U20-WM - Carolin Schäfer holt sechstes DLV-Gold
Mit winzigen 28 Punkten Vorsprung – umgerechnet etwa drei Sekunden – ging Carolin Schäfer am Samstagabend bei der U20-WM in Bydgoszcz (Polen) auf die abschließenden 800 Meter des Siebenkampfs. Doch die Friedrichsteinerin nahm ihrer nächsten Konkurrentin gar noch Punkte ab und sicherte sich mit 5.833 Zählern Gold.
„Unglaublich“, sagte Carolin Schäfer im Ziel kopfschüttelnd. „Mit 5.700 Punkten wäre ich schon mehr als zufrieden gewesen, jetzt sind es sogar mehr als 5.800.“ Bereits mit einem guten Gefühl war sie angereist, in dem Bewusstsein, gut drauf zu sein. „Nach meinen Vorleistungen hatte ich mir vorgenommen, unter die ersten Fünf zu kommen. Ich wollte nicht zu hohe Erwartungen haben, weil ich zu den jüngsten gehört habe.“Mit den Top-Leistungen, die sie in den zwei WM-Tagen gleich reihenweise abliefert, hatte aber selbst sie nicht gerechnet. „Dass es so grandios läuft, hätte ich wirklich nicht gedacht.“ 100 Prozent war sie trotzdem nicht zufrieden. „Perfekter Wettkampf kann man so nicht sagen. Vor allem im Kugelstoßen und über 800 Meter hätte ich noch mehr rausholen können. Aber insgesamt war es schon gelungen.“
Sechs Bestleistungen
In allen Disziplinen außer im Kugelstoßen und in den 800 Metern erzielte sie neue Bestleistungen. Außerdem steigerte sie ihre gerade einmal drei Wochen alte Bestmarke vom Mehrkampf-Meeting in Ratingen um 174 Zähler. „Da kann ich meinem Trainer Jörg Graf einfach nur Danke sagen, dass er es hinbekommen hat, dass heute mein Höhepunkt war.“
Vor allem über ihr Hoch- und Weitsprungergebnis freute sich Carolin Schäfer, die später einmal Polizistin werden will, sehr. „Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich im Weitsprung ein paar Punkte verliere, aber da bin ich auch über mich hinausgewachsen“, sagte sie. Und auch ihre Hochsprungleistung konnte sie einen Tag später noch nicht so richtig glauben. „Vor einem Jahr und auch im Winter war ich noch froh, wenn ich 1,63 Meter hoch gesprungen bin.“ Am Freitag steigerte sie ihre Hausmarke, vor allem wegen kontinuierlichen Techniktrainings, auf hervorragende 1,76 Meter.
Titel im Hinterkopf
In dem Wissen, dass die EstinGrit Sadeiko vor der letzten Disziplin die größte Gefahr darstellte, Gold doch noch zu verlieren, hatte sie sich an deren Fersen geheftet. „Erst einmal habe ich gedacht, puh, die ist aber ganz schön flott“, blickte Carolin Schäfer zurück. „Aber in der zweiten Runde bin ich einfach nur gerannt, weil ich diesen Titel im Hinterkopf hatte, den ich unbedingt wollte. Ich habe mir gesagt, renn um dein Leben.“
Den Titel erkämpfte sie, obwohl sie bislang keine optimalen Trainingsbedingungen hatte. Carolin Schäfer wohnt mit ihren Eltern im nordhessischen Bad Wildungen und pendelt zweimal pro Woche die rund 150 Kilometer nach Frankfurt, um dort dann die Trainingszeit voll auszunutzen: Drei Stunden Training stehen jedes Mal auf dem Programm. Ab dem 1. August wird sich die Situation allerdings verbessern. Dann zieht sie nach Frankfurt in das Sportinternat.
Zwei Dinge hat die Zweite der U18-WM aus dem vergangenen Jahr in ihren zwei Siebenkampf-Tagen von Bydgoszcz auf jeden Fall erkannt. „Man kann nicht immer nach den Vorleistungen gehen, es gibt immer Überraschungen.“ Und noch viel wichtiger: „Vielleicht müssen die Älteren jetzt auch Angst vor mir haben.“
Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…
Carolin Schäfer mit ihren Eltern (Foto: Möldner) (Foto: Möldner)