Torsten Schmidt will zurück in die Erfolgsspur
Weihnachtszeit, eine Zeit der Besinnung und der Ruhe. Zeit, um das Vergangene Revue passieren zu lassen und Pläne fürs neue Jahr zu schmieden. Für Diskuswerfer Torsten Schmidt vom 1. LAV Rostock fällt die Bilanz für 2005 allerdings nicht so positiv aus. Seit seinem neunten Platz bei den Olympischen Spielen in Athen ist es um den sympathischen Rostocker ruhig geworden.
Torsten Schmidt blickt wieder optimistisch in die Zukunft (Foto: Chai)
Nun will er zusammen mit Weltmeistertrainer Dieter Kollark an alte Erfolge anknüpfen.Noch vor einem Jahr fiel das Saisonfazit bedeutend besser aus. Bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm sicherte er sich mit einem zweiten Platz hinter dem Wattenscheider Michael Möllenbeck endgültig sein Olympiaticket. Drei Wochen vor den Spielen landete sein Arbeitsgerät beim Werfermeeting in Thum bei exakt 64,78 Metern, was eine neue persönliche Bestleistung für den Mann von der Ostsee bedeutete.
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen war vorerst der Höhepunkt in seiner Karriere. "2004 war ein guter Start in die Zukunft", resümiert Torsten Schmidt. Auf diesen Leistungen wollte er für die nächste Saison aufbauen. Doch es klappte in diesem Jahr nicht wie gewünscht.
Kein Monat der Regeneration
Die Ursachen dafür sucht er schon direkt im Zeitraum nach der letztjährigen Olympia-Saison. Im Oktober stand damals ein Unteroffizierslehrgang bei der Bundeswehr auf dem Programm. "Doch das ist eigentlich der Monat, den ich für meine Regeneration brauche." Durch die fehlende Erholung stellten sich danach "körperliche Schwierigkeiten" ein. "Ich hatte muskuläre Probleme mit dem Wurfarm, konnte ihn nicht mehr richtig strecken." Mit zunehmendem Training wurden die Probleme immer deutlicher, bis hin zur "absoluten Hoffnungslosigkeit beim Werfen".
Hinzu kam der Weggang seines inzwischen ehemaligen Trainers Jürgen Schult. "Ich hatte das Angebot, mit ihm nach Berlin zu gehen", sagt Torsten Schmidt, "doch ich fühlte und fühle mich wohl hier in Rostock." So ist er in der Folgezeit immer wieder zwischen diesen beiden Orten gependelt. "Die Fahrerei war schon sehr anstrengend und der Therapie für den Wurfarm war das bestimmt auch nicht förderlich."
Guten Willen zeigen
Doch er wollte "guten Willen zeigen", schließlich war die Situation um ihn und seinen Trainer durch verschiedenste Gerüchte nicht die Leichteste. Bereut hat er die Zeit seit 2001 mit Jürgen Schult allerdings nie. "Es sind Impulse im Training entstanden, die mich vorangebracht haben."
In den ersten Wettkämpfen im Frühjahr trat die Verletzung dann deutlich in den Vordergrund. "Ich konnte den Arm immer noch nicht richtig strecken, die Technik war schlecht und die Wettkampfergebnisse dementsprechend." An seine persönliche Bestleistung aus dem Vorjahr kam er nicht heran, seinen besten Versuch in dieser Saison mit 62,73 Meter erzielte er bei den Landesmeisterschaften in Schwerin. Unter Abwesenheit von Diskus-Altmeister Lars Riedel (LAC Erdgas Chemnitz) holte er bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid noch die Bronze-Medaille. Zufrieden war er mit der Situation und seinen Leistungen natürlich nicht.
Anschluss in Neubrandenburg
Es musste etwas passieren. Auf Initiative des Vereins fand er nun mit Erfolgscoach Dieter Kollark einen neuen Trainer. "Ich trainiere im Wechsel eine Woche in Neubrandenburg und eine Woche in Rostock", beschreibt der 31-Jährige seine neue Situation. Mit einem kleinen Fußballspiel gleich am ersten Tag wurde er in die Trainingsgruppe um Weltmeisterin Franka Dietzsch und U23-Europameisterin Petra Lammert aufgenommen. "Das sind alles Leute, die man kennt. So ist für mich nicht viel Neues dabei."
Torsten Schmidt ist bereits heiß auf die kommende Saison. "Das Training ist noch längst nicht ausgereizt", sieht er Chancen. Zudem hat sein neuer Trainer zum Teil andere Ansichten in der Technikschulung, die ihn zu einer insgesamt besseren Technik verhelfen sollen. Im Training muss er allerdings noch ein wenig kürzer treten.
Eingriff und Therapie
Im Herbst wurden ihm in der Ostsee-Klinik Damp Verknöcherungen, sogenannte Osteophyten, aus der Handwurzel seines Wurfarms und der rechten Fußwurzel entfernt, die ihn immer wieder beim Training und im Wettkampf behindert haben. Deshalb stand für ihn kurz vor Weihnachten eine zweiwöchige Therapie in der Moorbad-Klinik im nahegelegenen Bad Doberan, in der auch schon Marathonläuferin und Vereinskameradin Ulrike Maisch nach ihrer Verletzung im Behandlung war, auf dem Plan.
Für die nächste Saison nehmen sich er und sein neuer Trainer viel vor. Eine neue persönliche Bestleistung soll her, damit auch die EM-Qualifikation. Bei der Europameisterschaft im schwedischen Göteborg möchte er den Endkampf erreichen. "Wenn sich alles normal entwickelt, sollte das durchaus möglich sein", gibt er sich optimistisch.
"Jeder kann jeden schlagen"
Die Diskus-Konkurrenz im eigenen Lager ist allerdings sehr stark. Mit Haudegen Lars Riedel, dem WM-Dritten Michael Möllenbeck und dem Berliner U23-Europameister Robert Harting hat Torsten Schmidt starke Gegner im Kampf um die drei Startplätze für die EM. Doch Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft.
Seine Chance sieht der 2,07 Meter große Athlet dennoch: "Jeder kann jeden schlagen", meint er. Wenn er es schafft, die anderen zu schlagen, wird seine Bilanz im nächsten Jahr zu Weihnachten sicherlich besser ausfallen, als in diesem.