U20-WM - Die DLV-Athleten in den Vorrunden (1)
Die deutschen Nachwuchsathleten kämpfen vom 10. bis zum 15. Juli bei den U20-Weltmeisterschaften in Barcelona (Spanien) und Medaillen, Bestleistungen und persönliche Erfolge. Hier lesen Sie, wie sie sich in den Vor- und Zwischenläufen sowie den Qualifikationen präsentiert haben.
MÄNNLICHE JUGEND100 METER VORLÄUFE Patrick Domogala (MTG Mannheim) musste bis zum achten von neun Vorläufen warten, bis er in Aktion treten durfte. Dann sprintete er in 10,56 Sekunden als Zweiter seines Laufs direkt in die nächste Runde. Ganz zufrieden war er allerdings nicht: „Vorne raus war es nicht so gut, hinten raus war ich gelöster“, erklärte er. „Morgen im Halbfinale wird’s schon wieder ganz anders aussehen.“ Mit der zwölftbesten Zeit aller Vorläufe geht er dort an den Start und will nach einem Platz im Finale greifen – der mit seiner Bestzeit von 10,39 Sekunden durchaus möglich ist.
Robert Polkowski (LT DSHS Köln) durfte vor seinem Einsatz mit der 4x100 Meter-Staffel schon einmal WM-Luft schnuppern. Fast hätten seine 10,68 Sekunden für den Einzug ins Halbfinale gereicht. Nur um eine Hundertstel verpasste er schließlich das Weiterkommen. „Es ist auf jeden Fall supergeil, hier zu starten“, sagte er. „Ich bin heute ohne Nervosität gelaufen, ich hatte nichts zu verlieren.“ Ein wenig schneller wäre er dennoch gerne gerannt: 10,60 Sekunden hat er in diesem Jahr schon stehen. Den besten Eindruck in den Vorläufen hinterließ der Brite Adam Gemili, der nach 70 Metern das Tempo rausnahm und in 10,37 Sekunden dennoch die schnellste Zeit erzielte.
1.500 METER VORLÄUFE
Die beiden deutschen Teilnehmer hatten eine hohe Hürde zu überwinden: Nur die drei Erstplatzierten sowie drei Zeitschnellste qualifizierten sich für das Finale. Und vorne ging in den Vorläufen die Post ab. Fabian Brunswig (LG Braunschweig) erwischte den schnellsten Vorlauf und geriet auf den ersten zwei Runden ins Hintertreffen, kämpfte sich dann aber wieder vor bis auf Rang sieben (3:48,72 min). „Es war sehr schwer zu laufen“, erklärte er, „weil sie vorne gleich losgerannt sind. Mit meinen letzten 400 Metern war ich zufrieden. Schade, dass es nicht zu mehr gereicht hat.“
Im Vorlauf von Julius Lawnik (SC Magdeburg) machten ein Kenianer, ein Äthiopier und ein Marokkaner Tempo. „Das ist halt eine WM“, sagte der 16-Jährige. „Jetzt bin ziemlich kaputt. Das ist schon alles ein bisschen ungewohnt. Aber für mich ist es wichtig, Erfahrungen zu sammeln. Eventuell kann ich nächstes Jahr bei der U20-EM was reißen – oder in zwei Jahren bei der nächsten WM.“ In Barcelona gingen für ihn 3:49,51 Minuten und Vorlaufplatz neun in die Ergebnislisten ein.
110 METER HÜRDEN VORLÄUFE
Jonas Christen (TSG Niefern) zog als Sieger seines Vorlaufs in 13,94 Sekunden problemlos ins Halbfinale ein. Dass er dabei drei Zehntel über Bestleistung blieb, wurde zur Nebensache. „Ich war im Startblock ziemlich zittrig“, gestand der Hürdensprinter. „Die Startblöcke sind hier etwas anders. Ich habe auch zwei, drei Hürden mitgenommen. Aber das Rennen war okay, die Zeit spielt keine Rolle“, zog er ein kurzes Fazit.
„Katastrophe“ lautete dagegen das Resümee von Sebastian Barth (LG Würm Athletik). „Ich weiß nicht, was da los war.“ In 13,97 Sekunden belegte er in seinem Vorlauf Rang drei und verpasste damit den direkten Sprung in die nächste Runde. So musste er hoffen, als einer von acht Zeitschnellsten weiterzukommen. Noch bis zum letzten Vorlauf sah es ganz danach aus, dann schob sich noch ein Konkurrent vor den 19-Jährigen. So steht nur ein Deutscher im Halbfinale.
