil es auf den letzten 100 Metern fast zu einem Fotofinish gekommen wäre. Der Schwabe gewann vor den Augen seiner bangenden Gattin Isabelle hinter dem Spanier Jose Manuel Martinez Silber. Dabei harrten die Zuschauer im übelsten Regen hartnäckig aus, um den Tübinger zu feiern und nach dem Rennen hingen die Medienvertretern einmal mehr an den Lippen des Langstrecklers. Kurz nach seinem Medaillencoup gab Dieter Baumann, der sagt, er laufe nur für sich, seine Zusage, auch beim Weltcup in Madrid wieder das DLV-Trikot überzustreifen.
Robert Korzeniowski
Der Pole war über 50 km Gehen der Topfavorit auf Gold und gewann mit vier Minuten Vorsprung und nach gut dreieinhalbstündiger Arbeit in neuer Weltbestleistung von 3:36:39 Stunden überlegen den Wettkampf. Seine Abschiedstour will Robert Korzeniowski nun bei den Weltmeisterschaften in Paris und in zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Athen fortsetzen. Auch in München präsentierte sich der Nationalheld der Polen wieder von seiner besten Seite und das nicht nur auf der Strecke. Robert Korzeniowski ist und bleibt ein Zugpferd und ein Botschafter des Gehens! Das hat er in München einmal mehr eindrucksvoll unterstrichen.
Ingo Schultz
Der 400 Meter-Läufer holte die einzige Goldmedaille in einer Einzeldisziplin für das deutsche Team. Unnachahmlich locker entschied er die Viertelmeile knapp vor dem Spanier David Canal für sich. Zudem sorgte der Oberleutnant auch in den Wettkampfpausen für gesellschaftliche Unterhaltung. Zukünftig geben wir uns auch mit sportlichen Schlagzeilen zufrieden.
Roman Sebrle
Der Weltrekordler im Zehnkampf war an den zwei Wettkampftagen in München unschlagbar. Er zeigte, bei zum Teil eher schlechten Bedingungen, mit 8800 Punkten eine Weltklasseleistung und verpasste nur um 11 Punkte den von Daley Thompson gehaltenen Europameisterschaftsrekord. Der Tscheche war in München der „König der Athleten“ und ließ sich auf seinem Weg zu Gold von den anderen großen Namen wie Nool oder Dvorak nicht beirren. Außerdem fungierte Roman Sebrle auch als Botschafter für die EM.
Sebastian Knabe
Der Zehnkämpfer fabrizierte einen „Salto Nullo“ im Stabhochsprung, setzte aber danach den Wettkampf fort und warf in der vorletzten Disziplin, dem Speerwurf, eine neue Bestleistung. Hut ab vor diesem Kampfgeist. „Ich wollte unbedingt die Ehrenrunde in einem vollen Stadion mitmachen“, so der Hallenser nach dem erlösenden 1.500-Meter-Lauf. Die Ovationen der Zuschauer jedenfalls hat sich der Letzte (Sebastian Knabe) ebenso verdient wie der Erste (Roman Sebrle).
Florian Schwarthoff
Zusammen mit Colin Jackson sagte der Architekt in München „Servus“. Der Brite wurde zum vierten Mal Europameister – Schwarthoff blieb ein weiterer vierter Rang. Deshalb verschob der Dortmunder seine Entscheidung über die sportliche Rente in den Herbst. „Fragen Sie mich dann noch einmal, im Moment macht es einfach zu viel Spaß.“ Uns auch, Flo, uns auch!
Steve Backley
Der Speerwerfer gewann in München mit 88,54 Meter seinen vierten Europameisterschaftstitel nacheinander und schlug dabei die favorisierten Jan Zelezny und Sergej Makarow. Die kontinentalen Titelkämpfe scheinen ihm zu liegen und deshalb schließt er wohl auch nicht aus, in vier Jahren in Göteborg – dann wäre er 37 Jahre alt – wieder mit dabei zu sein. Sein mittelfristiges Ziel ist allerdings Olympia 2004 in Athen. „Dann denke ich von Jahr zu Jahr“, meint der Brite.
Andre Bucher
Der Schweizer holte, nach langer Verletzungspause, in seinem erst vierten Rennen der Saison Silber über 800 Meter hinter Wilson Kipketer aus Dänemark. Er stieg erst wenige Wochen vor der EM in die Saison ein und stellte sich trotz fehlender Topform erfolgreich der Konkurrenz. Dabei war er in das Finale nur als einer der zwei Zeitschnellsten gerutscht. Der Weltmeister ist zurück, auch wenn die ganz schnellen Zeiten wohl erst wieder nächstes Jahr von ihm zu erwarten sind.
Jens Dautzenberg
Der große Pechvogel dieser EM. Der 400-Meter-Läufer wurde auf der Zielgerade von dem heraneilenden Polen Marek Plawgo umgestossen und die deutsche Staffel um ihre Medaillenchance gebracht. 48.500 Zuschauer hätten den 28-Jährigen am liebsten in den Arm genommen. Bei den Weltmeisterschaften 2003 in Paris wollen wir Jens Dautzenberg jubeln sehen, mögen seine Socken auch noch so stinken.