| U20-EM

U20-Team mit 17 Medaillen Europas Nummer zwei

Die deutschen U20-Athleten sind am Montag von den U20-Europameisterschaften zurückgekehrt. Mitgebracht haben sie aus Eskilstuna (Schweden) 17 Medaillen, davon vier in Gold. In der Nationenwertung musste sich die Auswahl nur knapp den Gold-verwöhnten Briten geschlagen geben und sicherte sich Platz zwei in Europa.
Silke Morrissey

Die U20-Europameisterschaften waren Titelkämpfe mit vielen Facetten. Da war das wechselhafte Wetter, vom strahlenden Sonnenschein bis zum Platzregen. Da war der Wind, der die Rundenläufe zu einem Kampf gegen den Sturm machte und die Sprinter und Weitspringer ordentlich anschob. Da waren eine Wettkampf-Stätte, die sich erst in letzter Minute vom Sportplatz in ein EM-Stadion verwandelte, und ein Aufwärmplatz, der bei Regen zu einer Rutschfläche wurde.

Und dann war da mittendrin das große deutsche Team. Mit 89 Athleten, viele davon als Favoriten oder mit Medaillenambitionen angereist, ungewöhnlich viele, nämlich 30 von ihnen, aber auch zum allerersten Mal im Nationaltrikot am Start.

Platz zwei in der Nationenwertung

Dieses Team holte in Eskilstuna in der vergangenen Woche 17 Medaillen, vier in Gold, acht in Silber und fünf in Bronze. Damit gab es fünf Medaillen mehr als vor zwei Jahren in Rieti (Italien), gleichbedeutend mit Rang drei im Medaillenspiegel hinter Großbritannien und Russland. Das russische Team holte zwar eine Medaille weniger, konnte aber einmal Gold mehr verbuchen.

Auch die Leistung in der Breite kann sich sehen lassen: 187 Nationenpunkte – 46 mehr als vor zwei Jahren – bescheren der DLV-Auswahl Platz zwei in der Nationenwertung. Nur Großbritannien sammelte sieben Punkte mehr und glänzte dazu mit elf Goldmedaillen auch als Sieger im Medaillenspiegel.

Schwierige Bedingungen bravourös gemeistert

„Die schwierigen Wetterbedingungen haben die jungen Athleten vor große Herausforderungen gestellt. Viele haben diese bravourös gemeistert“, sagte ein zufriedener U20-/U18-Bundestrainer Dietmar Chounard. Als Beispiel nannte er unter anderem die drei deutschen Hürdenläufer, die ihren Rhythmus gegen den Wind verteidigten und es bis ins Finale schafften - Joshua Abuaku (LAV Oberhausen) holte sogar Silber.

Allerdings wies Dietmar Chounard auch darauf hin, dass bei den schwierigen Bedingungen gerade im Kampf um die vorderen Plätze Erfahrung und Konstanz eine große Rolle spielen: „Da bestehen dann nur die Besten und Stabilsten.“ Dass da nicht alle Medaillentrümpfe stachen und die eine oder andere Enttäuschung verdaut werden musste, ist in diesem Alter normal.

Die Sprinterinnen werden sich nach verlorenem Staffelstab wieder aufrappeln. Dem Deutschen U20-Rekordler im Hammerwurf Alexej Mikhailov (Hannover 96) gehört trotz Vorkampf-Aus die Zukunft. Diskuswerfer Henning Prüfer (SC Potsdam), unzufrieden mit seiner Bronze-Weite, will ohne Rückenprobleme wieder voll angreifen. Die Speerwerfer und Stabhochspringer hatten sich mehr vorgenommen. Die Zehnkämpfer mussten so einige Rückschläge verdauen. Sie alle werden es mit den neu gewonnenen Erfahrungen beim nächsten Mal besser machen.

„Goldkind“ Alina Reh

Andere Athleten wurden dagegen ihrer Favoritenrolle schon in jungem Alter eindrucksvoll gerecht. Allen voran Alina Reh (TSV Erbach). „Ihre Läufe zählten sicher zu den Highlights der Meisterschaften“, sagte Dietmar Chounard. Mutig stellte sie sich zweimal in den Wind und holte zwei Goldmedaillen, eine über 3.000 und eine über 5.000 Meter. Es waren dominante Vorstellungen einer Athletin, die auch noch im kommenden Jahr in der U20 startberechtigt ist – und der nicht nur auf dem Platz, sondern ebenso abseits davon die Herzen zufliegen.

Auch was Gina Lückenkemper (LAZ Soest) über 200 Meter auf die Bahn trommelte, wird so schnell nicht vergessen werden. 23,04 Sekunden regulär im Vorlauf sowie 22,85 Sekunden im Halbfinale und Gold in 22,41 Sekunden bei etwas zu viel Rückenwind – da braucht man kein Prophet zu sein um vorherzusagen, was bei zulässigem Wind möglich ist. Schon jetzt ist die 18-Jährige eine Persönlichkeit, die Eindruck hinterlässt.

Doppelschlag von Claudine Vita

Zur zweifachen Medaillengewinnerin stieg in Eskilstuna zudem Claudine Vita (SC Neubrandenburg) auf. Mit Gold im Diskuswurf und Silber im Kugelstoßen stellte sie ein weiteres Mal ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Genauso wie Gina Lückenkemper hat sie in einer Disziplin sogar schon die Norm für die Weltmeisterschaften in Peking (China; 22. bis 30. August) abgehakt.

Auch wenn es in diesem Jahr noch nicht mit einem Start bei den Aktiven klappen sollte: Von vielen der Athleten, die in Eskilstuna auf sich aufmerksam gemacht haben, werden wir auch in Zukunft noch viel hören. „Die Gesichter von Olympia 2024 in Hamburg nehmen hier - und auch bei der U18-WM in Cali - Konturen an“, sagte Dietmar Chounard und nahm so mit einem Augenzwinkern auch schon die Entscheidung zur Olympia-Vergabe vorweg.


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