U20-EM - Christoph Lemaitre läuft Europa-Rekord
Unbändig war die Freude der Franzosen, als Christoph Lemaitre am Freitagabend bei der U20-EM in Novi Sad (Serbien) zum Titel über 100 Meter stürmte. In 10,04 Sekunden bot er damit eine herausragende Leistung an und entthronte sogar den Briten Dwain Chambers, der bislang mit 10,06 Sekunden den Meisterschaftsrekord gehalten hatte, und stellte einen U20-Europarekord auf. Selbst bei den Aktiven war in diesem Jahr kein Sprinter schneller gewesen. Mit einem neuen Landesrekord für Aserbaidschan sprintete Ramil Guliyev in 10,16 Sekunden zu Silber, Bronze ging an den Briten Eugene Ayanful (10,37 sec).
Stimmungsvolles Highlight des Abends war der Weitsprung der Frauen, wo die Russin Darya Klishina und die serbische Lokalmatadorin Ivana Spanovic mit herausragenden Leistungen das Publikum zum Rasen brachten. Nachdem die Serbin gleich im ersten Versuch 6,64 Meter vorgelegt hatte, konterte die Russin mit 6,80 Metern im dritten Durchgang, einem neuen Meisterschaftsrekord, und gewann damit Gold. Ivana Spanovic wurde für 6,71 Meter mit Silber belohnt, die Polin Anna Jagaciak wurde Dritte (6,29 m).„Das war so überwältigend, was die beiden da vorne abgeliefert haben und wie das Publikum getobt hat“, sagte Anja Schulz (TSV Schmiden 1902) nach dem Wettkampf, den sie als Siebte mit 6,11 Metern beendete. „Ich habe zwar versucht, mich abzuschotten, aber das war gar nicht möglich.“ Ihre Leistung beurteilte sie als „in Ordnung. Aber es hätte schon ein wenig weiter gehen können.“
Um drei Zentimeter verpasste die Sindelfingerin Lisa Steinkamp, die mit 6,26 Metern eine persönliche Bestleistung sprang, Bronze. „Ich habe mich einfach nicht getroffen und mir hat die horizontale Geschwindigkeit gefehlt“, analysierte sie. „Bronze hätte ich mir natürlich schon gewünscht, aber es sollte nicht sein.“ Kristin Menge (SC Neubrandenburg) wurde mit 5,71 Metern Zwölfte.
Gordon Wolf feiert Silber
Ein strahlender Gordon Wolf verließ nach dem Diskuswurf-Finale das Stadion. Mit 60,15 Metern war der Potsdamer in den Wettkampf gestartet und hatte sich im fünften Durchgang auf 63,02 Meter gesteigert. Nur der ukrainische U20-Weltrekordler Mykyta Nesterenko konnte diese Weite mit 65,73 Metern überbieten. „Ich bin so froh. Diesmal habe ich gemerkt was es heißt, der Favorit zu sein. Und ich muss sagen es gefällt mir gar nicht“, sagte Gordon Wolf. „Nach der Quali war ich am Boden, da habe ich gezweifelt, ob ich überhaupt noch werfen kann. Aber heute hat sich zum Glück alles zum Guten gewendet.“ Bronze ging an den Kroaten Marin Premeru mit 60,98 Metern.
„Unglaublich! Das war der verrückteste Zehnkampf, den ich je in meinem Leben gemacht habe“, sagte Kai Kazmirek, den eine „Achterbahnfahrt“ von schlechten und guten Ergebnissen letztlich doch zu 7.639 Punkten und der Bronze-Medaille führte. „Zwischendurch habe ich so viel gezweifelt“, sagte er. Und Maximilian Gilde (LG Hannover), der mit 7.552 Punkten Vierter wurde, fügte hinzu: „Wir haben uns zusammen immer wieder hochgekämpft.“ Er selbst hatte mit einem solchen Ergebnis nie gerechnet. „Ich dachte ich fahr da mal hin. Ich war ja froh, dass ich überhaupt teilnehmen durfte. Große Erwartungen hatte ich nicht.“ Gold gewann der Belgier Thomas van der Plaetsen (7.769 Punkte) vor dem Schweden Petter Olson (7.734 Punkte).
