U20-WM - David Storl übertrifft Jugendrekord
Die erste Goldmedaille der U20-WM in Bydgoszcz (Polen) sicherte sich am Dienstagabend der Chemnitzer David Storl. Ein Jahr, nachdem der Kugelstoßer bei der U18-WM bereits ganz oben auf dem Siegerpodest gestanden hatte, übertraf er mit 21,08 Metern sogar den deutschen U20-Rekord.
Die Bestmarke war seit 1973 in Besitz von Udo Beyer (Frankfurt/Oder), allerdings hatte dieser mit der damals noch eingesetzten 250 Gramm schwereren 6,25-Kilo-Kugel 21,03 Meter und damit zumindest dem Papier nach eine vermutlich nur unwesentlich wertvollere Leistung erzielt.Nach einem ersten ungültigen Versuch hatte David Storl im zweiten Durchgang mit 19,81 Metern und nur einem Zentimeter Vorsprung auf den Ukrainer Stanislav Seheda die Führung übernommen, musste diese aber bereits im zweiten Durchgang wieder an den starken Kroaten Marin Premeru abgeben. Mit einer Bestleistung von 19,38 Metern angereist, steigerte sich der 17-Jährige zunächst auf 19,73 und dann auf 19,93 Meter, bevor er noch einmal 19,90 Meter nachlegte.
Selbstbewusst zum Erfolg
„Ich war nicht überrascht, dass er so weit stößt“, sagte David Storl danach. „Immerhin hat er im vergangenen Jahr mit der Fünf-Kilo-Kugel 22,79 Meter erreicht und einen Jugend-Weltrekord aufgestellt.“ Beeindrucken ließ sich der Schützling von Sven Lang aber trotzdem nicht. „Ich wusste, dass ich gewinnen kann“, zeigte er sich selbstbewusst. „Ich bin nur ganz schwer in den Wettkampf hineingekommen. Am Anfang hat mein Oberschenkel ein bisschen gezwickt, aber das hat sich während des Wettkampfs gegeben.“
Seinen Konter setzte der Schüler im vorletzten Versuch. 20,31 Meter waren der erste 20-Meter-Stoß der Konkurrenz und damit die Führung. Nachdem Marin Premeru im letzten Versuch nicht mehr zulegen konnte und sogar noch von dem Russen Aleksandr Bulanov (20,14 m) abgefangen wurde, stand David Storl schon vor seinem abschließenden Versuch als der Sieger fest. Zufrieden gab er sich damit aber nicht.
Platz vier der ewigen Bestenliste
Noch einmal ging er in den Ring, konzentrierte sich, um dann zu explodieren. Die deutschen Fans, die ihn zahlreich von der Tribüne unterstützten, jubelten. Mit 21,08 Metern überraschte David Storl nicht nur die Zuschauer, sondern vor allem auch sich selbst. „Ich war locker, frei und gelöst. Musste niemandem mehr etwas beweisen. Aber mit solch einer Weite habe ich auch nicht gerechnet.“ Nur drei Jugendliche haben weltweit jemals weiter gestoßen.
Dabei begann er seine Leichtathletik-Karriere eigentlich als Zehnkämpfer beim VfL Rochlitzer Berg, nachdem ihn sein Großvater in der Grundschule zur Leichtathletik geschickt hatte. „Manche haben gesagt, ich sei ein bisschen hyperaktiv“, sagt er und schmunzelt. Mit der Mannschaft war er sogar einmal Deutscher Mehrkampf-Vizemeister in der B-Jugend. Erst nachdem sein Trainer nach einem Herzinfarkt starb, landete David Storl endgültig beim Kugelstoßen.
Seinen jetzigen Gold-Erfolg schätzt er noch bedeutender ein als den vor einem Jahr. „Damals bin ich ja in meiner Altersklasse gestartet und heute war ich einer der Jüngsten.“ Richtig gefeiert wird aber wohl erst am kommenden Sonntag. Dann ist es David Storl, der auf der Tribüne sitzt und anfeuert. Seine Freundin Julia Fischer aus Berlin, die er im vergangenen Jahr bei der U18-WM in Ostrava (Tschechische Republik) kennen gelernt hat, kämpft dann wahrscheinlich um eine Goldmedaille im Diskuswurf. Und geteilte Freude ist bekanntlich die schönste Freude. Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…