U20-EM - Das Team im Hintergrund (1)
Bei internationalen Meisterschaften sind es naturgemäß die Athleten, die wegen ihrer Leistungen im Fokus des Interesses stehen. Aber im Hintergrund sorgen neben ihren Heim- und Bundestrainern auch andere dafür, dass optimale Bedingungen für herausragende Leistungen herrschen. leichtathletik.de hat bei der U20-EM in Tallinn (Estland) einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Anreisekorridore prüfen und festlegen, Flüge blocken, Vorbereitungsort festlegen – zusammen mit Inga Büttner, die in Tallin für die Organisation zuständig ist, trifft er zahlreiche Vorbereitungen, damit die Logistik einer Meisterschaft zu bewältigen ist. Dazu gehörte auch eine „Sitevisit“ im vergangenen Oktober. In Tallinn traf sich Dietmar Chounard mit den Verantwortlichen der U20-EM. Hotels, Trainings- und Wettkampfstätten wurden besichtigt, das Umfeld geprüft.
Betreuerstab frühzeitig festlegen
Das deutsche Team ist das größte der Meisterschaften. „Ich habe die Organisatoren auf die Besonderheiten eines so großen Teams hingewiesen und unsere Wünsche artikuliert“, sagt Dietmar Chounard. Neun Monate später profitieren die Athleten von diesen Vorbereitungen. Unterkunft und sportliche Rahmenbedingungen sind optimal. Nach kleinen Erkundungstouren in der estnischen Hauptstadt konnte Dietmar Chounard auch ein weiteres Trainingsstadion ganz in der Nähe des Hotels ausfindig machen.
„Darüber hinaus müssen wir natürlich frühzeitig unseren Betreuerstab festlegen, das heißt Trainer, Physiotherapeuten, Ärzte, Psychologe“, erklärt Dietmar Chounard weiter. Gerade in einem Jahr mit U18-WM, U20- und U23-EM sowie im gleichen Zeitraum Deutschen Meisterschaften ist das nicht einfach. „Hier ergeben sich viele Überschneidungen. Trotzdem wollen wir eine Betreuung auf höchstem Niveau sicherstellen.“
Das Telefon läuft heiß
Richtig heiß wird es in den letzten Wochen vor Beginn der U20-EM. Spätestens mit der Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim, der entscheidenden Nominierungsveranstaltung, steht bei Inga Büttner und Dietmar Chounard das Telefon nicht mehr still und ein Tag könnte ruhig auch einmal 26 Stunden haben.
„Einladungen verschicken, Einkleidung organisieren, Fragen beantworten, wichtige Daten sammeln, geblockte Flüge endgültig festlegen, Übernachtungslisten abfertigen“, fängt Inga Büttner an aufzuzählen. „Team nominieren, die Transportlogistik von Stäben, Speeren und anderem Equipment klären, Sitzungsräume und Behandlungsräume für Ärzte und Physiotherapeuten vor Ort organisieren“, führt Dietmar Chounard weiter aus.
Nicht nur erfolgreiches, sondern sympathisches Team
Und die Liste ließe sich beliebig fortführen. „Und das meiste davon innerhalb von acht Tagen“, sagt Dietmar Chounard. „Im günstigen Fall dauert ein Arbeitstag dann mal nur zwölf Stunden.“ Über den ungünstigen Fall wird wissend geschmunzelt. Auch Esther Fittko stößt spätestens mit der Junioren-Gala endgültig zum Team. Sie hat in Tallinn die Delegationsleitung inne und hat als Vorsitzende des Bundesausschusses Jugend auch bei der Nominierung Mitspracherecht.
Ihr fällt vor allem eine Aufgabe zu: Esther Fittko vertritt den DLV bei allen offiziellen Anlässen der Meisterschaften und pflegt die Kontakte zum Europäischen Verband und anderen Delegationen. „Mir ist es wichtig, dass wir nicht nur als erfolgreiches, sondern auch als sympathisches Team wahrgenommen werden“, erklärt sie und gibt diese Aufgabe auch an die Athleten weiter. „Mich interessieren nicht nur die Leistungen und Ergebnisse, sondern auch, wie sie erzielt wurden. Vor allem der Fair Play-Gedanke spielt dabei eine wichtige Rolle.“
Das Telefon klingelt im Minutentakt
Den Athleten verdeutlicht sie dabei immer wieder, wie wichtig dieses Verhalten ist. „In den vergangenen Jahren haben wir dadurch immer wieder gepunktet.“ Es spricht sich herum, dass das deutsche Team ein angenehmes ist. Entsprechend zuvorkommend wird der DLV vor Ort behandelt – nicht zuletzt ein Verdienst von Esther Fittko.
Sie hält damit Dietmar Chounard und Inga Büttner auch den Rücken frei, sich voll um alle Bedürfnisse des Teams zu kümmern. Einmal auf dem Weg nach Tallinn, ist Inga Büttner die 24-Stunden-Hotline der Mannschaft. Das Handy klingelt im Mannschaftsbüro im Minutentakt, nicht passende Wettkampfkleidung wird getauscht, Zimmertauschwünsche umgesetzt, verlorengegangene oder vergessene Gegenstände ersetzt und andere Baustellen beseitigt. Sie ist die „Gute Seele“ des Teams.
Probleme entdecken und frühzeitig beseitigen
Zusammen mit Dietmar Chounard sorgt sie dafür, dass alle wichtigen Informationen die Bundestrainer und über sie auch jeden einzelnen Athleten erreichen. „Zudem ist natürlich auch der Rücklauf an Informationen an uns wichtig. Nur so können Schwachstellen behoben werden.“
Daneben geht es um verschiedenste Detailabsprachen. Wer kann wann wo trainieren? Wann fahren die Shuttlebusse? Endgültige Meldungen müssen abgegeben werden, im „Technical Meeting“ können letzte Unklarheiten angesprochen werden. Und auch während der Wettkämpfe muss sichergestellt werden, dass alles genau beobachtet wird. Nur so kann im Ernstfall ein Protest erfolgen und auch erfolgreich sein. Und nur so sind die Voraussetzungen gegeben für optimale Leistungen der Athleten.
Mehr zur U20-EM:
Mannschaftsbroschüre