Niklas Zender schrammt an Bronze vorbei
Um zwei Hundertstelsekunden verpasste Niklas Zender vom TSV Friedberg Fauerbach, der sich seit Mittwoch mit einer Erkältung plagte, über 400 Meter eine Medaille und wurde in 46,84 Sekunden Vierter. „Bis 200 Meter war es ok, danach konnte ich schon nicht mehr“, sagte er enttäuscht im Ziel. Hart sei es vor allem gewesen, in zwei Tagen drei Rennen und zwei davon an einem Tag zu laufen. Dies bestätigte auch der Berliner Marco Kaiser, der in 47,39 Sekunden auf Platz sechs lief. „Nach den Vorleistungen wäre auch Bronze möglich gewesen“, sagte er. „Aber es war heute einfach nicht mein Rennen. Nach 250 Metern war ich schon platt.“
„Mit dem Platz kann ich schon zufrieden sein. Mein Ziel war es, unter die besten Acht zu springen“, sagte der Regensburger Manuel Ziegler, der im Dreisprung-Finale mit 15,54 Metern Siebter geworden war. „Aber nachdem ich in der Quali ohne Brett 15,56 Meter gesprungen war, hatte ich mir schon mehr erwartet.“
Sein zweites Ziel, seine Bestleistung von 15,63 Metern zu verbessern, verpasste er. Ob ihn dabei eine Oberschenkel-Verletzung behinderte, die er sich vor zwei Wochen zugezogen hatte, konnte der 18-Jährige nicht wirklich bestätigen. „Weh getan hat es nicht, aber im Hinterkopf hat man es natürlich. Bis gestern wusste ich nicht einmal, ob ich springen kann.“ Gold gewann der starke Russe Aleksey Fyodorov (16,67 m) vor dem Türken Askin Karaca, der im letzten Durchgang mit 16,10 Metern einen neuen Jugend-Landesrekord aufstellte und den Letten Pavels Kovalovs (16,03 m) auf den Bronze-Rang verwies.
Carolin Paesler auf Platz sieben
Als Siebte beendete Carolin Paesler (Hallesche Leichtathletik-Freunde) das Finale der Hammerwerferinnen. Dabei zeigte die 18-Jährige einen konstante Serie, in der sie sich stetig steigerte: Alle vier gültigen Versuche landeten zwischen 58,06 und 58,76 Metern. Ein wenig Pech hatte sie, dass die vor ihr platzierte Finnin Johanna Salmela die gleiche Tagesbestweite erzielte, aufgrund des stärkeren zweitbesten Versuchs aber vor der Deutschen landete. „Die Platzierung geht vollkommen in Ordnung“, sagte ihr Trainer René Sack. „Aber bei der Weite wäre mehr drin gewesen.“
Überragend war die zweimalige U20-Weltmeisterin und Titelverteidigerin Bianca Perie aus Rumänien, die im zweiten Versuch 68,59 Meter weit warf und damit Bianca Achilles ablöste, die bislang mit 66,81 Metern den Meisterschaftsrekord gehalten hatte. Im letzten Versuch sicherte sich die Ungarin Jenny Ozorai (63,70 m) noch Silber und verdrängte die Britin Sophie Hitchon, die mit 63,18 Metern einen U20-Landesrekord warf, auf den Bronze-Rang.
Yasmin Kwadwos Oberschenkel hält
Die Wattenscheiderin Yasmin Kwadwo wurde über 100 Meter ihrer Favoritenrolle gerecht. „Ich bin so froh, dass es vorbei ist. Ich hatte vor dem Rennen einen harten Oberschenkel“, sagte sie überglücklich, nachdem sie die 100 Meter in 11,42 Sekunden hinter sich gebracht hatte. Zweitschnellste war wie schon in den beiden Runden zuvor die Norwegerin Folake Akinyemi (11,47 sec) vor der Rumänin Andreea Ograzeanu (11,47 sec). Die Kölnerin Leena Günther wurde in 11,64 Sekunden Sechste.
Die 400 Meter der Frauen gewann die Ukrainerin Yuliya Baraley überlegen in 52,80 Sekunden und mit großem Vorsprung. In 53,51 Sekunden sicherte sich die Russin Liliya Gafiyatullina Silber vor der Schwedin Moa Hjelmer (54,01 sec).
U20-EM in Novi Sad:
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