Trainer im Fokus - Sven Lang
Sie stehen hinter den Erfolgen der deutschen Topathleten, feilen mit ihnen an ihren Leistungen, jubeln und leiden mit ihren Schützlingen – und bleiben doch meist im Hintergrund. leichtathletik.de widmet sich in einer neuen Serie den Trainerinnen und Trainern in der deutschen Leichtathletik. Heute: Kugelstoß-Bundestrainer (Männer) Sven Lang.
Der Name Sven Lang ist unweigerlich verbunden mit dem seines prominentesten Schützlings: Kugelstoß-Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz). Sven Lang betreute den heute 21-Jährigen schon, als er 2007 U18-Weltmeister und 2009 U20-Europameister wurde. Auch im Moment seines größten Triumphs bei den Weltmeisterschaften 2011 in Daegu (Südkorea) war er an seiner Seite.Was dabei oft außer Acht gerät: Der Erfolg weiterer deutscher Topathleten trägt ebenfalls seine Handschrift. Bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Istanbul (Türkei) gehörten gleich drei der 17 deutschen Starter zur Trainingsgruppe von Sven Lang. Neben David Storl waren dies Christina Schwanitz und Candy Bauer (beide LV 90 Erzgebirge).
Früher als Mehrkämpfer aktiv
Wenn man Sven Lang nach seiner eigenen Bestleistung mit der Kugel fragt, muss der 49-Jährige überlegen. „Au weia - das kann ich gar nicht mehr genau sagen. Ein bisschen was über 15 Meter“, lautet dann die Antwort. Er sei früher Zehnkämpfer gewesen, erklärt er. Dabei hätten ihm damals eher die Langsprints und die Sprungdisziplinen gelegen. „Der Wurf war eigentlich nicht so mein Ding.“
Bis zu nationalen Meisterschaften schaffte es der Sachse als Mehrkämpfer, die Tätigkeit als Trainer rückte aber schon bald in den Mittelpunkt. Es sei schon immer sein Berufswunsch gewesen, Leichtathleten zu trainieren, erklärt er. So entschied er sich für ein Studium der Sportwissenschaften an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig, der Schmiede zahlreicher Erfolgstrainer der ehemaligen DDR.
Gründung des LV 90 Thum
Ein Jahr vor der Wende beendete Sven Lang sein Trainerstudium in Leipzig. Schon nach kurzer Zeit wurde er Teil des gesamtdeutschen Hochleistungssport-Systems, das einher ging mit der Etablierung einer neuen Vereinsstruktur – und für Sven Lang selbst mit einer Vereinsgründung.
„Ich habe mit zwei Kollegen nach der Wende den LV 90 Thum gegründet“, erklärt der Trainer und liefert damit auch gleich die Begründung für die Zahl 90 im Vereinsnamen. Aus dem LV 90 Thum wurde im vergangenen Jahr der LV 90 Erzgebirge, der nicht zuletzt dank Sven Lang für geballte Kugelstoß-Power steht: Neben Christina Schwanitz und Candy Bauer starten für den Verein auch Sophie Kleeberg, Sechste der Hallen-EM 2011 und der U23-DM-Dritte Max Bedewitz.
Beförderung zum Bundestrainer
Sven Lang übernahm zunächst in seinem eigenen Verein das Traineramt und wurde später zusätzlich vom Verband Sachsen als Landestrainer angestellt. Damit war er bald auch für Talente anderer Vereine, zum Beispiel des LAC Erdgas Chemnitz, zuständig.
Anfangs betreute er Athleten unterschiedlicher Disziplinen, doch da sich die Trainer die Disziplinblöcke aufteilten, landete Sven Lang relativ bald im Wurfbereich, und dort blieb er.
Im Jahr 2009 berief der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) den Erfolgscoach als Kadertrainer für den weiblichen Nachwuchs. Im Jahr 2012 wurde er zum Bundestrainer im Kugelstoßen der Männer befördert und leitet seitdem gemeinsam mit Frauen-Bundestrainer Klaus Schneider die Geschicke in einer der erfolgreichsten DLV-Disziplinen.
Konsequent und geduldig
„Ich bin als sehr konsequent bekannt und in vielen Sachen wenig kompromissbereit“, sagt Sven Lang, wenn man ihn nach seinen zentralen Eigenschaften als Trainer fragt „Aber ich habe auch eine Wahnsinnsgeduld.“ Seine Sportler sagen über ihn, er gehe individuell auf die einzelnen Athleten ein und könne Trainingsinhalte für jeden gut vermitteln – eine Herausforderung bei einer Gruppe, die sich aus fünf und mehr Kandidaten für internationale Titelkämpfe zusammensetzt.
Teil des respektvollen Verhältnisses zwischen Trainer und Athleten ist, dass Sven Lang von seinen Schützlingen gesiezt wird. Ihm ist es wichtig, dass er bei bis zu zwölf gemeinsamen Trainingseinheiten pro Woche abseits des Sportplatzes Distanz zu den Sportlern hält: „Ich lasse ihnen ihre Freiheiten“, sagt er.
„Sven Lang hat zu 95 Prozent gute Laune. Und wenn er nicht gut gelaunt ist, liegt das selten an uns“, sagt Christina Schwanitz, die seit 2010 von Sven Lang betreut wird. Die 26-Jährige schwärmt von der guten Stimmung in der Trainingsgruppe und vom Einsatz ihres Trainers: „Er ist immer erreichbar und kümmert sich um alles.“ Nur abzuschalten falle ihm schwer, sagt die Kugelstoßerin. Er ist eben mit Leib und Seele Trainer, und das rund um die Uhr.
Pendeln zwischen Heim und Halle
Rückhalt erfährt der schwer beschäftigte Erfolgstrainer von seiner Familie. „Meine Frau hat großes Verständnis dafür, auch wenn es für sie nicht ganz einfach ist“, sagt Sven Lang. Er wohnt in Markkleeberg und arbeitet in Chemnitz: pro Strecke 75 Minuten Fahrt auf der Landstraße. Oft bleibt er am Abend in Chemnitz und fährt nicht mehr nach Hause. Sein erstes Enkelkind, gerade ein halbes Jahr alt, sieht er selten.
Für seinen Einsatz belohnt wird Sven Lang durch die Erfolge seiner Athleten. Die schönsten Erinnerungen hat er an das WM-Gold von David Storl, das auch für ihn überraschend und damit umso überwältigender war.
Eine weitere Auszeichnung erhielt der Markkleeberger am vergangenen Wochenende in Leipzig: Beim Mitteldeutschen Olympiaball wurde er zum Trainer des Jahres 2011 gekürt. Der Preis habe ihn mit Freude und Stolz erfüllt, sagt er. „Aber ich habe schon dort gesagt: Ich habe den Preis stellvertretend für alle Trainer in Empfang genommen.“