STABHOCHSPRUNG
„Das war richtig anstrengend!“ sagte Lukas Hallanzy (LAZ Zweibrücken), nachdem dreieinhalb Stunden Stabhochsprung-Qualifikation hinter ihm lagen. Der 17-Jährige bewies starke Nerven, nahm 5,05 Meter im dritten Anlauf und flog anschließend auch im dritten Versuch über 5,15 Meter. Damit verbesserte er seine Bestleistung um fünf Zentimeter und zog als einer von elf 5,15-Meter-Springern ins Finale ein. Trotz des Mammut-Programms und langen Verzögerungen aufgrund technischer Probleme an der Anlage genoss der Zweibrücker den Wettkampf. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte er. Die Bestleistung hatte er sich durchaus zugetraut. „Wer hier startet, braucht Selbstbewusstsein“, erklärte er.
Auch Jonas Efferoth (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat es ins Finale geschafft und dabei eine souveräne Vorstellung geboten. Auf der Stabhochsprung-Anlage B lief alles glatt, sodass er nach im zweiten Versuch überquerten 5,15 Metern deutlich früher die Qualifikation beenden konnte als Lukas Hallanzy. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte der 19-Jährige. „Das war einer meiner besten Wettkämpfe. Ich habe mich gut gefühlt.“ Im Finale soll eine neue Bestleistung her, die seit 2011 bei 5,31 Metern steht.
ZEHNKAMPF
100 Meter
„Wir sind topfit“, betonte Tim Nowak (LG Hohenlohe). „Wir pushen uns gegenseitig“, bestätigte Lukas Schmitz (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen). Genauso legten sie auch los im ersten Wettbewerb des Zehnkampfs. Der erst 16-jährige Tim Nowak steigerte seine Bestleistung auf 11,31 Sekunden (793 Punkte), Lukas Schmitz gelang in 11,00 Sekunden (861 Punkte) gemeinsam mit dem Schweizer Benjamin Gfohler die beste Zeit aller Mehrkämpfer. „Geil“, strahlte er anschließend, und auch sein jüngere Mitstreiter sagte: „Ich bin zufrieden. Genau die Zeit, die ich mir vorgestellt haben.“
Weitsprung
Nächster Wettbewerb, nächste Bestleistungen. Tim Nowak steigerte sich auf 6,70 Meter. „Am Anfang hat der Anlauf nicht ganz gepasst“, sagte er, im dritten Durchgang stimmte alles und er landete bei seiner neuen Bestweite. Als guter Werfer und Stoßer kann er in der nächsten Disziplin, dem Kugelstoßen, voll angreifen. Die Stärken von Lukas Schmitz liegen in den Sprints und Sprüngen, das stellte er mit einem Satz auf 7,34 Meter erneut unter Beweis. „Das hat Spaß gemacht!“ freute er sich. Die viertbeste Weite aller Athleten brachte ihm 896 Punkte, in der Gesamtwertung belegt er mit Kurs auf Bestleistung Rang vier, Tim Nowak liegt auf Rang 20.
Kugelstoßen
Dritter Wettbewerb, dritte Bestleistung für Tim Nowak: 14,89 Meter bedeuteten in der Mittagshitze die drittbeste Weite aller Zehnkämpfer. Dabei gehört der 16-Jährige eigentlich noch der U18 an und dürfte dort mit einer leichteren Kugel stoßen. „Aber mit der schweren Kugel habe ich kein Problem“, sagte er – ganz offensichtlich. Lukas Schmitz wuchtete die 6-Kilo-Kugel auf 12,75 Meter. 20 Zentimeter weiter hatte er bei seinem bisher besten Zehnkampf gestoßen. „Wurftechnisch bin ich nicht der Beste“, erklärte er mit einem Lachen. „Die Weite ist abgehakt.“ Lukas Schmitz verabschiedete sich mit 2.409 Punkten auf Zwischenrang acht in die Mittagspause, Tim Nowak ist mit 2.319 Punkten derzeit auf Rang 14. Die Führung hat Favorit Jake Stein (Australien; 2.581 Punkte) übernommen, der im Kugelstoßen mit 16,39 Metern glänzte.
WEIBLICHE JUGEND
800 METER VORLÄUFE
Famoser Vorlauf von Sonja Mosler (TV Herkenrath): neue Bestzeit von 2:03,36 Minuten! Nur vier deutsche Frauen waren in diesem Jahr schneller. In einem rasanten Rennen musste sie alles aus sich herausholen, denn gleich drei Athletinnen überquerten vor der 18-Jährigen die Ziellinie, und nur die ersten Drei qualifizierten sich direkt fürs Halbfinale. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell wird“, sagte Sonja Mosler, nachdem sie wieder halbwegs zu Atem gekommen war. „Wenn ich damit nicht weiterkomme…“ Kam sie aber, und zwar als viertschnellste aller Läuferinnen. Da sie bereits im ersten von sechs Vorläufen angetreten war, musste sie eine Weile zittern.
Weniger spannend machte es die zweite deutsche Starterin Christine Gess (TSG Balingen): Sie lief ein kontrolliertes Rennen und sicherte sich in 2:07,11 Minuten als Dritte direkt den Platz in der nächsten Runde. Mit „Vorfreude pur“ sei sie in das Rennen gegangen. Ein Bonus: Eine Freundin war zum Anfeuern ins Stadion gekommen. „Die ersten 400 Meter waren voll okay, bei 600 Metern war es fast ein bisschen langsam, auf den letzten 100 Metern habe ich noch mal angezogen“, beschrieb die Balingerin den Rennverlauf. Am Mittwoch um 12:20 Uhr geht es weiter.
