U18-WM - Kein Gold, zwei Medaillen für DLV-Team
Die heißen Tage von Marrakesch sind nun vorbei und Europas viel zu oft klar besiegter Nachwuchs weiß, dass die Welt in der Leichtathletik immer bunter und den Europäern das Medaillengewinnen in Zukunft immer schwerer gemacht werden wird. Zu den Verlierern bei den U18-Weltmeisterschaften im kleinen Stade Sidi Youssef Ben Ali gehörte somit zwangsläufig auch das 16 Jungen und 13 Mädchen starke Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.
Diana Rach hielt die DLV-Farben hoch (Foto: Möldner)
Im Gegensatz zu Bydgoszcz (1999), Debrecen (2001) und Sherbrooke (2003) kehrt das Team des neuen "Jugend-Bundestrainers" Uwe Mäde ohne Goldmedaille zurück. Medaillen holten nur zwei Mehrkämpfer, Nordlicht Matthias Prey (Silber) und die Thüringerin Diana Rach (Bronze). Fünf Jungen und vier Mädchen, zu denen alle im Mehrkampf eingesetzten Talente zählten, konnten im Kampf mit den Talenten aus 179 anderen Nationen ihre heimatliche Leistung steigern. Das trug dazu bei, dass die offizielle Medaillenwertung, in der 17 Nationen, angeführt von den USA (sechs), mit mindestens einer Goldmedaille auftauchen, für Deutschland nur den 20. Rang ausweist. Die Punktzahl für die Finalplatzierungen liegt mit 46 nur noch halb so hoch wie in besseren Zeiten. Erstmals gab es keine Wurfmedaille. Da kann kaum trösten, dass es den USA (einmal Bronze) und Russland (einmal Silber) in den acht Wurf-Entscheidungen auch nicht viel besser ging, Südafrika dagegen dreimal Gold und einmal Silber gewann.
Platz fünf für Carina Nastvogel
Platz fünf für die bayerische Weitspringerin Carina Nastvogel (6,16 m), Rang sieben für den Leverkusener Stabhochspringer Marvin Reitze (4,90 m) und der achte Platz für die Kölner 800-Meter-Läuferin Sabrina Buchrucker (2:09,93 min) brachten am nur aus einer Veranstaltung am frühen Abend bestehenden Schlusstag gerade mal acht Punkte auf das Konto jener Mannschaft, die der Weltverband IAAF nach den USA und Russland (20) die meisten bezahlten Freiplätze (19) eingeräumt hatte.
Der Lichtenfelser Weitspringerin brachte der erste Versuch für kurze Zeit sogar die Führung, während die Uerdingerin Alexandra Ophey (nur 5,79 m) wegen Anlaufunsicherheit bei wechselnden Windverhältnissen den Vorkampf nicht überstand. Je länger der Wettkampf dauerte, umso mehr zeigte sich, wie Carina Nastvogel unter der schwül-heißen Luft litt. Bester Beweis ist ihre Serie ( 6,16 – 6,02 – 5,96 – ,93 – x – 5,83 m). Vier Springerinnen zogen angeführt von Bermudas erster Nachwuchs-Weltmeisterin Arantxa King (6,39 m) an ihr vorbei.
Windiger Stabhochsprung
Für Marvin Reitze aus der Leverkusener Stabhochsprungschule war bei 4,95 Metern Endstation. Die meisten Springer taten sich schwer mit dem wechselnden Seitenwind. Der Chinese Yang Yangsheng brauchte vier Sprünge ohne Fehler (4,85 – 5,00 – 5,15 – 5,25 m), um als erster Chinese bei einer weltweiten Meisterschaft im Stabhochsprung zu siegen.
Die erst 16 Jahre und vier Monate alte Kölner Mittelstrecken-Hoffnung Sabrina Buchrucker, die sich zu Hause in Wettkämpfe gegen Frauen gewagt und sich dort über 800 Meter auf 2:06,65 Minuten verbessert hatte, spürte im Finale das dritte Rennen in nur drei Tagen. Sie wollte sich auf keinen Fall einschließen lassen. Das trieb sie zeitweise in die dritte Bahn. Als die Kenia-Talente losspurteten, fehlte ihr die Kraft. Aber Talent hat sie ohne Zweifel. Ihre Mutter war eine tüchtige Schwimmerin.
Obwohl sie unter anderem den über 1.500 Meter im Alleingang siegreichen Ali Belal Mansour und nicht nur ihn an Bahrain verloren, war Kenia mit zehn Medaillen (4 – 5 – 1) in der Zahl der Podestplätze die Nummer zwei hinter den USA mit 13 Medaillen (6 – 3 – 4). China, das ein Jahr vor den Junioren-Weltmeisterschaften in Peking und drei Jahre vor den Olympischen Spielen in derselben Stadt, am Schlusstag neben dem Stabhochsprung der Jungen auch im Speerwurf der Mädchen (Zhang Li 56,86 m) die Siegerin stellte, ließ sich in der Zahl der Goldmedaillen (fünf) nur vom zum Abschluss in beiden Staffeln siegreichen US-Team übertreffen.
DLV-Mittelstreckler mit Hoffnung
Der 1.500-Meter-Lauf der Jungen war einer der Höhepunkte des Fast-Offenbarungseides des europäischen Nachwuchses. Der Brite Lawrence Cox lag mit 3:54,73 Minuten als bester Europäer sage und schreibe über 17 Sekunden hinter dem Bahrain-Einkauf Ali Belal Mansour. Auch das Land vieler, vieler Mittelstrecken-Weltrekordler und –Olympiasieger hat beim Nachwuchs nur noch Hinter-Her-Läufer. Da sahen Robin Schembera und Sebastian Keiner über 800 Meter doch viel, viel besser auf (wir berichteten). Sie wollen den Kampf mit der Übermacht aufnehmen.
Einziger Doppelsieger in Einzel-Wettbewerben wurde der britische Sprinter mit dem nicht ganz einfachen Namen Harry Aikiness Aryeety. Der athletische Junge mit Wurzeln in Ghana war von seinem 200-Meter-Sieg in 20,91 Sekunden noch mehr überrascht als vom 100-Meter-Triumph drei Tage vorher: "Ich bin die 200 Meter noch selten und meist so um 21,5 Sekunden gerannt. Für eine Zeit unter 21 Sekunden fühlte ich mich viel zu müde."
Dagegen scheiterte die 100-Meter-Siegerin Bianca Knight trotz ihrer Verbesserung auf 23,33 Sekunden am starken Finish der elegant laufenden Kubanerin Aymee Martinez (22,99 sec). Dennoch waren sie und 400-Meter-Hürdensiegerin Ebony Collins, die über 100 Meter Zweite geworden war, die erfolgreichsten Teilnehmerinnen. Sie waren die besten Trümpfe der siegreichen US-Staffel im Medley-Wettbewerb.