| U16-DM Tag 1

U16-Sprinter brechen in Bremen 100-Meter-Schallmauern

Die vierten Deutschen U16-Meisterschaften im Einzel litten zu Beginn des ersten Tages unter dem unangenehmen Nieselregen in Bremen. Mit der Zeit wurde das Wetter besser, die Leistungen waren es ohnehin. In den 100-Meter-Sprints wurde die Schallmauer von elf beziehungsweise zwölf Sekunden geknackt. Dabei präsentierte sich der Berliner Paul Schippert als fleißigster Medaillensammler. Nach Gold und Bestleistung mit der Vier-Kilo-Kugel (18,42 m) holte er sich Silber im 100-Meter-Sprint (11,03 sec.). Von zu früher Spezialisierung kann da wirklich keine Rede sein.
Markus Steinbrück

Er schlug den Favoriten ein Schnippchen und überraschte sich selbst. Eric Klöckner (CLV Siegerland) heißt der neue Deutsche U16-Meister im Hochsprung. Angereist mit einer Bestleistung von 1,83 Meter, meisterte der 15-Jährige aus einem Vorort von Siegen zunächst 1,86 Metern im dritten Anlauf – damit war Silber sicher. Als er im zweiten Versuch auch über 1,89 Meter flog und der Deutsche M15-Meister im Block Wurf, Julien-Kelvin Clair (SV Halle), scheiterte, war die Überraschung perfekt.

Selbst die 1,91 Meter, die der Schützling von Trainer Armin Kring anschließend auflegen ließ, waren im Nieselregen von Bremen nicht unmöglich. „Mein Ziel waren die Top Acht. Wenn es ganz gut läuft, habe ich von einer Medaille geträumt“, sagte Eric Klöckner, nachdem er seinen Eltern Simone und Christoph um den Hals gefallen war. „Dass ich gewonnen habe, kann ich gar nicht glauben. Bei Regen bin ich sonst nie gut gesprungen.“ Seine bis dato größten Erfolge waren die Vize-Meisterschaften in Westfalen und Nordrhein-Westfalen gewesen – natürlich im Hochsprung.

Dank an die Weitsprung-Kampfrichter

Jubelsprünge sind nicht das Ding von Carl-Junior Mireku Boateng. Bescheiden, fast ein wenig schüchtern nahm der neue U16-Meister im Weitsprung (6,46 m) die ersten Glückwünsche entgegen. Sein zweiter Weg führte ihn zu den Kampfrichtern. Per Handschlag bedankte er sich bei jedem Einzelnen. „Das mache ich immer so“, sagte der 15-Jährige vom Athletik-Team Hamburg, der drei Zentimeter Vorsprung in einem von schwierigen Bedingungen begleiteten Wettbewerb rettete.

Im fünften Durchgang rückte ihm der favorisierte Kevin Brucha (LC Jena) bis auf vier Zentimeter zu Leibe, im letzten sogar bis auf drei. „Silber wollte ich“, sagte der Schützling des Hamburger Trainers Timo Knuth, der als Bestenlisten-Zweiter angereist war, „dass ich nun Deutscher Meister bin, überwältigt mich schon.“ Zur Belohnung wird er sich einen Burger gönnen. „Ich esse viel zu viel Fastfood, und mein Trainer kritisiert das immer.“

Kugel-Gold und Sprint-Silber für Paul Schippert

Schon vor seinem letzten Versuch stand Paul Schippert (SV Preußen Berlin) nach der persönlichen Bestleistung (17,98 m) als Deutscher Meister im Kugelstoßen fest. Dann setzt der Berliner das i-Tüpfelchen auf einen hochklassigen Wettbewerb. Er steigerte seinen Hausrekord nochmals um einen halben Meter auf 18,42 Meter. Auf den Medaillenrängen folgten Tim Haker (SC Neubrandenburg; 17,78 m) und Sascha Schmidt (LAC Erdgas Chemnitz; 17,62 m).

„Technisch perfekt war der letzte Stoß nicht“, sagte Paul Schippert, „meine Stärken sind die Schnelligkeit, der Abdruck vom rechten Bein und dass ich die Kugel meistens gut treffe.“ Anschließend musste es für den Schützling von Heimtrainer Günther Roick schnell gehen. Zum einen drohte die Callroom-Zeit für die 100-Meter-Vorläufe (Bestzeit: 11,23 sec), zum anderen wollte der Nachwuchsbundestrainer der Kugelstoßer wissen, ob er den Deutschen U16-Meister für den nächsten Eröffnungslehrgang einladen dürfe – er darf.

