U20-WM - Gordon Wolf mit Diskuswurf-Sensation
Am Mittwochabend gelang dem Potsdamer Gordon Wolf bei der U20-WM in Bydgoszcz (Polen) die große Überraschung. Der 18-Jährige steigerte seine Bestleistung zuerst auf 61,82 Meter und legte dann im fünften Durchgang noch einmal nach. Mit 62,00 Metern verwies er den großen Favoriten Mykyta Nesterenko (61,01 m) aus der Ukraine auf den dritten Platz.
Dem Jugend- und Junioren-Weltrekordler gelangen lediglich zwei gültige Versuche. Mit 61,01 Metern blieb er fast zehn Meter hinter seiner Bestleistung (70,13 m) zurück und erlebte ein ähnliches Debakel wie vor Jahresfrist bei der U18-WM in Ostrava (Tschechische Republik) im Kugelstoßen. Silber gewann der Kroate Marin Premeru (61,85 m), der am Dienstag bereits lange das Kugelstoßen angeführt hatte und letztlich Dritter geworden war.„Ich habe immer gedacht, dass Mykyta gewinnt. Mein Trainer hat mir auch gesagt, lass ihn ziehen und denk nicht daran, ihn zu schlagen Er ist übernatürlich“, erzählte Gordon Wolf nach dem Wettkampf. Doch irgendwie kam alles anders. „Als ich gesehen habe, dass er nervös ist und Angst hat, da dachte ich mir: Das ist meine Chance, es in die Hand zu nehmen und mal was zu reißen.“
Favoriten-Schreck Gordon Wolf
Die 61,82 Meter, die Gordon Wolf warf, brachten den jungen Ukrainer völlig aus der Fassung. „Der rannte hier nur noch herum. Es war so unglaublich, dass er wirklich Angst vor jemandem hatte, der acht Meter unter seiner Bestleistung liegt“, erzählte der Potsdamer noch immer fassungslos. Den Schützling von Jürgen Schult überraschte es wohl selbst am meisten, dass er den großen Favoriten zu Fall gebracht hatte.
Gordon Wolf zeichnete es vor allem aus, dass er selbst nicht die Ruhe verlor und jeden Angriff konterte. Marin Premeru, von dem er nach dem Kugelstoß-Finale eher erwartet hatte, nicht mehr ganz so fit zu sein, nahm ihm zwischenzeitlich die Führung mit 61,85 Metern ab. „Hau rein, hau rein, hat mein Trainer gesagt. Egal, ob es ungültig wird oder nicht.“ Mit 62,00 Metern eroberte sich Gordon Wolf den ersten Platz nur Minuten später zurück.
Unendlichkeit bis zur Erlösung
Die schlimmsten Sekunden erlebte der Vierte der letztjährigen U18-WM im letzten Durchgang, als alle Konkurrenten vor ihm warfen und die Chance hatten, ihn noch einmal vom obersten Podestplatz zu schubsen. Der Hühne konnte kaum hinschauen, viele Teamkollegen der Nationalmannschaft bibberten mit ihm an der Bande. „Ich konnte es gar nicht erwarten, den Wettkampf zu beenden und habe mich so auf das Ende gefreut. Als Marin Premeru als Letzter seinen Versuch verhauen hat, war ich so glücklich. Das war das geilste Gefühl in meinem Leben.“
Moralische Unterstützung bekam er von seiner Mannschaft. „Das war so klasse, dass die alle runter zum Zaun gekommen sind, um mit mir dieses Gefühl zu teilen. Man hat richtig gesehen, wie sie mitgefiebert haben, da musste man einfach beflügelt sein“, war er noch immer begeistert.
Noch ein bisschen weiter
Trotzdem übte er auch ein kleines bisschen Kritik an sich. „Es hätte schon noch ein bisschen weiter gehen können. Die Bestleistung kam schon beim Einwerfen. Da dachte ich, es kann weit gehen.“
Eine leichte Bauchmuskelzerrung und die Anspannung im Wettkampf verhinderten jedoch eine noch bessere Weite. Die nimmt er sich für die Zukunft vor. Den deutschen Rekord der Erwachsenen hält noch immer sein Trainer Jürgen Schult mit 74,08 Meter. Und Gordon Wolf meint mit einem verschmitzten Grinsen: „Der zittert doch schon!“
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Unterstützung vom Team (Foto: Möldner)