U18-WM - Medaillenregen in Ostrava
Die deutsche Mannschaft erlebte am Samstagabend bei der U18-Weltmeisterschaft in Ostrava (Tschechische Republik) einen Medaillenregen. Innerhalb einer Viertelstunde gewannen die Kugelstoßerinnen Samira Burkhardt (VfL Sindelfingen) und Sophie Kleeberg (LV 90 Thum) sowie die Siebenkämpferinnen Carolin Schäfer (TV Friedrichstein) und Elisa-Sophie Döbel (SC Neubrandenburg) jeweils Silber und Bronze.

Gordon Wolf wurde Vierter (Foto: Möldner)
Nach diesem erfolgreichen Verlauf eines "Großkampftages", wie es U18-Bundestrainer Uwe Mäde umschrieben hatte, verbucht das DLV-Team in Ostrava mittlerweile zwei Gold-, zwei Silber- und drei Bronzemedaillen auf der Habenseite. Mit einem weiteren Sieg durch Stabhochspringer Nico Weiler (TuS Metzingen) könnte nach dem abschließenden Sonntag nun sogar mit drei Titeln und fünf weiteren Edelmetallrängen das beste deutsche Gesamtergebnis in der bisher achtjährigen Geschichte dieser alle zwei Jahre ausgetragenen Nachwuchs-Titelkämpfe zu Buche stehen.Neben den vier Medaillengewinnen gab es an einem von einem auf den Rängen gesangsfreudigen südafrikanischen Team und dem Gänsehaut-Titelgewinn der tschechischen Siebenkämpferin Katerina Cachová stimmungsvoll geprägten Samstag auch zwei bemerkenswerte vierte Plätze für den Deutschen Leichtathletik-Verband.
Mareike Nannen und Gordon Wolf Vierte
Gordon Wolf schnupperte im Diskuswerfen an einer Medaille. Seine 60,54 Meter aus dem ersten Versuch konnte er allerdings nicht mehr verbessern. Allzu traurig war der Potsdamer trotzdem nicht: "Ich hätte gerne eine Medaille geholt, aber der vierte Platz ist nicht so schlimm. Ich bin vollkommen zufrieden, auch wenn es nicht so ganz klappte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich bin im Wettkampf immer aggressiver geworden. Dadurch hatte ich mir die Technik versaut." Die Liste der vier Athleten, die über 60 Meter warfen, führte erwartungsgemäß der ukrainische Riese Mykyta Nesterenko (68,54 m) überlegen an.
Hammerwerferin Mareike Nannen überzeugte ihrerseits im Finale mit einer Weite von 55,07 Metern. Damit blieb die Holtländerin nur drei Zentimeter unter ihrer Bestleistung und war zufrieden, auch wenn sie als Vierte knapp die Medaillenränge verpasst hatte: "Das ist toll. Ich bin sehr stolz auf mich. Als ich von Platz drei auf vier abgerutscht war, wollte ich kontern, aber es ging nicht mehr. Ich wollte zuviel." Sie lobte besonders die "geile Stimmung" und die "tolle Atmosphäre". Als eindeutige Siegerin verließ die Rumänin Bianca Perie (64,61 m; Meisterschaftsrekord) den Ring. "Ich will eine professionelle Athletin werden", sagte sie und gab die einstige Weltrekordhalterin und Dopingsünderin Mihaela Melinte (Rumänien) als Vorbild an.
Stabhochsprung-Fight
Harte Positionskämpfe gab es im Stabhochsprung-Finale der weiblichen Jugend. An der Spitze machten die Australierin Vicky Parnov (4,35 m; Meisterschaftsrekord) und die Griechin Ekaterini Stefaniki (4,25 m) den ersten Platz unter sich aus. Katharina Bauer (USC Mainz; 3,95 m) war ihrerseits bei heißen Temperaturen, die ihr etwas zu schaffen machten, mit Rang sechs vollauf zufrieden: "Es lief gut, ich hatte auf einen Platz unter den ersten Acht gehofft." Eine "Naja"-Bilanz zog ihre Disziplinkollegin Caroline Hasse, für die nach übersprungenen 3,80 Metern Rang zehn blieb. "Es war okay, aber ich wäre gerne höher gesprungen." Zusammenfassend zum Abschneiden des DLV-Duos sagte die Potsdamerin: "Wir haben ein WM-Finale erreicht. Das ist krass. Wer kann das schon von sich behaupten?"
