Trainingslager - Wer bringt sich wo in WM-Form?
Auch wenn die Hallensaison für den Deutschen Leichtathletik-Verband überaus erfolgreich lief – was am Ende des Jahres in Erinnerung bleibt, wird vor allem das Abschneiden bei der Heim-WM in Berlin sein. Im Frühling feilen die deutschen Top-Athleten daher in Trainingslagern an ihrer Form.
Immer beliebter bei den deutschen Leichtathleten wird Stellenbosch, die zweitälteste Stadt Südafrikas, ganz in der Nähe von Kapstadt. Neben vielen bekannten Weingütern ist das malerische Städtchen vor allem für seine hervorragenden Trainingsbedingungen und -anlagen bekannt. Neben den Viertelmeilern Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt), Bastian Swiillims und Falco Lausecker (beide TV Wattenscheid 01) nutzen beispielsweise auch Dreispringer Charles Friedek und Weitspringer Nils Winter (beide Team Referenznetzwerk Leverkusen) die derzeit angenehmen Temperaturen um 25 Grad.Gleich eine kleine „Kolonie“ von Stabhochspringern hat den Weg nach Stellenbosch angetreten, wo auch Afrika-Rekordler Okkert Brits (Südafrika) zu seiner aktiven Zeit sein tägliches Training absolvierte. Neben der Leverkusener Gruppe (Hendrik Gruber, Tobias Scherbarth, Malte Mohr, Michel Frauen und Richard Spiegelburg) um die Zweite der Hallen-EM Silke Spiegelburg, bringen sich auch Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) und Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) dort in Form.
Hürdensprinter trainieren in Stellenbosch
Um im Sommer in WM-Form zu sein, nehmen die deutschen Hürdensprinter ebenfalls in Stellenbosch die Hindernisse in Angriff. Sowohl die Leipziger Hürden-Asse um „Leitwolf“ Thomas Blaschek, die bereits zuvor gute Erfahrungen am afrikanischen Kap gesammelt hatten, als auch die Hallen-EM-Teilnehmerinnen Carolin Nytra (Bremer LT) und Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) reisen weit gen Süden.
Dort werden sie auch auf viele deutsche Mehrkämpfer treffen. André Niklaus (LG Nike Berlin), Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt), Arthur Abele (VfL Sindelfingen), Michael Schrader (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), Norman Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) und Co. erhalten Anfang April Unterstützung durch einige Siebenkämpferinnen.
Von Stellenbosch nach Albufeira
Neben Carsten Schlangen sind auch Merlin Rose und Falko Zauber von der LG Nord Berlin für zwei Wochen bis zum 30. März zu einem ersten spezifischen Trainingslager im Süden, bevor es dann ab dem 2. April für knapp zwei Wochen nach Albufeira in Portugal geht. Dort können sie auch einige Werfer treffen, die traditionell an die portugiesische Algarve reisen.
Neben den Speerwerfern um die Saarbrücker Alexander Vieweg und Matthias de Zordo sind auch die Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) und Michael Möllenbeck (TV Wattenscheid 01) vor Ort. Gleich zweimal, vom 21. März bis 5. April und erneut vom 25. April bis 9. Mai, arbeitet Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) in Albufeira an der WM-Form.
Monte Gordo und Kienbaum für Steffi Nerius
In der Nähe war auch die Leverkusener Speerwerferin Steffi Nerius. Anfang März trainierte die 36-Jährige unter anderen mit den Vereinskollegen Katharina Molitor und Sven Möhsner in Monte Gordo (Portugal), bevor es im April ein weiteres Trainingslager mit der Speerwurf- und Hammerwurf-Trainigsgruppe um Helge Zöllkau in Kienbaum gibt. Monte Gordo ist auch die Wahl von Kugelstoßerin Denise Hinrichs, Zweite der Hallen-EM in Turin.
Gerade auf der anderen Seite der Grenze, im spanischen Ayamonte, wird an neuen Höhenflügen gearbeitet. Sowohl der Dresdner Hochspringer Raul Spank als auch Eike Onnen aus Hannover und die Berlinerin Meike Kröger haben in Andalusien ihr Quartier aufgeschlagen. Und auch die deutschen Sprinter, die derzeit größtenteils daheim trainieren, fliegen direkt vor der Sommersaison für den allerletzten Feinschliff nach Ayamonte.
