U18-WM - Hagen Pohle wird zum Goldenen Geher
Deutschland hat am Freitag bei der U18-WM in Brixen (Italien) zum ersten Mal in der Geschichte der Jugend-Titelkämpfe im Gehen eine Medaille gewonnen und es war gleich eine goldene. Dafür sorgte der Potsdamer Hagen Pohle, der in 41:35,99 Minuten über 10.000 Meter auf der Bahn einen neuen Meisterschaftsrekord aufstellte.
Damit erhöhte sich der Kontostand des deutschen Teams nach Tag drei auf nun vier Medaillen, zwei in Gold und zwei in Bronze. Das bedeutet im Medaillenspiegel und in der Nationenwertung soweit Platz zwei hinter den USA.Gregor Traber Fünfter
Einen verdienten Lohn erntete Gregor Traber im Halbfinale über 110 Meter Hürden. Der Friedrichshafener, der am Vortag nach einer Disqualifikation nur über einen Protest seine zweite Chance bekam, startete von Bahn eins aus durch. Dabei trat er zwar in die erste Hürde, aber das schien ihn nur noch mehr zu beflügeln, denn als Zweiter seines Rennens lief er in 13,59 Sekunden bis auf eine Hundertstel an seine Bestzeit heran. Auftrieb gab ihm auch, dass seine Fangruppe, die aus Familie, Freunden und Vereinskollegen besteht, in Brixen eingetroffen ist und ihn lautstark begrüßt hatte.
Im Finale wurde es für Gregor Traber dann ein Rennen auf Biegen und Brechen, bei dem er vier Hürden touchierte und so in 13,74 Sekunden als Fünfter im Ziel war. „Nach allem, was gestern passiert ist, bin ich mit dem Platz sehr zufrieden. Ich wollte Risiko gehen, vielleicht war es ein wenig zuviel.“ Nach Bronze, das Gregory MacNeill aus Kanada in 13,51 Sekunden gewann, hätte auch der Deutsche laufen können: „Das wäre drin gewesen.“ Gold und Silber gingen umgefährdet an Dale Morgan (USA; 13,28 sec) und Jack Meredith (Großbritannien; 13,33 sec).
Varg Thore Königsmark Achter
Nach Niklas Zender (TSV Friedberg-Fauerbach) war in Brixen Varg Thore Königsmark der erst zweite Deutsche, der bei einer U18-WM im 400-Meter-Finale stand. Dass er dort in 48,12 Sekunden als wiederum einer von nur zwei Europäern keinen der Gegner hinter sich lassen konnte, enttäuschte den Berliner keineswegs: „Ich wusste, dass ich nicht in Form bin. Ich war schon von den 48,04 Sekunden im Halbfinale überrascht, nachdem ich eine Beugerverletzung hatte. Trotzdem war die U18-WM eine großartige Erfahrung.“
An der Spitze ging ordentlich die Post ab. Kirani James aus Grenada lief die Stadionrunde in 45,24 Sekunden, einem Meisterschaftsrekord, und deklassierte das Feld um den US-Boy Joshua Mance (46,22 sec).
Weltbestzeit über die Hindernisse
Die Frankfurterin Gesa Felicitas Krause überzeugte auf den 2.000 Meter Hindernis mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 6:39,85 Minuten, die ihr einen sieben Platz einbrachte. „Wenn ich zur Sechsten früher aufgeschlossen hätte, hätte ich sie noch einholen können“, meinte die Frankfurterin, „mit dem Ergebnis bin ich aber auch so total zufrieden.“
Eine Klasse für sich waren die Läuferinnen aus Äthiopien und Kenia, die den Titel unter sich ausmachten und sich zu einer neuen U18-Weltbestzeit trieben. Nur sieben Hundertstel trennten Korahubsh Itaa (Äthiopien; 6:11,83 min) und Lucia Kamene Muangi (Kenia; 6:11.90 min). „Das sind grandiose Zeiten“, sagte die deutsche Starterin dazu mit Respekt. „Ich schaue aber eher auf die Stellung in Europa als nach Kenia oder Äthiopien.“ Und dort im kontinentalen Vergleich war Gesa Felicitas Krause in Brixen die Zweitbeste.
Nadja Kampschulte Sechste
Im Hochsprung durfte sich Nadja Kampschulte von der TG Harkort Wetter über Platz sechs und die Einstellung ihrer persönlichen Bestleistung (1,82 m) freuen. „Man konnte in der Qualifikation schon sehen, dass ich gut in Form bin“, sagte die 16-Jährige, die auch die große Kulisse genoss, „mit den 1,82 Metern bin ich zufrieden und auch über den sechsten Platz kann man sich nicht beschweren.“
Den Sieg holte sich vor heimischem Publikum die große Hoffnungsträgerin der Gastgeber, Alessia Trost, die sich im gesamten Wettkampf nur einen Fehlversuch leistete und die Siegeshöhe von 1,87 Metern im ersten Anlauf überquerte.
