U18-WM - Positives überwiegt im DLV-Lager
Der dritte Wettkampftag der U18-Weltmeisterschaft in Ostrava (Tschechische Republik) brachte im DLV-Lager wieder einiges an positiven Aspekten. Neben der Bronzemedaille im Hammerwerfen durch den Gandersheimer Richard Olbrich taten sich am Freitag weitere deutsche Talente hervor. "Ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden", sagte U18-Bundestrainer Uwe Mäde.

Gordon Wolf will eine Medaille (Foto: Fuchs)
Gordon Wolf nährte in der Diskuswurf-Qualifikation Hoffnung auf eine weitere deutsche Medaille im Wurflager. Mit 58,67 Metern zog er mit dem ersten Versuch gleich in das Finale ein, die geforderten 56,00 Meter übertraf er deutlich. Zufrieden war der Potsdamer trotzdem nicht: "Ich war viel zu nervös und hatte die letzte Nacht nicht schlafen können. Ich hoffe aber jetzt, dass ich diese Erfahrung mitnehme und im Finale mit Selbstbewusstsein auftrete."Am liebsten würde er wie der Chemnitzer Kugelstoßer David Storl dem großen Favoriten Mykyta Nesterenko (Ukraine), der allerdings gleich mit einem neuen Meisterschaftsrekord von 70,67 Metern überzeugte, ein Schnippchen schlagen. "Er weiß jetzt, dass die Deutschen stark sind und ich glaube, er hat Respekt. Mein großes Ziel ist es aber, unter die ersten Drei zu kommen. Ich will nach den bereits drei deutschen Medaillen nicht außen vor stehen, sondern nachziehen." Keine Chance mehr auf ein Edelmetall hat Thomas Müller. Der Potsdamer schied seinerseits mit 51,84 Metern knapp aus.
Siebenkämpferinnen auf Kurs
Freude bereiteten am Freitag im deutschen Lager die Siebenkämpferinnen, die auf Medaillenkurs liegen. Nach dem ersten Tag rangieren Carolin Schäfer (TV Friedrichstein; 3.357 Punkte) und Elisa-Sophie Döbel (SC Neubrandenburg; 3.273) hinter der stark auftretenden Tschechin Katerina Cachova (3.370) auf den Rängen zwei und drei.
Erwartet souverän und mit breiter Brust präsentierte sich die deutsche Stabhochsprung-Hoffnung Nico Weiler in seiner Qualifikation. Ein gelungener Versuch über 4,80 Meter bedeutete sogleich das Weiterkommen für den Metzinger: "Ich bin sehr gut zurecht gekommen."
Kimberly Jeß zeigt Nerven
Dem großen Erwartungsdruck war die erst 15-jährige Kimberly Jeß nicht gewachsen. Die hoffnungsvolle Athletin der LG Rendsburg/Büdelsdorf geriet im Hochsprung-Finale bereits mit Fehlversuchen bei 1,74 und 1,78 Metern ins Hintertreffen, an 1,81 Metern scheiterte sie schließlich, womit für sie nur Platz acht blieb. Die Russin Natalya Mamlina gewann den nicht sonderlich hochklassigen Wettkampf mit soliden 1,89 Metern.
Bei der jungen Deutschen, die in Ostrava von ihren Großeltern unterstützt wurde, blieben anschließend Tränen der Enttäuschung nicht aus. Als Erste tröstete Kimberly Jeß die im DLV-Team der WM für den Sprung zuständige Astrid Fredebold-Onnen: "Kimberly hat bestimmt viel gelernt. Es war eine für sie ungewohnte Atmosphäre. Dazu kamen andere Dinge, so wurde sie zum Beispiel von einer Rumänin bewusst immer wieder im Wettkampf gestört. Sie ist ein Supertalent, aber diesmal haben die Nerven nicht gehalten. Sie hatte es sich aber auf alle Fälle verdient, hier dabei zu sein und hat noch eine weitere U18-WM."
