Twin Stories - Philipp & Sascha Menn
Zwillinge nebeneinander aufwachsen zu sehen, ist wunderschön. Der Alltag mit zwei gleich alten Kindern erfordert jedoch sehr viel Organisationstalent und ein gutes Nervenkostüm. Dies bestätigt auch Helmut Menn, der Vater von Philipp und Sascha Menn.
Gleichen sich nicht wie ein Ei dem anderen: Die Zwillinge Philipp und Sascha Menn (Foto: Middel)
Die beiden zählen in der Klasse M 15 zu den besten westfälischen Nachwuchsathleten. „Die Erziehung von Philipp und Sascha war für meine Frau und mich eine spannende Angelegenheit und ist sie auch heute noch, vor allem im Sport. Die beiden haben mit mir denselben Trainer, dieselbe Sportart und denselben Verein. Da ist ein ständiger Konkurrenzkampf vorprogrammiert“, erläutert der 49 Jahre alte Ex-Zehnkämpfer, der nach einem Achillessehnenabriss 1984 seine Laufbahn abrupt beenden musste.
Inzwischen hat sich die Rivalität zwischen den zweieiigen Zwillingen ein wenig gelegt, aber zu Beginn ihrer Karriere gab es immer wieder Spannungen. Der eine war schneller über 50 Meter, während der andere im Weitsprung die bessere Leistung erzielte. Da musste Helmut Menn, Diplom-Sportlehrer von Beruf, immer wieder mit viel psychologischem Geschick ausgleichen.
Gleich behandeln
Zwillinge sind Kinder wie alle anderen auch. Im Laufe der Jahre entwickeln sie sich zu eigenständigen Persönlichkeiten. „Daher ist es besonders wichtig, dass man beide gleich behandelt. Zudem sollte man keine Vergleiche zwischen ihnen anstellen, denn das verschärft noch den Konkurrenzkampf untereinander“, weiß Helmut Menn aus Erfahrung.
Der frühere Zehnkämpfer mit einer persönlichen Bestleistung von 7.436 Punkten versucht, beide möglichst immer einzeln mit ihrem Namen anzusprechen. „Wenn ich nämlich sagen würde: `Räumt Eure Zimmer auf` könnte es nämlich passieren, dass der eine seine Aufgabe schon längst erledigt hat, während der andere noch in seinem Chaos sitzt“, befürchtet Helmut Menn.
Bei der Erziehung von Philipp und Sascha kristallisierte sich schnell eine gewisse Routine heraus. „Das fing schon beim Stillen an. Das ging nur der Reihe nach. Erst, wenn der eine fertig war, wurde der andere geweckt und konnte trinken“, erinnert sich der Vater.
Langfristig umdenken
Die Betreuung der beiden auf dem Sportplatz bereitet zurzeit noch keine Probleme, weil beide den Mehrkampf als Schwerpunkt haben. Langfristig muss Helmut Menn jedoch umdenken, denn Philipp ist eher der Sprinter- und Springer-Typ, während Sascha mehr zum Speerwerfen tendiert.
Ob ein- oder zweieiig, jeder Zwilling entwickelt sich im Laufe der Jahre entsprechend individuell. So ist Sascha sensibler als Philipp, dafür hört Sascha oft besser zu.
Wie es bei zweieinigen Zwillingen nicht verwunderlich ist, zeigen die beiden in der Schule unterschiedliche Leistungen. Sascha tendiert mehr zum mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Philipp, der sehr gut formulieren kann, liegen dagegen mehr die Sprachen. Zensurenmäßig haben sich beide inzwischen angeglichen. Dies gilt auch für ihre Hobbies, zu denen neben der Leichtathletik auch der Computer gehört.
Unterschiede in der Leichtathletik
Unterschiede zwischen beiden beobachtet man jedoch in der Leichtathletik. So errang Philipp in diesem Jahr die Westfalen-Titel im Weitsprung (Halle), im Achtkampf, in der Achtkampf-Mannschaft und im Dreisprung. In der zuletzt genannten Disziplin, in der er auch Westdeutscher Meister wurde, verbesserte er sich auf ausgezeichnete 13,12 Meter. Damit führt er in der Klasse M15 die Jahresbestenliste 2010 an. Sascha stieg wegen Fußbeschwerden recht spät in die Saison ein und belegte bei den Westfälischen Schülermeisterschaften in Recklinghausen im Diskuswerfen den zweiten und im Speerwerfen den dritten Platz.
Die Gestaltung und Durchführung des Trainings bereitet Helmut Menn zurzeit noch keine Schwierigkeiten, da sich beide auf den Mehrkampf konzentrieren. „Problematisch ist manchmal jedoch das Vater-Sohn-Verhältnis, denn als Vater neigt man dazu, innerhalb der Trainingsgruppe seine eigenen Kinder etwas härter anzufassen“, erläutert der erfolgreiche Coach der LG Kindelsberg-Kreuztal.
Mutter Heike, die auch als Zwilling aufwuchs, steht dann als Prellbock dazwischen. Sie kommt aus dem Volleyball-Lager und ist daher sensibel für Sportlerfragen. Zusammen mit ihrem Mann Helmut betreibt sie ein Fitness-Studio. Ein besseres Umfeld für ihre weitere sportliche Entwicklung können sich Philipp und Sascha nicht wünschen. Daher wollen sie ihre Chance nutzen.
Marc und Holger Blume, Gabi und Birgit Rockmeier. Jahrelang bestimmten Zwillinge das Geschehen im deutschen Sprint. In einer Serie widmet sich leichtathletik.de nun verschiedenen Zwillingen, die momentan in der Szene auf sich aufmerksam machen.