| Interview der Woche

Torben Blech: „Irgendwann Höhen von 5,80 Meter springen“

Stabhochsprung-Quereinsteiger Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) kommt in seiner neuen Disziplin an. Am Samstag beim Neujahrsspringen in Merzig belegte er in einem Weltklasse-Feld mit neuer Hallenbestleistung von 5,41 Metern Rang zwei. Anschließend verriet er, warum der Zehnkampf kein Thema mehr für ihn ist, wie sich dadurch sein Training verändert hat und welche sportlichen Ziele er sich für die Zukunft gesetzt hat.
Manuel Keil

Torben Blech, Sie haben mit dem Season-Opening in Leverkusen und dem Neujahrsspringen in Merzig nun die ersten beiden Saisonwettkämpfe absolviert und sind beide Male Hallenbestleistung gesprungen. Dafür zunächst herzlichen Glückwunsch. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Auftakt?

Torben Blech:

Dankeschön. Damit bin ich sehr zufrieden. Das war eigentlich genau so, wie ich es mir vorgenommen hatte. Nach dem Wechsel der Disziplin mit sehr viel filigraner Technikarbeit ist natürlich klar, dass noch nicht alles zu 100 Prozent läuft und man hin und wieder in alte Technikmuster zurückfällt. Aber ich habe mir genau diese Höhen vorgenommen. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Wettkämpfen noch konstanter bin und zehn Zentimeter draufpacken kann, dann wäre ich mit der Hallensaison mehr als zufrieden.

Aber mit dem zweiten Platz im international erfahrenen Teilnehmerfeld hier in Merzig haben Sie vermutlich nicht gerechnet, oder?

Torben Blech:

Nein, damit sicher nicht. Der zweite Platz und die Stimmung waren einfach geil.

Sie sprechen Ihren Disziplinwechsel selbst an. 2017 waren Sie noch Deutscher U23-Meister im Zehnkampf. Wie kam es dann genau zu dem Wechsel?

Torben Blech:

Ich habe extreme Probleme mit Verletzungen gehabt. Da waren Rückenprobleme, Knieprobleme und Fußprobleme. Gerade im Mehrkampf ist aber die Konstanz und Kontinuität über mehrere Jahre wichtig, um aus einem Talent einen guten Zehnkämpfer zu machen. Ich habe es leider nie geschafft, mal ein Jahr komplett durchzutrainieren. Wenn man dann immer wieder bei Null anfängt, macht es irgendwann keinen Spaß mehr. Das Zehnkampf-Sabbatjahr 2018 hat letztlich bei der Entscheidung geholfen.

Und warum ist es der Stabhochsprung geworden?

Torben Blech:

Mit dem Stabhochsprung hatte ich Gott sei Dank eine Disziplin, die ich sehr gut konnte für einen Mehrkämpfer und wo mir viel Potential zugesprochen wurde. Leicht war der Wechsel zwar nicht, aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Mir geht es echt gut damit. Ich habe keine Probleme mit Verletzungen und bin super zufrieden.

Wann haben Sie mit dem Stabhochsprung angefangen, war das speziell für den Mehrkampf?

Torben Blech:

Ich habe eigentlich erst recht spät mit 14 oder 15 Jahren mit dem Stabhochsprung angefangen, weil ich früher Achtkampf und Neunkampf gemacht habe. Zwischendrin hatte ich sogar mal zwei Jahre, in denen ich mir Technikbilder selbst erarbeiten musste, weil ich ohne Trainer trainiert habe. Da habe ich mir Videos von den Großen angeschaut. Trotzdem hat mir die Disziplin von Anfang an Spaß gemacht, auch weil sie sehr anspruchsvoll ist.

Und wie ist es, nun bei den Spezialisten dabei zu sein, auch an solch exotischen Orten wie dem Zeltpalast, wo Stabhochspringer ja anders als Zehnkämpfer Wettkämpfe absolvieren können?

Torben Blech:

Das ist einfach nur geil. Ich hatte letztes Jahr ja schon das Vergnügen das Domspringen in Aachen mitzumachen, da konnte ich erstmals reinschnuppern. Es macht mich stolz, dass ich jetzt schon mit der Weltklasse springen kann, auch wenn ich mich noch nicht mit ihr messen kann. Im direkten Wettkampf mit den Großen sieht man so schon mal, wo man selbst hin will. Ein Zelt ist natürlich besonders. Die Leute sind extrem nah dran, die Stimmung bleibt komplett drin und man spürt sogar den Bass der Musik. Das macht einfach Bock.

Das Training ist ja bestimmt auch etwas ganz anderes als das Mehrkampftraining. Wie sieht denn eine typische Trainingswoche aus und was hat sich hauptsächlich geändert?

Torben Blech:

Hauptsächlich geändert hat sich, dass die Umfänge geringer sind. Das sind jetzt nicht mehr diese Extremumfänge an Tempoläufen und Krafteinheiten. Die Inhalte sind jetzt spezieller, zwar auch sehr intensiv, aber nicht mehr so, dass man jeden Tag mit brutalem Muskelkater aufsteht. Es ist im Moment einfach die perfekte Mischung aus Sprint- und Sprungtraining. Im Techniktraining macht meine Heimtrainerin Christine Adams eine Top-Arbeit. Wir sind mit Bo Kanda Lita Baehre und den anderen eine tolle Trainingsgruppe. Sonst hat sich aber nicht viel geändert.

Was haben Sie in dieser Hallensaison noch vor?

Torben Blech:

Da freue ich mich auf die Hallen-DM. Von der Höhe will ich auf jeden Fall noch die 5,50 Meter springen. Alles über meiner Freiluftbestleistung von 5,42 Metern nehme ich gerne mit. Als nächstes starte ich am Wochenende zu Hause in Leverkusen bei den Nordrhein-Hallenmeisterschaften und dann darf ich am 10. Februar noch in Chemnitz springen.

Und was sind langfristig Ihre Ziele?

Torben Blech:

Ich mache keinen Leistungsport, um jede Woche 5,30 Meter zu springen. Ich will in zwei, drei oder vier Jahren vielleicht auch einmal Höhen von 5,80 Metern springen. Sonst würde ich nicht so viele Stunden ins Training investieren. Und dann schauen wir mal, welche Erfolge damit herauskommen können.

Mehr:

<link news:67044>Bo Kanda Lita Baehre gewinnt in Merzig mit EM-Norm

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