Japaner springen davon
Mit einem bemerkenswerten japanischen Doppelsieg durch Yasumichi Konsihi (7,52 m; Wind: + 2,2 m/sec), der gleich im ersten Versuch in Führung gegangen war, und Daisuke Yoshiyama (7,32 m) ging das Weitsprung-Finale der männlichen Jugend zu Ende. "Die Weite war nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte", meinte der 17 Jahre alte Sieger, der für den Weltrekordhalter Mike Powell (USA) und dessen Sprungtechnik schwärmt.
Im 400-Meter-Finale der weiblichen Jugend kam die überragende Athletin mit Yuliya Baraley (53,57 sec) aus der Ukraine. Von ihrem Erfolg war sie aber selbst am meisten überrascht: "Das ist unglaublich, ich kann es nicht fassen." Unterstützt wurde die Viertelmeilerin aus Dnjepropetrovsk von ihrer Familie, die mit nach Ostrava gekommen war.
Niklas Zenders Steigerungslauf
Bei den jungen Männern kämpfte sich der britische Favorit Christopher Clarke (46,74 sec) mit 22 Hundertstelsekunden Vorsprung als Erster ins Ziel. Niklas Zender (TSV Friedberg-Fauerbach), der mit dem Erreichen des Endlaufs sein Ziel erfüllt hatte, kam von der ungünstigen Außenbahn acht laufend immerhin auf einen sechsten Platz. In 48,04 Sekunden zeigte er auch sein schnellstes Rennen der drei Runden.
Seiner Vereinskollegin Christiane Klopsch gelang dagegen im Finale über 400 Meter Hürden keine Steigerung. In 1:00,51 Minuten, die ebenfalls Platz sechs bedeuteten, blieb die gertenschlanke Blondine hinter ihren Möglichkeiten zurück. Sie hatte sich eine deutlich bessere Zeit vorgenommen. Mit Dalilah Muhammad gewann nicht unerwartet eine US-Amerikanerin diesen Lauf.
Mit kenianischen Siegen durch Geoffrey Kibet (1:49,99 min), der sich aus der Umklammerung seiner Gegner erfolgreich lösen konnte, und der erst 15-jährigen Sammary Cherotich (4:15,47 min), die sich in ihrem ersten Wettkampfjahr befindet, gingen die Mittelstrecken-Entscheidungen über 800 Meter (männlich) und 1.500 Meter (weiblich) zu Ende. Auf den 2.000 Metern Hindernis der männlichen Jugend mussten die Kenianer allerdings eine bittere Niederlage hinnehmen. Der Äthiopier Legese Lamiso (5:30,81 min) besiegte Silas Kosgei Kitum (5:32,88 min) klar.
Björn Schüler böse gestürzt
Eine Hiobsbotschaft ereilte das DLV-Team bereits am späten Nachmittag. Björn Schüler (TV Engen) stürzte im Vorlauf über 400 Meter Hürden an der zweiten Hürde schwer. Er musste anschließend, nachdem er nicht wieder selbst auf die Beine fand, von Sanitätern auf einer Liege im Eiltempo aus dem Stadion gebracht werden. Letztlich waren aber Schock und Enttäuschung größer als die Verletzung. Nach Angaben von U18-Bundestrainer Uwe Mäde kam der motiviert angetretene Youngster mit Schürfwunden davon.
Über die Zeitschnellstenregelung fand Elina Sujew (TV Bad Vilbel) Zugang zum Halbfinale über 800 Meter, nachdem sie in 2:09,91 Minuten - taktisch durchaus gut laufend - Dritte ihres Vorlaufs geworden war: "Das Weiterkommen war mein Ziel, deshalb bin ich schon jetzt sehr zufrieden. Ich wollte unter 2:10 Minuten bleiben, im Halbfinale will ich aber nun meine Bestzeit angreifen."
Diese Chance erhält Jan Niklas Sielemann nicht mehr. Der 1.500-Meter-Läufer von der LG Ratio Münster kam mit den Tempowechseln und den engen Räumen in seinem taktischen Rennen nicht zurecht und schied als Siebter (3:56,71 min) aus. "Das war eher ein Kulturschock für mich", bekannte er angesichts des ungewohnten internationalen Parketts.
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