Neele Eckhardt unzufrieden
Den Einzug in den Endkampf der besten acht Dreispringerinnen, aus deren Kreis sich schließlich die Russin Yana Borodina (13,63 m) als die Stärkste erwies, verpasste Neele Eckhardt als Zehnte (12,61 m): „Ich bin ziemlich unzufrieden mit der Weite. Mit meiner Leistung aus der Qualifikation wäre ich dabei gewesen.“ Jetzt kann die Athletin vom TSV Asendorf auf den Weitsprung, für den sie auch gemeldet ist, hoffen: „Dort fühle ich mich sicherer als im Dreisprung.“
Der Kulmbacher Hammerwerfer Johannes Limmer, mit dem Ziel angereist, die 70 Meter zu übertreffen, kam im Finale über Platz acht und 67,02 Meter nicht hinaus. „Ich war froh, dass ich mich noch qualifiziert hatte. Ich habe keine Ahnung, warum es nicht besser lief. Ich weiß ja, welche Bestleistung ich stehen habe. Beim nächsten Mal wird es besser und im nächsten Jahr peile ich die U20-WM an.“
Den überragenden Wurf der Konkurrenz zeigte der Chinese Hongqiu Chen mit 74,93 Metern schon im ersten Durchgang. Die Leistung konnte er schließlich mit dem sechsten Wurf (74,04 m) noch bestätigen. Suhrob Khodjaev (73,29 m) aus Tadschikistan führte die vier weiteren 70-Meter-Werfer an.
Siebenkämpferinnen auf Drei und Vier
Im Siebenkampf liegen die beiden deutschen Vertreterinnen Kira Biesenbach (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Deborah Brodersen (LG Weserbergland) mit 3.301 bzw. 3.249 Punkten hinter der starken Britin Katarina Thompson (3.434) und der Lettin Laura Ikauniece (3.370) nicht nur auf den Plätzen drei und vier, sondern auch auf Kurs, neue persönliche Bestleistungen zu erreichen.
Kira Biesenbach erzielte über die Hürden (14,36 sec) einen neuen Hausrekord und stellte die eigene Bestmarke über 200 Meter in 24,57 Sekunden ein. „Ich bin damit eigentlich recht zufrieden, nur das Kugelstoßen war nicht ganz so gut, aber noch im Rahmen.“ Dort kam sie auf 11,50 Meter. Deborah Brodersen verbuchte im Hürdensprint eine neue Bestzeit von 14,96 Sekunden, war ansonsten in allen weiteren Einzeldisziplinen auch besser als zuletzt in Ratingen. „Damit bin ich super zufrieden. Jetzt hoffe ich, dass morgen nichts schief läuft.“
Stabhochspringer souverän
Keine Probleme, die Qualifikation zu überstehen, hatten aus dem deutschen Team am Freitagabend Lena Urbaniak (LG Filstal), die den Diskus auf 48,00 Sekunden schleuderte sowie die Stabhochspringer Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken) und Carlo Paech (SV electronic Hohen Neuendorf), die ohne viel Kraftaufwand mit 4,85 Metern weiterkamen.
Etwas spannender machte es die zweite deutsche Diskuswerferin Shanice Craft, die die direkte Qualifikation mit 48,42 Metern erst im dritten Anlauf schaffte. „Das war sehr aufregend für mich und meinen Trainer. Es hätte besser laufen können. Ich musste am Ende alle Kräfte zusammennehmen und einen raushauen“, sagte die 16-Jährige von der MTG Mannheim.
Schwedin überrascht mit Bronze über 400 Meter
Eine Athletin mit dem deutsch klingenden Namen Sandra Wagner war eine Überraschung über 400 Meter. Sie gewann als Dritte jene erste Medaille für Schweden, auf die im Vorfeld die Ex-Weltmeisterin Kajsa Bergqvist gehofft hatte. „Ich hatte das nicht erwartet“, gestand sie nach ihrer neuen Bestzeit von 53,52 Sekunden, die ihr hinter den US-Girls Ebony Eutsey (52,88 sec) und Michelle Brown (53,44 sec) sehr sicheres Bronze bescherte. Dass ihr Name so vertraut klingt, hat einen Grund. Ihr Großvater kommt aus dem oberösterreichischen Linz.
U18-WM in Brixen:
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