U20-EM Rieti - Mein Moment 2013
WM, U23-EM, U20-EM, U18-WM bis hin zu Landesmeisterschaften und dutzende Meetings - leichtathletik.de war 2013 wieder bei zahlreichen Veranstaltungen live vor Ort dabei. Dabei haben unsere Reporter nicht nur aktuelle Berichte verfasst, es sind auch viele Erinnerungen hängengeblieben. Stellvertretend blicken wir auf ausgewählte Momente zurück. Diese Folge dreht sich um drei Zehnkämpfer, die einen Tag lang gemeinsam auf Wolke sieben schwebten.
Mehrkampf, Zehnkampf, Siebenkampf. Das Wörtchen „Kampf“ steckt nicht umsonst in allen drei Begriffen. Ein wahrer Allrounder beißt sich durch bis zum Ende, geht durch Höhen und Tiefen, steckt Niederschläge weg und rappelt sich gleich danach zu neuen Höchstleistungen auf. So die Theorie.Bei den U20-Europameisterschaften in Rieti (Italien) zeigten drei deutsche Nachwuchs-Zehnkämpfer, dass es auch ganz anders laufen kann, nämlich von Anfang bis Ende wie am Schnürchen – zumindest einen Tag lang.
Das Schöne dabei: Nicht alle drei DLV-Athleten mischten ganz vorne mit. Nicht für alle waren die Medaillen in Reichweite. Sie feierten persönliche Erfolge, persönliche Bestleistungen und das Erreichen ganz individueller Ziele.
15 Starts, 11 Bestleistungen
Die Hauptrollen in dieser kleinen Geschichte spielen Tim Nowak (LG Hohenlohe), Philipp Menn (LG Kindelsberg-Kreuztal) und Fabian Christ (LG Eintracht Frankfurt). Fünf Mal begegnete ich an Tag eins des U20-EM-Zehnkampfs den drei Athleten in der Mixed Zone, und fünf Mal blickte ich in strahlende, teils schon ungläubige Gesichter.
Bezeichnend bereits die kurzen Statements nach Disziplin eins. „Alles perfekt“, sagte Philipp Menn zur neuen 100-Meter-Bestleistung (10,74 sec). „Das war richtig geil“, befand Tim Nowak (11,04 sec), „Das hätte ich nicht gedacht“, lautete Fabian Christs Kommentar zum eingestellten Hausrekord (11,05 sec).
Weiter ging’s mit drei persönlichen Bestleistungen im Weitsprung. Mit zwei Bestleistungen im Kugelstoßen. Mit einem Hausrekord im Hochsprung und zwei weiteren persönlichen Rekorden über 400 Meter. „Ich weiß nicht, wie man das noch toppen kann“, staunte Philipp Menn, der vier der Bestmarken für sich verbucht hatte.
Jubel von der Mannschaft
Auch in der Mannschaftsbesprechung des deutschen Teams standen die drei U20-Zehnkämpfer am Abend im Rampenlicht. Denn Trainer Christopher Hallmann hatte sich zur traditionellen Nachbetrachtung des Wettkampf-Tages etwas Besonderes einfallen lassen: ein Schild mit der Aufschrift „PB“.
Da ich zu diesem Zeitpunkt noch im Stadion Raúl Guidobaldi die letzten Zeilen des Tages tippte, musste ich mir diesen Teil der Geschichte selbst erzählen lassen. Es soll sich aber Folgendes zugetragen haben: Anstelle vieler Worte nannte Christopher Hallmann nur die Disziplin, den Namen des Athleten und seine Leistung. Dann kam das Schild ins Spiel. Elf Mal reckte er es an diesem Abend in den italienischen Nachthimmel, stets unter großem Jubel der deutschen Delegation.
Platz drei, zehn und 14
Ein Zehnkampf ist nicht nach Tag eins beendet. Daher hier der Vollständigkeit halber ein Überblick über die Ergebnisse des zweiten Tages: Tim Nowak sammelte insgesamt sechs Einzel-Bestmarken und in der Endabrechnung 200 Punkte mehr als bei seinem bis dato besten Zehnkampf. Mit starken 7.778 Punkten erkämpfte er sich Bronze. Fabian Christ (7.301) und Philipp Menn (7.138) mussten bei ihrer internationalen Zehnkampf-Premiere dann doch noch einige Dämpfer einstecken und landeten auf Rang 10 und 14.
Am Ende bleibt ein unvergessener erster Zehnkampf-Tag, die Erkenntnis, dass Erfolge relativ sind, dass es am schönsten ist, sie gemeinsam zu feiern – und dass dann doch erst nach zehn Disziplinen abgerechnet wird.
U20-EM - Tim Nowak holt Zehnkampf-Bronze