U20-WM - Die deutschen Hoffnungen
Mit 64 Athletinnen und Athleten reist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am kommenden Sonntag nach Barcelona (Spanien), wo vom 10. bis zum 15. Juli die U20-Weltmeisterschaften stattfinden. Einige von ihnen können in der katalanischen Hauptstadt den Sprung aufs Treppchen schaffen. Ein Blick auf die deutschen Hoffnungsträger.
Die deutschen Nachwuchs-Diskuswerferinnen Anna Rüh (SC Neubrandenburg) und Shanice Craft (MTG Mannheim) haben sich für die U20-WM hohe Ziele gesteckt und machen daraus auch kein Geheimnis.Anna Rüh will die Goldmedaille, und ihre Chancen stehen gut: Mit 63,14 Metern warf sie bei der DM in Bochum-Wattenscheid so weit wie seit 15 Jahren keine U20-Athletin mehr. Zuletzt mischte sie bei der EM in Helsinki (Finnland) mit 62,65 Metern und Platz vier auch bei den Aktiven schon ganz vorne mit.
Kaum nach steht ihr Disziplinkollegin Shanice Craft, die mit 62,92 Metern als zweitbeste Werferin der Welt nach Barcelona reist und eine Medaille fest im Blick hat. Den Traum von zweimal Edelmetall für Deutschland zunichte machen könnten die 60-Meter-Werferinnen Siyu Gu (China) und Shelbi Vaughan (USA).
Felix Franz die Nummer eins
Neben Anna Rüh geht ein weiterer DLV-Athlet als Jahresbester der Welt an den Start: 400-Meter-Hürdenläufer Felix Franz (LG Neckar Enz) führt mit einer Zeit von 50,47 Sekunden die Bestenlisten an. „Wenn ich einen guten Lauf erwische, kann es schon unter 50 Sekunden gehen“, sagt der 19-Jährige selbstbewusst. Damit hätte er vor zwei Jahren in Moncton (Kanada) eine Medaille gewonnen – und die hat er sich für Barcelona zum Ziel gesetzt.
Das Wort Medaille nimmt Lena Malkus (LG Ratio Münster) nicht in den Mund, zu dicht liegt die Weltspitze im Weitsprung beeinander. Sieben U20-Athletinnen sind 2012 über 6,50 Meter gesprungen, die Deutsche ist eine davon. Die Nase vorn hat zurzeit die Britin Jazmin Sawyers mit 6,64 Metern. So weit kann Lena Malkus auch springen, das hat sie im Vorjahr mit einem Satz auf 6,70 Meter bewiesen. Gelingt ihr eine ähnliche Leistung wieder, ist das Treppchen nicht fern.
Franziska Hofmann pfeilschnell
Hürdensprinterin Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz) hat in 13,20 Sekunden die schnellste Zeit einer deutschen U20-Athletin seit zehn Jahren auf die Bahn gezaubert. Als Nummer vier der Welt hat sie gute Aussichten auf eine Finalteilnahme. Dort wäre dann vieles möglich, auch der Griff nach Edelmetall.
Im Wettbewerb über 10.000 Meter Bahngehen schickt sich Nils Brembach (SC Potsdam) an, in die Fußstapfen seines Vereinskameraden Hagen Pohle zu treten. Der U20-Europameister von 2011 wurde 2010 in Moncton Elfter. Seine damalige Zeit (42:33,31 min) hat Nils Brembach in 41:17,72 Minuten schon deutlich unterboten. Nur drei Jugendliche waren 2012 schneller.
Diskuswerfer Sebastian Scheffel (Hallesche Leichtathletik-Freunde) sorgte im Juni mit einem Wurf auf 61,44 Meter für Furore, der ihn auf Position fünf der Welt beförderte. Bisher konnte er diese Leistung nicht bestätigen. Barcelona wäre das passende Pflaster dafür, denn mit noch einem Wurf in diese Region könnte er ganz vorne mitspielen.
Rückenwind der Junioren-Gala
Mit Christin Hussong (TV Thaleischweiler) ist eine U18-Weltmeisterin von 2011 im DLV-Aufgebot. Für ihren Wurf auf 59,74 Meter wurde sie im Vorjahr vom Weltverband IAAF mit dem Rising Star Award ausgezeichnet. Ganz kam sie 2012 noch nicht an diese Leistung heran, mit der sie auch in der U20-Altersklasse einsame Spitze wäre. Ihre Weite von 55,74 Meter bedeuten zurzeit Rang sechs der Welt – nach oben ist alles offen.
Fünf weitere DLV-Athleten liegen als Sechste der Welt in Lauerstellung und haben zunächst die Finalteilnahme als Ziel auserkoren. Zu ihnen gehören die Stabhochspringerinnen Anjuli Knäsche (SG Kronshagen/Kieler TB) und Lilli Schnitzerling (LG Lippe Süd) mit 4,30 Metern und die Hochspringerinnen Alexandra Plaza (LT DSHS Köln) und Melina Brenner (LG Wipperfürth) mit 1,87 Metern.
Die Höhenjägerinnen haben sich mit einem starken Auftritt bei der Junioren-Gala in Mannheim ebenso ihre Tickets nach Barcelona gesichert wie Langhürdlerin Christine Salterberg (TuS Köln rrh.). Die 18-Jährige hat mit ihrer Bestzeit von 57,65 Sekunden weltweit nur fünf Athletinnen vor sich und hofft auf die Finalteilnahme.
Wie stark sind die Staffeln?
Mit Plätzen unter den Top Ten treten Weitspringer Stephan Hartmann (LG Nord Berlin; 9.), Hochspringer Falk Wendrich (LAZ Soest; 9.) und Diskuswerfer Phillip van Dijck (SC Potsdam; 10.) die Reise nach Barcelona an.
Traditionell schließen die 4x100 Meter Staffeln (Samstag) und die 4x400 Meter Staffeln (Sonntag) die letzten beiden Tage der Welt-Titelkämpfe ab. Mit ein wenig Glück können einige der DLV-Quartette hier noch einmal nach den Medaillen greifen.
Die 4x100 Meter-Sprinterinnen mit den U20-Europameisterinnen Katharina Grompe (LG Olympia Dortmund), Alexandra Burghardt (LAZ Inn) und Anna-Lena Freese (FTSV Jahn Brinkum) an der Spitze haben mit 44,54 Sekunden die viertschnellste Zeit des Jahres auf ihrem Konto.
DLV-Team-Broschüre zu U20-WM