| Road to Rio

Trainingslager III: DLV-Sprinter drehen in Clermont auf

Im Frühjahr starten die DLV-Athleten in verschiedenste Trainingslager, um sich für den großen Sport-Sommer mit dem Höhepunkt Olympische Spiele in Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) vorzubereiten. Wir haben die größten Camps aufgespürt und nachgefragt, wie der letzte Formschliff vor dem Saisonstart verlief. Heute: Clermont, das Camp der Sprinter.
Pamela Ruprecht

Bis auf Lucas Jakubzcyk (SCC Berlin), der nach einer Verletzung sein Trainingslager ab Ende April im türkischen Belek abhalten wird, ist der komplette Sprint-Kader der Männer in Florida. Ziel: Vor dem wichtigen Olympia-Sommer auf Hochtouren kommen. Von den DLV-Sprinterinnen sind Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge), Lisa Mayer (LG Langgöns-Oberkleen) sowie seit diesem Mittwoch auch Anna-Lena Freese (FTSV Jahn Brinkum) und Christina Haack (TV Wattenscheid 01) in den USA.

Der Tag, an dem auch Bundestrainer Ronald Stein in den Flieger nach Florida stieg. Wie im Vorjahr teilt er sich den langen Zeitraum von insgesamt acht Wochen mit Jörg Möckel auf. Vom Nachwuchs-Bundestrainer hörte er im täglichen Kontakt über die Entfernung bisher nur Positives. „Die Stimmung ist super, alle trainieren ordentlich und die geplanten Inhalte konnten alle realisiert werden“, sagte Ronald Stein kurz vor seinem Abflug.

Einzelleistungen im Fokus

Mit an Bord ist wie schon im Vorjahr Biomechaniker Dr. Ralf Buckwitz vom Olympiastützpunkt Berlin, der sich um die trainingswissenschaftlichen Auswertungen kümmern wird. Sprinter, die schon seit Anfang April in Florida weilen, waren mit harten Trainingsblöcken eingestiegen. Spät-Ankömmlinge haben diese Phase mit Trainingslagern der Landesverbände oder Vereine hinter sich. Nun steht die unmittelbare Vorbereitung auf die ersten Wettkämpfe in Clermont am 30. April und 14. Mai an.

Anders als im Camp 2015, als die Staffel-WM in Nassau (Bahamas) den ersten Saison-Höhepunkt darstellte, liegt die Konzentration im Jahr der Olympischen Spiele auf der frühzeitigen Entwicklung schneller Einzelzeiten. Bei optimalen Voraussetzungen könnten schon beim zweiten Wettkampf vor Ort die ersten Olympianormen über 100 und 200 Meter (Männer: 10,16/20,50 sec; Frauen: 11,32/23,20 sec) drin sein.  

„Dadurch, dass mit den Deutschen Meisterschaften Mitte Juni der Qualifikationszeitraum sehr kurz ist, gilt es, sich unter den klimatischen Top-Bedingungen bereits ein hohes Geschwindigkeitsniveau zu erarbeiten“, erklärte der Bundestrainer. Andere Nationen haben schon gute Zeiten vorgelegt.

Sven Knipphals: Von Anfang an schnell

Die deutschen Staffeln werden in Clermont noch nicht in Aktion treten. Die Männer-Staffel ist durch ihr Abschneiden bei den World Relays schon für die Olympischen Spiele qualifiziert, die Frauen-Staffel durch ihre Zeit aus 2015 auch so gut wie sicher. Deshalb werden die DLV-Quartette erst in Weinheim und Regensburg in Erscheinung treten. Explizite gemeinsame Staffel-Maßnahmen, zu der auch die anderen Sprinterinnen stoßen, wird es im Vorfeld der Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) und direkt nach der EM in Vorbereitung auf Rio geben.

Der erste Anwärter auf ein Olympia-Ticket – nach dem Deutschen Rekordhalter Julian Reus (TV Wattenscheid 01) – ist über 100 Meter Sven Knipphals (VfL Wolfsburg). Der WM-Teilnehmer von Peking (China) war beeindruckt von seiner zweiten Sprint-Einheit in Florida: „Ich konnte fast nahtlos an die Geschwindigkeiten der Vorsaison anknüpfen, obwohl ich noch vor dem Trainingslager mit Schweinegrippe im Bett lag.“ Im Fokus steht momentan die Sprint-Technik. Das heißt, sich wieder an das Tempo gewöhnen, technisch saubere Bewegungen ausführen und auch unter Ermüdung die Kraft erhalten.

In der trainingsfreien Zeit genießt Sven Knipphals die Sonne. Jedes kleine Haus, in dem die Athleten gruppenweise wohnen, hat einen eigenen Pool. Hoch im Kurs ist bei ihm und seinen Mitbewohnern Julian Reus und Alexander John, der wie Erik Balnuweit (beide SC DHfK Leipzig) aus dem Hürden-Kader dabei ist, auch das Playstation-Spiel FIFA.

Rückenwind für Lisa Mayer und Rebekka Haase

Zum ersten Mal in Florida mit den „Großen“ ist Lisa Mayer. Die Deutsche Hallen-Vizemeisterin über 200 Meter bleibt für den Anfang dreieinhalb Wochen. „Es ist echt super hier. Die Leute, das Wetter, die Trainingsbedingungen – alles top!“, berichtet die 20-Jährige nach der ersten Woche. Nach drei bis vier Tagen Anpassung hat sie ihren Rhythmus gefunden. „Was unheimlich auffällt ist, dass es sehr windig ist und man dadurch super schnell laufen kann!“

Die U20-Vize-Europameisterin (100 m) hofft, die nächsten Wochen verletzungsfrei zu bleiben und intensiv an ihrer Startphase arbeiten zu können. Auf das Staffel-Training freut sie sich ebenso. Nach dem letzten Feinschliff kommt der gemeinsame Start in die Saison, „die uns hoffentlich auf den Weg nach Rio führt!“ Mit Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) wäre eine weitere junge Athletin in ihrem ersten Aktivenjahr gerne mit in die USA gereist, sie schreibt aber gerade Abitur.

Bereits zum dritten Mal in Clermont ist Rebekka Haase. Die Eingewöhnung an die Zeitumstellung und das Klima verliefen dieses Jahr problemlos. „Die Bahn und der Sportplatz sind nah beieinander und in einem tollen Zustand“, vermeldet die 22-Jährige. Die ersten Einheiten in Spikes liegen hinter der dreifachen U23-Europameisterin und machen bei den Trainingsbedingungen „richtig Spaß“. Dementsprechend vielversprechend verlief das Training.

Geburtstag in Florida

Danach steht den Sportlern jeden Tag ein Eisbad zur Verfügung. Zwei Physiotherapeuten und der Chiropraktor Hassan Zaid sorgen außerdem dafür, dass alle gut durch die Trainingseinheiten kommen. Auch die Mädels relaxen zwischen den Trainingseinheiten gerne am Pool. An einem komplett freien Tag geht es auch mal zum Shoppen. „Mir gefällt das tropische Flair sehr gut, dadurch ist man automatisch entspannter“, findet Rebekka Haase.

Dieses Jahr fallen viele Geburtstage in den Trainingslager-Zeitraum. Glückwünsche entgegen nehmen werden etwa Julian Reus und Alexander John. Aus diesem Anlass wird in großer Gruppe abends der Grill angeschmissen und vor dem anstehenden Olympia-Sommer ein bisschen in gemeinsamer Runde gefeiert. Gut gestärkt geht es dann wieder auf die Bahn, die nächsten schnellen Sprints auf den Tartan trommeln.

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