Mächtig strecken musste sich Felix Kunstein für seinen ersten deutschen Meistertitel. Ausgerechnet der Kugelstoß-Sieger Paul Schippert kam dem Sprinter der MTG Mannheim gegen Ende immer näher. Schließlich gewann Kunstein in 10,98 Sekunden mit fünf Hundertsteln Vorsprung. Auch er hat am Sonntag eine zweite Medaillenchance, im Speerwurf ist er mit der zweitbesten Weite gemeldet.

Felix Kunstein färbt sich nach Medaillen-Gewinn die Haare

„Ich war als Zweiter gemeldet. Da war es mein großes Ziel zu gewinnen“, sagte Kunstein, der in Mannheim von Cathleen Tschirch trainiert wird. Im Blockwettkampf Sprint/Sprung hatte er bereits DM-Silber gewonnen. In einer ähnlichen Farbe werden demnächst auch seine Haar erstrahlen. „Mit den Jungs haben wir vorher vereinbart, dass wir uns die Haare blond färben, wenn wir eine Medaille gewinnen.“

Nicht sonderlich stark aufs Tempo drückten die Spitzenläufer in der 3.000-Meter-Entscheidung. Die Läufer mit den vier besten Vorleistungen lagen bis 500 Meter vor Schluss beisammen, und belauerten sich gegenseitig. Dann verschärfte Paul Specht (VfL Sindelfingen) das Tempo und konnte sich nach und nach von den Verfolgern lösen. Mit hochgerissenen Armen stürmte er in der persönlichen Bestzeit von 9:08,55 Minuten über die Ziellinie. Silber und Bronze gab es für Max Grabosch (SSC Hanau-Rodenbach; 9:13,09 min) und Marlon Letzin (SC Neubrandenburg; 9:13,52 min).

„Ich wollte mich zwei Kilometer im Feld aufhalten, und dann irgendwann anziehen. 500 Meter vor Schluss schien mir der richtige Zeitpunkt gekommen. Ich wusste, dass ich am Ende der Sprint-Stärkste bin, aber das habe ich gar nicht gebraucht“, sagte der Sieger, der von Harald Olbrich trainiert wird. Gemeldet war er mit der zweitbesten Zeit. „Der Wille und die Einstellung waren da. Ich wollte unbedingt gewinnen.“ Das hat geklappt.

Matteo Maulana in knapper Diskus-Entscheidung vorne

Matteo Maulana (LAC Erdgas Chemnitz) heißt der Sieger in einer denkbar knappen Diskus-Entscheidung. Zwischen seiner Siegerweite (57,45 m; persönliche Bestleistung) und der des Dritten Magnus Zimmermann (SV Halle; 56,67 m), zugleich der Favorit, lagen gerade einmal 78 Zentimeter. Dazwischen landete Alexander Schaller (LG Stadtwerke München; 56,98 m).

„Innerlich habe ich mit einer Medaille gerechnet. Ich habe aber nicht gedacht, dass es mit Gold klappt“, sagte Matteo Maulana bescheiden. Gemeinsam mit seinen Trainern Kathleen Lohmann und Thomas Seifert hatte er in den letzten Wochen intensiv an einem technischen Problem gearbeitet. „Heute habe ich endlich mal nicht die Schulter beim Abwurf rumgerissen“, sagte der Neubrandenburger, der im Block Wurf DM-Bronze gewonnen hatte.

Lilly Urban kratzt an Speer-Bestleistung, Sarah Vogel attackiert Hessen-Rekord

„Da hat alles gut gepasst, auch mit dem Wind“, sagte Lilly Urban vom TV Bermbach aus der Nähe von Wiesbaden über ihren besten, den fünften Versuch. Bis dahin hatte sie im Speerwurf hinter Tjara Hsu (SV electronic Hohen Neuendorf; 44,45 m) auf Rang zwei gelegen. Dann ließ Lilly Urban das 500-Gramm-Gerät auf die Siegesweite von 46,35 Meter fliegen, nur 36 Zentimeter unter ihrer Bestleistung. „Es war ein sehr spannender Wettkampf. Der Anlauf war nass. Da fällt mir das Werfen etwas schwer, weil ich Angst habe auszurutschen“, sagte die 15-Jährige, die daheim bei Elke und Manfred Hirschochs trainiert. Ihr Landestrainer in Hessen ist Francis Gross. Ihre Familie hielt sich in sicherem Abstand und im Trockenen unter dem Tribünendach auf. Der Jubelschrei, als der Deutsche Meistertitel der Tochter feststand, war im ganzen Stadion nicht zu überhören.