Gleich beide Orte nutzt Hallen-Europameister Sebastian Bayer (Bremer LT). Der Weitspringer residiert zunächst die ersten drei Wochen im April in Ayamonte und ab dem 2. Mai für zehn Tage in Monte Gordo.
Ab geht’s auf die Kanaren
Beliebt bei den deutschen Athleten sind im Frühling 2009 auch die Kanarischen Inseln. Hochsprung-Hallen-Europameisterin Ariane Friedrich und Coach Günter Eisinger bevorzugen, nachdem es in den vergangenen Jahren nach Singapur ging, Teneriffa – wegen der Nähe zur Heimat und ähnlichen klimatischen Bedingungen, die man auch bei der WM erwarten kann.
Eine Insel weiter östlich, auf Gran Canaria, nehmen die Weitspringer Christian Reif aus Ludwigshafen und die Rehlingerin Bianca Kappler Anlauf. Zu Beginn des Jahres hatten beide schon erste Einheiten in Stellenbosch absolviert. Noch weiter im Osten hat die Leverkusener Gruppe von Karl Heinz Düe ihre Zimmer bezogen. Mehrkämpferin Christine Schulz, die Sprinterinnen Cathleen Tschirch und Mareike Peters und Co. laufen, springen und werfen auf Lanzarote.
Betty Heidler goes USA
Etwas weiter weg – in die USA – hat es ebenfalls zahlreiche deutsche Top-Athleten verschlagen. Die besten deutschen Hammerwerferinnen um Weltmeisterin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) zieht es nach einem Trainingslager im Februar in Pretoria (Südafrika) nun vom 20. April bis 16. Mai nach San Diego.
Treffpunkt vieler deutscher Läufer ist wie jedes Jahr Flagstaff in den USA. In der Höhe Arizonas bereiten sich die 400-Meter-Läuferinnen um Claudia Hoffmann (SC Potsdam), 400-Meter-Hürden-Läuferin Jonna Tilgner (Bremer LT) oder auch viele Langstreckenläufer wie die Leverkusener Melanie Kraus und Alexander Hahn auf die Saison vor. Auch die Wattenscheider Christoph Lohse und Birte Bultmann oder Hindernisläuferin Antje Möldner (SC Potsdam) nutzen den Höheneffekt.
Jan Fitschen hofft auf Texel
Noch im vergangenen Jahr hatte auch der Wattenscheider 10.000-Meter-Läufer Jan Fitschen ganze zwei Monate in der Höhe Flagstaffs trainiert. Nach Fußproblemen verzichtet er in diesem Jahr auf die lange Reise, hofft aber beim traditionellen Trainingslager der Wattenscheider auf der Insel Texel (Niederlande) dabei sein zu können, wohin es viele Mittelstreckenläufer wie den Leverkusener Robin Schembera verschlägt.
Auch die Viertelmeilerinnen reisen nach dem Aufenthalt in Flagstaff an die Nordsee, während viele andere Läufer um den Pirnaer Wolfram Müller in Zinnowitz die Zelte aufschlagen.
Ski statt Laufschuhe
Während der Frühling noch immer auf sich warten lässt, sind einige Athleten auch auf Skiern unterwegs. Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch schnallte sich die Bretter zunächst in Oberhof und später in Zwiesel unter. Etwas weiter düst eine Neubrandenburger Gruppe. Hallen-Europameisterin Petra Lammert und Europameister Ralf Bartels (beide Kugelstoßen) sind mit Diskuswurf-Weltmeisterin Franka Dietzsch auf den Belmeken (Bulgarien) unterwegs. Den nötigen Feinschliff gibt es dann ab dem 1. Mai in Portugal. Kugelstoßerin Nadine Kleinert (SC Magdeburg) hingegen nutzt die optimalen Trainingsbedingungen in Kienbaum.
Noch scheiden sich die Wege der deutschen Top-Athleten. Jeder versucht auf seine Art und Weise, sich in optimale Form für den Sommer zu bringen. Eines haben sie aber gemeinsam: Im August soll der Weg für alle der gleiche sein. Dann ist das Ziel: Die WM in Berlin.