Dreispringer Patrick Rädler (TSV Freudenstadt), der in der Qualifikation mit 15,13 Metern schon Bestleistung gesprungen war, bestätigte im Finale mit 15,08 Metern sein Niveau. Ganz zufrieden war er mit dieser Leistung, die Platz sieben bedeutete, allerdings nicht: "Der Platz ist okay, aber ich hätte 15,30 Meter springen können. Ich war ein bisschen nervös, habe einen anderen Druck gespürt. Aber bei einer WM in Dreisprung-Finale dabei zu sein, ist schon nicht schlecht. Ich hatte vorher darauf gehofft." Herausragender Akteur in der Grube war der US-Amerikaner Christian Taylor, der seinen Auftritt im letzten Durchgang mit einer Weite von 15,98 Metern krönte.
Ein Hammer über die Hindernisse
In einem flotten Hindernisrennen der weiblichen Jugend, das die Kenianerinnen Caroline Chepkurui Tuigong (6:22,30 min) und Christine Kambua Mayanga (6:22,49 min) zum Abschluss des vorletzten Wettkampftages bestimmten, schafften es die beiden deutschen Starterinnen Diana Sujew (TV Bad Vilbel; 6:36,25 min) und Sarah Cornelsen (TuS Metzingen; 6:37,90 min) mit viel Kampfgeist auf die Plätze sieben und acht. Diana Sujew musste dabei zwei Stürze am Wassergraben wegstecken: "Ich wollte fast schon aufgeben." Sarah Cornelsen beschwor vor allem den Willen: "Es lohnt sich, für jeden Zentimeter zu kämpfen. Das war toll, richtig der Hammer." Beide drückten ihre Bestzeiten deutlich unter 6:40 Minuten.
Am frühen Morgen trumpfte der Geher Stanislav Emelyanov auf. Er gewann die 10.000 Meter in 41:49,91 Minuten, einem neuen Meisterschaftsrekord. Die Konkurrenz folgte mit Respektsabstand. "Ich bin heute einfach aufgewacht und dann zum Rennen gegangen. Ich habe keinen Druck gespürt, es war nichts Besonderes", sagte der Russe, der damit das zweite Geher-Gold der Titelkämpfe für sein Land perfekt machte.
Packender Hochsprung
Auf den 3.000 Metern merzten die Kenianer mit einem Doppelsieg durch Daniel Lemashon Salel (7:57,18 min) und Lucas Kimeli Rotich (7:59,67 min) ihre vorausgegangene Hindernisschlappe wieder ein wenig aus.
Im Hochsprung entwickelte sich ein für die Zuschauer packender Zweikampf zwischen dem Chinesen Chen Wang und dem Russen Sergey Mudrov, die jeweils 2,22 Meter überqueren konnte. Der Titel ging an den Höhenjäger aus Asien, nachdem er diese Höhe bereits im ersten Versuch überqueren hatte können.
Lisa Wolf und Sarah Mayer scheitern
Am Samstagvormittag musste das DLV-Team zwei Erstrundenausfälle hinnehmen. Lisa Wolf (TuS Jena) scheiterte im Vorlauf über 100 Meter Hürden als Vierte (14,04 sec), Sarah Mayer (SC Potsdam) kam in der Speerwurf-Qualifikation über Platz zehn (44,62 m) nicht hinaus.
Im Halbfinale über 800 Meter war für Elina Sujew, die in einem taktisch verhaltenen Lauf in 2:11,84 Minuten Fünfte wurde, Endstation. Die in Lettland geborene Athletin des TV Bad Vilbel haderte: "Ich wäre gerne in einem schnelleren Lauf gewesen, denn ich traue mir eine Zeit von 2:07 Minuten zu. Aber jetzt war es viel zu langsam, ich war viel zu weit hinten eingekeilt."
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