Trans Europa – 64 Etappen von Lissabon nach Moskau
Mit Superlativen wird nicht gespart, vom "Mega-Marathon" oder dem "härtesten Rennen der Welt" geschrieben. Am 19. April fiel in Lissabon für fünfzig Aktive der Startschuss für den "Trans-Europa-Lauf" oder wie die Engländer sagen dem "TransEurope Footrace", das nach mehr als 5.100 Kilometern am 21. Juni in Moskau endet und zwischenzeitlich auch durch Deutschland führt.
Die Vision von Manfred Leismann wurde Wirklichkeit (Foto: Bayer)
Das Rennen gehört zur Kategorie der "Ultralangstreckenläufe", die auf eine bemerkenswerte Tradition zurückblicken. Seit ein paar Jahren wird inzwischen auch der "TransAmerika" gelaufen, 2001 fand das "TransAustralia-FootRace" den Anfang und jetzt gibt es ihn auch, den Lauf quer durch Europa. Organisiert wird er von Ingo Schulze, selbst natürlich ein ambitionierter Ultraläufer. Die Vision für den "Trans-Europa-Lauf" hatte allerdings ein anderer. Manfred Leismann, der 56jährige Kapitän des Team Bayer Polymers, verwirklichte sich einen Traum. Er ist mittendrin. Die längste Etappe von St. Branchs nach Ouques mit rund 100 Kilometer absolvierte er am Freitag auf Platz 18. "Jetzt bin ich richtig platt, das war ja eine Hammerstrecke", schnaufte er danach. In der Gesamtwertung rangiert er drei Plätze besser auf der Fünfzehn.
Nur die Emotionen ausleben
"Ich bin nur ein Mensch, der seine Emotionen auslebt. Ich finde das Laufen über lange Strecken einfach nur schön, fühle mich dabei auch ganz normal und gar nicht verrückt. Aber natürlich muss man einen leichten Spleen haben, um solch einen Lauf zu absolvieren", umreisst Manfred Leismann, der die Strecke selbst mit dem Motorrad erkundete, seine Motive für den "Trans-Europa-Lauf".
Er sagte vor dem Start: "Wer die ersten 12 Tage übersteht, der kann das gesamte Rennen schaffen. Mit jedem Tag, den man läuft, wird man stärker." Diese magischen zwölf Tage sind inzwischen überstanden. Nicht gepackt hatte es Helmut Schieke, der auch dem Trio des Bayer-Polymers-Team angehört.
Er verfolgt jetzt als Betreuer die Strapazen der Kollegen und genießt die Landschaft. "Ich kannte die Orte nur aus der Beschreibung, die ich als Weinhändler gelesen habe, jetzt bin ich überwältigt." Aber schon überlegt er, wieder in das Rennen einzusteigen, wenn seine Verletzung – der 63jährige hatte vergeblich gegen eine Blase angekämpft – auskuriert hat.
Ein paar Schuhe für fünf Tage
Die Truppe des Team Bayer Polymers komplettiert Wolfgang Schwerk, der auch als Geheimfavorit gehandelt wurde. Nach vier oder fünf Tagen pfeffert er das aktuelle Paar Laufschuhe in die Ecke und streift ein neues über. Zwölf bis vierzehn Paar sind bei ihm als Verbrauch für den gesamten "Trans-Europa-Lauf" veranschlagt.
Und der 47jährige Opernsänger ist damit bei dem Abenteuer auf gutem Kurs. Hinter Robert Wimmer, Dusan Mravlje, Janne Kankaansyriä und Martin Wagen rangiert er auf dem fünften Platz.
Noch ein weiter Weg liegt vor den Läufern. Vom 18. bis 28. Mai geht die Route quer durch Deutschland. Wie viele Läufer dann noch dabei sein werden, bleibt abzuwarten. Zuletzt wurden noch 26 Ultraläufer – darunter auch drei japanische Frauen - gewertet. Für normal-menschliche Verhältnisse leisten sie Unbegreifliches. Lassen Sie es sich also nicht entgehen, wenn der "Trans-Europa-Lauf" ihre Straßen kreuzt!