Triumph total der Kenianer beim "Dam tot Damloop"
Die 150.000 Zuschauer, die entlang der Strecke Spalier standen, staunten Bauklötze. Lornah Kiplagat, die schnelle Dame mit der Nummer 1200, schlug gleich nach dem Start auf der Prins Hendrikkade im Norden von Amsterdam ein flottes Tempo an. Hoppla, fragten sich viele, ob das wohl gut geht? Sie fürchteten, dass die flotte Dame überziehen und auf der zweiten Hälfte beim "Dam tot Damloop" über zehn Meilen, der größten Laufveranstaltung in den Niederlanden, für ihre Risikobereitschaft bitter büßen und einbrechen würde. Mitnichten!
Die 28-jährige Kenianerin ließ nicht locker, feierte in 50:54 Minuten einen überlegen Start-Ziel-Sieg, verbesserte den Uralt-Streckenrekord der Norwegerin Ingrid Kristiansen (50:31 min im Oktober 1987) und steigerte obendrein die Weltbestzeit der Irin Sonia O'Sullivan, die zwei Wochen zuvor in Portsmouth blanke 51 Minuten gelaufen war.Im Zentrum von Zaandam, wo das Publikum erwartungsfroh die Ankunft der schnellen Ostafrikanerin erwartete, entbrannte ein Ohren betäubender Lärm. Mittendrin Lornah Kiplagat, die mit dieser fantastischen Leistung eindrucksvoll ihre starke Form unter Beweis stellte! Sie ist bestens gerüstet für den New York-Marathon, der am 3. November ausgetragen wird. "An diesem Rennen", erzählte Kiplagat, "habe ich noch nie teilgenommen." Gleichwohl bringt sie die nötige Erfahrung mit. 1997 und 1998 gewann Kiplagat bereits in Los Angeles, 1999 in Amsterdam, 2000 wurde sie Zweite in Chicago in persönlicher Bestzeit (2:22:36 h), 2001 Vierte in Boston, und im Frühjahr dominierte sie in Osaka in 2:23:55 Stunden.
Niederländische Staatsbürgerschaft beantragt
Die Power-Frau, die 25.000 Euro Extraprämie einkassierte, fühlt sich im Land der Tulpen pudelwohl. Mit Pieter Langerhorst, ihrem Ehemann, der auch ihr Trainer und Manager ist, wohnt sie in Groet. Im März hat sie bereits die holländische Staatsbürgerschaft beantragt, um künftig das "Oranje"-Dress zu tragen.. Momentan pendelt sie ständig zwischen Europa und Afrika hin und her. Denn in Iten hat sie mit Unterstützung ihres Ausrüsters "Saucony" ein Trainingscamp geschaffen, in dem talentierte Nachwuchsläuferinnen gefördert werden.
Ihre beiden Landsfrauen Isabella Ochichi (52:32 min) und Edith Masai (52:45 min), die weit abgeschlagen auf den Plätzen zwei und drei folgten, komplettierten den totalen Triumph der Läufernation Nr. 1.
Der Weltmeister höchstpersönlich gab sich in Amsterdam ebenfalls die Ehre. Charles Kamathi kam, sah und siegte zum zweiten Mal hintereinander bei diesem Klassiker, der fast 25.000 Teilnehmer mobilisierte. Nach seinem 10.000-Meter-Titel bei der WM in Edmonton, als er die lange Erfolgsserie von Haile Gebrselassie abrupt beendete, war es in dieser Saison ruhig geworden um den kleinen Kenianer mit dem großen Kämpferherzen. "Ich hatte eine Knieverletzung", erzählte er nach seinem gelungenen Comeback, "doch heute habe ich gezeigt, dass ich mich auf einem guten Weg befinde."
Charles Kamathi Hauptakteur bei den Männern
Der 23-jährige Polizist aus Embu kannte an diesem Tag kein Tempolimit. Von Anfang an drückte er auf die Tube, löste sich dann auch aus der Spitzengruppe und verpasste den Streckenrekord von Paul Koech, dem Ex-Weltmeister im Halbmarathon, lediglich um 23 Sekunden. Koech hatte im September 1997 eine Zeit von 44:45 Minuten vorgelegt. Kamathi erreichte 45:08 Minuten und schob sich in der ewigen Bestenliste auf dieser Distanz an die zweite Position. Jackson Koech (45:58 min) und James Kipketer (46:35 min) waren chancenlos gegen ihren berühmten Landsmann, der bei der 18. Auflage des "Dam tot Damloop" gemeinsam mit Lornah Kiplagat die Hauptrolle spielte.