Wachablösung über 800 Meter?
Bald werden wir wissen, ob die Ära des René Herms am 7. Juli eingeläutet wurde. An diesem Tag verteidigte der 19-Jährige Athlet von der LG asics Pirna seinen Meistertitel vom Vorjahr und empfahl sich mit ausgezeichneten 1:45,85 Minuten für die Europameisterschaften. Der Zweite Nils Schumann verbesserte sich auf 1:46,08 Minuten und ist ebenfalls in München dabei.
Wachablösung über 800 Meter durch Rene Herms (Photo: Kiefner)
Als sich die 800 Meter Läufer im Zielbereich ihre Spikes zuschnürten, bekamen sie mit, wie sich Altmeister Florian Schwarthoff einen weiteren Deutschen Meistertitel über 110 Meter Hürden sicherte. René Herms nahm dies aber nicht als schlechtes Omen. Der Sieg von Dörthe Friedrich im Speerwerfen vor Steffi Nerius – ebenfalls wenige Minuten vor dem Startschuss - dürfte schon eher nach seinem Geschmack gewesen sein. Nach dem Rennen wird er sagen, dass es „unheimlich motivierend ist, gegen einen Olympiasieger zu laufen. Man vergisst seine Schmerzen und rennt bis zum Umfallen.“Herms befördert Olympiasieger ins Abseits
Favorit Schumann startete auf Bahn Drei, sein härtester Konkurrent Herms eine Bahn vor ihm. Wie angekündigt übernahm René Herms die Initiative, damit das Rennen nicht verbummelt und er die Nachwuchs-EM-Norm von 1:46,80 Minuten noch packen würde. Nach 350 Metern machte Said Lakhal Tempo vor Schumann und Herms. Der Olympiasieger nahm 200 Meter später das Zepter in die Hand und nur Herms konnte ihm folgen. Beim Schlusspurt auf der Zielgerade passierte dann das Unglaubliche: Die Zuschauer konnten dabei zusehen, wie René Herms Nils Schumann in einem packenden Zweikampf 50 Meter vor dem Ziel stehen liess. Neue deutsche Jahresbestleistung von 1:45,85 Minuten und viele Pluspunkte für die Leichtathletik gesammelt, die von solchen Momenten lebt!
Paradigmenwechsel
Herms hatte in keinster Weise mit seinem Sieg gerechnet, wie er selbst sagt. Die Taktik hatte lediglich darin bestanden bis circa 400 Meter vorne zu bleiben. „Als ich dann auf den letzten 100 Metern neben ihm war, gab mir das zusätzlichen Auftrieb.“ Der diesjährige Meistertitel ist ihm nicht – wie man annehmen könnte - wichtiger als der aus dem Jahr 2001. „Damals war ich mit 18 Jahren der jüngste Deutsche Meister über 800 Meter überhaupt“, gewichtet der frischgebackene Star. Und wie geht es nun weiter? Mit seinen Vereinskollegen Franek Haschke und Steffen Hönig wird er sich in ein dreiwöchiges Trainingslager in Zinnowitz an der Ostsee zurückziehen, damit Rene Herms auch in München für Überraschungen sorgen kann.