3.000 METER HINDERNIS VORLÄUFE
Maya Rehberg (SC Rönnau 74) ließ im zweiten Vorlauf nichts anbrennen. Erst setzte sie sich an die Spitze des Rennens, dann ließ sie die Kenianerin Daisy Jepkemei davon ziehen und sicherte dahinter souverän ihren Platz unter den ersten Vier, der für den direkten Einzug ins Finale gefordert war – und das in ihrem erst zweiten Rennen über 3.000 Meter Hindernis! „Es war super“, sagte sie. „Ich habe mich gut gefühlt.“ Ein wenig hatte ihr im Vorfeld der Wassergraben Sorgen bereitet. „Da bin ich bei den ersten Rennen immer fast stehen geblieben“, erklärte sie. Doch in Barcelona machte ihr der Sprung ins Wasser keine Probleme. Mit der insgesamt siebtschnellsten Zeit von 10:14,22 Minuten und als Dritte ihres Vorlaufs zog sie sicher ins Finale ein. „Da werde ich definitiv nicht nach vorne gehen!“ sagte sie lachend.
Die zweite Deutsche Cornelia Griesche (SG DJK Ingolstadt) landete im ersten Vorlauf in 10:36,38 Minuten auf Rang neun und verpasste den Sprung in die Runde der letzten Zwölf. „Meine Beine fühlen sich schon schwer an“, erklärte sie anschließend. „Ich wäre gerne ins Finale gekommen“, sagte sie, so sei sie schon ein wenig enttäuscht. „ Aber es ist in Ordnung so.“ Unterstützung hatte die 18-Jährige im Olympiastadion von ihrer Familie, die auch nach Barcelona gereist war.
KUGELSTOSSEN
Shanice Craft (MTG Mannheim) reichte ein Stoß: 16,41 Meter, neue Bestleistung, Qualifikation abgehakt. Und dabei hatte sie in der Vorwoche noch ein Virus außer Gefecht gesetzt, sie musste Antibiotika nehmen und entschied sich erst kurzfristig für den Start im Kugelstoßen. Davon merkte man ihr im Wettkampf nichts an. „Ich bin fit“, strahlte sie anschließend. „Ich freue mich aufs Finale!“ Schon im Einstoßen habe sie sich gut gefühlt, im Wettkampf konnte sie auf ihre Freiluft-Bestleistung ganze 72 Zentimeter drauflegen. Auch Disziplintrainer Miroslav Jasinksi staunte: „Das ist für die Uhrzeit schon ungewöhnlich.“ Um 5:30 Uhr war Shanice Craft aufgestanden, um 9:05 Uhr begann die Qualifikation, zehn Minuten später war sie schon wieder fertig. Um 20:20 Uhr steht das Finale für sie auf dem Programm. „Ich denke, da kann ich noch etwas draufsetzen.“
SPEERWERFEN
Die Speerwerferinnen der Qualifikationsgruppe A taten sich morgens um 9:35 Uhr schwer. Keine Athletin kam an ihre Bestweite heran, keine schaffte die für den direkten Finaleinzug geforderte Weite von 54,00 Metern. So war 59-Meter-Werferin Christin Hussong (TV Thaleischweiler) mit ihrer Marke von 52,45 Metern und Rang zwei der Gruppe noch recht zufrieden. „Die Qualifikation hat ihre eigenen Gesetze“, sagte sie. „Ich habe mit den anderen Werferinnen gesprochen: Keine ist so richtig reingekommen. Ich weiß auch nicht genau, woran das lag. Morgen Abend wird man sehen, wer am weitesten wirft.“ Die Finalzeit von 20:25 Uhr sollte der U18-Weltmeisterin von 2011 entgegenkommen.
Nicht dabei sein wird Charlotte Müller (ASV Erfurt). Zwar konnte sie sich im dritten Durchgang noch einmal auf 50,30 Meter steigern, in der Endabrechnung bedeutete dies aber nur Qualifikationsrang 16. Dementsprechend enttäuscht war die 19-Jährige, die mit einer Bestweite von 53,29 Metern angereist war. „Ich hatte mir eine Weite von 51 Metern vorgenommen“, erklärte sie – das hätte fürs Finale gereicht. „Aber ich bin am Anfang nicht so richtig in den Wettkampf reingekommen.“ Für die Erfurterin war es der erste Auftritt auf internationaler Bühne. „Anfangs war ich gar nicht aufgeregt“, sagte sie, aber am Morgen machte sich die Nervosität dann doch bemerkbar. Im Olympiastadion von 1992 U20-WM-Erfahrung zu sammeln, bleibt als positive Erinnerung: "Das war schon toll!"
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