Mit Sarah Vogel von der LG Seligenstadt setzte sich die Favoritin im Stabhochsprung durch. 3,70 Meter im zweiten Versuch reichten für den Titel. Anschließend ging der Schützling der Trainer Manfred Vogel (gleichzeitig ihr Vater) und Nastja Reiberger (geborene Ryzih) mit einem härteren Stab den Hessen-Rekord von 3,85 Meter an, scheiterte aber. „Es war ungewohnt, noch mit jemandem zusammen zu springen“, sagte Sarah Vogel, „normalerweise bin ich am Ende immer allein im Wettbewerb.“

Helena Noll (LAZ Zweibrücken) hatte drei Höhen ausgelassen und nach 3,50 Metern erst wieder 3,70 Meter in Angriff genommen. Die schaffte Noll nicht und gewann letztlich Bronze hinter Vize-Meisterin Jacqueline Hamann (VfL Sindelfingen; 3,55 m). „Ich gehe immer gedämpft in den Wettkampf und hatte mir eine Medaille vorgenommen. Mit Gold bin ich richtig glücklich“, sagte Sarah Vogel, die am Sonntag auch mit der besten Vorleistung über 80 Meter Hürden startet. „Ich finde es schön, wenn man zwei Sachen hat. Wenn es in der einen nicht klappt, kann man es in der anderen probieren. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich den Stabhochsprung wählen.“

Anneke Vortmeier unterbietet erstmals die zehn Minuten

Im 3.000-Meter-Lauf ergriff Anneke Vortmeier (ASV Duisburg) vom Start weg die Initiative und stiefelte, nur gefolgt von Karoline Sophie Löffel (Heidmühler FC), dem Feld davon. Nach 800 Metern löste sich die Favoritin, die auch in den Top Ten der U18-Jugend geführt wird, von der Zweitplatzierten der Meldeliste und passierte die 1.000-Meter-Marke nach 3:09 Minuten. „Ich bin viel zu schnell angegangen“, sagte sie nach dem Rennen, „darum ist es richtig hart geworden.“

Obwohl sie ihrem Anfangstempo Tribut zollen musste, klappte es mit der ersten Zeit unter zehn Minuten, exakt 9:54,48 min. „Das war mein Ziel – und natürlich Deutsche Meisterin werden“, sagte Anneke Vortmeier, die von Theo Plück trainiert wird. In diesem Jahr möchte sie noch ihre 800-Meter-Bestzeit drücken, die derzeit bei 2:20 Minuten steht. Auf der letzten Runde überholte Rahel Brömmel (SV Sonsbeck; 10:09,55 min) noch Karoline Sophie Löffel und holte sich die Silbermedaille.

Doppelsieg für Schleswig-Holstein bei den Weitspringerinnen

Einen Doppelsieg für die Athletinnen aus Schleswig-Holstein gab es im Weitsprung der weiblichen U16. Der letzte Durchgang wirbelte das Tableau noch mal kräftig durcheinander. Zunächst verbesserte sich Anika Nießen (Halstenbeker Turnerschaft) mit 5,61 Metern vom vierten auf den ersten Platz. Zwei Springerinnen konnten nicht antworten – dann kam Benita Kappert (SC Wentorf). Sie flog im letzten Versuch auf die Siegesweite von 5,65 Meter.

„Das war richtig nervenaufreibend“, sagte die Siegerin, „aber ich habe gedacht, das muss doch klappen und reiß dich zusammen!“ Unter Druck könne sie am besten springen, meint der Schützling von Trainer Michael Arndt. Stunden zuvor hatte sie sich über 300 Meter für den Endlauf am Sonntag qualifiziert. Von Ermüdung war zumindest im letzten Versuch nichts zu sehen. „Eine Urkunde wäre cool gewesen, jetzt ist es eine Medaille“, sagte sie glückstrahlend.

Titel Nummer zwei für die LG Seligenstadt gewann Antonia Dellert über 100 Meter. Eine der ersten Gratulantinnen war Freundin und Stabhochsprung-Siegerin Sarah Vogel (ebenfalls LGSeligenstadt). Am klaren Sieg von Antonia Dellert gab es nichts zu rütteln – für Spannung sorgte allein das Warten auf die offizielle Zeit. In korrigierten 11,99 Sekunden verbesserte die Siegerin ihren eigenen Hessen-Rekord um fünf Hundertstel. „Ich bin von Anfang an gut reingekommen. Der Rekord ist die Krönung“, sagte Antonia Dellert, die von Michael Vogel und Wolfgang Bernhard trainiert wird. Von ihrem Vater Ralf Dellert – so die Vereinbarung – bekommt die neue Deutschen Meisterin ein Sweatshirt mit der Aufschrift „Champion“.

Die kompletten Resultate finden Sie in <link>unserer Ergebnisrubrik...

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