TV-Rechte - Gesamtauftrag Sport für ARD/ZDF
Bei den Weltmeisterschaften in Berlin gab es mit über neun Millionen TV-Zuschauer in der Spitze noch Traumquoten. Knapp acht Monate später war zwar wieder eine WM - diesmal im Aspire Dome in Doha - doch in Deutschland konnte man die Bilder aus der Wüste von Katar nur über einen Livestream im Internet, aber nicht bei ARD und ZDF sehen.
Zumindest ARD-Radio hat mit Jens-Jörg Rieck und Martin Roschitz zwei Reporter nach Doha entsandt."Die IAAF hat im November 2009 die TV-Rechte für vier Jahre neu vergeben. Neben der EBU mit ARD/ZDF hatten wir Angebote aus Japan und von der schwedischen Agentur IEC, die auch den Zuschlag bekommen hat", erklärte Prof. Dr. Helmut Digel am Rande der Hallen-WM gegenüber leichtathletik.de Hintergründe.
Wieviel Millionen US-Dollar die IAAF bei diesem Rechte-Deal erhält, ist nicht bekannt. IAAF-Weltpräsident Lamine Diack sagte im Umfeld der WM: "Wir verschenken keine TV-Rechte und wir verkaufen auch keine Einzel-Events. IEC bietet TV-Rechte nur im Paket an."
Verhandlungen weiter möglich
IEC zählt zu den führenden Sportrechte-Agenturen in der Welt und verfügt über jede Menge Erfahrung in der Leichtathletik. Obwohl der Weltverband IAAF laut Aussage von Prof. Dr. Helmut Digel nicht mehr Geld als bisher von der EBU wollte, kam es letztlich zu keiner Verlängerung des Engagements.
Die Agentur IEC hat begonnen, die TV-Rechte „Country by Country“ zu verkaufen, doch die öffentlich-rechtlichen Sender ARD/ZDF haben diese Rechte bisher nicht erworben. Verhandlungen sind aber weiter möglich.
„Gesamtauftrag Sport“
"Aus meiner Sicht haben die öffentlich-rechtlichen Sender einen Gesamtauftrag Sport, den sie wahrnehmen müssen. Man kann nicht immer mehr Geld für Fußball investieren, aber die olympische Kernsportart links liegen lassen", sagte Prof. Dr. Helmut Digel.
Allein 19 europäische Länder übertrugen die WM aus Doha. Darunter unter anderem Frankreich, Tschechische Republik, Finnland, Griechenland, Ungarn, Polen, Italien, Rumänien, Portugal, Russland, Schweden und Großbritannien. Fehlanzeige dagegen, was eine TV-Übertragung in Deutschland betraf.
TV-Markt verändert sich dramatisch
"Der TV-Markt wird sich weltweit dramatisch verändern", prophezeit Prof. Dr. Helmut Digel. Wenn man die TV-Zahlen der Hallen-WM aus Valencia (Spanien) 2008 betrachtet, dann stellt man fest, dass sich allein 25 Millionen TV-Zuschauer in China und 20 Millionen TV-Zuschauer in Panafrika für die Bilder von der Indoor-WM interessiert haben. Bisher war die EBU alleiniger TV-Rechtehalter. Diese umfassen ein Gesamtpaket für alle Veranstaltungen, die die IAAF im Portfolio hat.
Nahm die EBU die Rechte einmal nicht wahr, dann hatte oft Eurosport über eine Sublizenz Übertragungszeiten. Nach wie vor besteht die Möglichkeit, dass ARD und ZDF sich mit IEC einigen. Dann würden die Leichtathletik-Fans aufatmen und es gäbe zusätzlich zu einem internationalen Livestream-Angebot - hier ist der Rechtehalter daily motion - auch künftig bei einer Hallen-WM wieder Leichtathletik-Übertragungszeiten in Deutschland.