U20-WM - Leena Günther sprintet auf Rang fünf
Von Montag bis Sonntag (19. bis 25. Juli) werden im kanadischen Moncton in 40 Wettbewerben neue U20-Weltmeister gesucht. leichtathletik.de verfolgt die Wettbewerbe am Mittwochabend für Sie und fasst Ihnen das Geschehen von Disziplin zu Disziplin zusammen.
ENTSCHEIDUNGEN JUNIORINNEN |
100 Meter
Leena Günther sprintet auf Rang fünf
Im vergangenen Jahr bei der U20-EM in Novi Sad (Serbien) war sie Sechste geworden - diesmal gelang es der Kölnerin Leena Günther, noch einen Platz weiter vorne zu landen. „Mit dem Platz bin ich total zufrieden. Das war wohl das Beste, was möglich war“, sagte sie im Ziel. Nur mit ihrer Zeit von 11,67 Sekunden war sie nicht glücklich.
„Eine persönliche Bestleistung wäre ich schon gerne gelaufen.“ Hätte die 19-Jährige ihre 11,44 Sekunden gesteigert, hätte sie wohl für eine riesige Überraschung gesorgt. Silber sicherte sich in Moncton nämlich die US-Amerikanerin Takeia Pinckney in 11,49 Sekunden vor der Niederländerin Jamile Samuel (11,56 sec). Schneller war nur die britische Favoritin Jodie Williams (11,40 sec), die auch über 200 Meter die erste Anwärterin auf Gold sein wird.
„Aber es ist schon super, dass wir mit zwei Sprinterinnen im Finale waren. Jamaika war zum Beispiel gar nicht vertreten“, meinten Leena Günther und die Münsteranerin Tatjana Pinto, die in 11,80 Sekunden Sechste wurde. Die 18-Jährige ärgerte sich vor allem über ihren Start, der der langsamste des Feldes gewesen war. „Das hatte ich mir besser erhofft“, meinte sie. „Und dann lief es auch hinten raus nicht besonders gut.“ Ihr Ziel, das Finale, hatte sie erreicht. Trotzdem war sie direkt nach dem Lauf unzufrieden.
Beide deutsche Sprinterinnen im Finale zu haben, war ein großer Erfolg, lediglich die USA waren mit zwei Athletinnen im Finale vertreten. Die DLV-Staffel kann sich damit nun auch berechtigte Hoffnungen auf eine vordere Platzierung über 4x100 Meter machen. „Eine Medaille wäre schon klasse“, sagte Tatjana Pinto. „Das können wir schaffen.“
5.000 Meter
Zweite Medaille für Mercy Cherono
Gleich zu Beginn des Rennens zeigten die Ostafrikanerinnen aus Kenia und Äthiopien, dass der Sieg nur über sie gehen würde. Nachdem nach und nach immer mehr Läuferinnen den Kontakt zur Spitze verloren hatten, setzten sich gut drei Kilometer vor dem Ziel Genzebe Dibaba (Äthiopien), Schwester von Tirunesh Dibaba, und die Kenianerin Mercy Cherono, die vor zwei Tagen bereits die 3.000 Meter gewonnen hatte, von ihren letzten Verfolgerinnen ab. Mercy Cherono lief dabei stets an der Spitze, Genzebe Dibaba kraftsparend in ihrem Windschatten.
700 Meter vor dem Ende trat Genzebe Dibaba an, Mercy Cherono konterte aber mit einem energischen Antritt. Auch die Angriffe der Äthiopierin auf der letzten Gegengeraden konnte Mercy Cherono abwehren, Schulter an Schulter ging das Duo auf die Zielgerade. Dort konnte Genzebe Dibaba noch mehr zusetzen und vermasselte Mercy Cherono das zweite Gold. In 15:08,06 Minuten lief Genzebe Dibaba einen neuen Meisterschaftsrekord.
„Vor zwei Jahren war mir der Sieg noch nicht gelungen“, blickte sie auf die letzten U20-Weltmeisterschaften zurück, wo sie Silber gewonnen hatte. „Heute wusste ich, dass ich im Endspurt stärker bin als sie. Auch meine Schwester Tirunesh war sich sicher, dass ich gewinne.“ In 15:09,19 Minuten gewann Mercy Cherono die zweite Medaille, ihre Teamkollegin Alice Aprot Nawowuna erlief sich barfuß in 15:17,39 Minuten Bronze.
Speerwurf
Sarah Mayer verpasst Endkampf
Gut 50 Meter hätten der Potsdamerin Sarah Mayer am Mittwochabend gereicht, um in den Endkampf der besten acht Speerwerferinnen einzuziehen. Eine Weite, die sie bei einer Bestleistung von 55,14 Metern normalerweise fast immer anbieten kann. In Moncton blieben 48,89 Meter aus dem ersten Versuch die beste Weite des Tages für die 19-Jährige, die wegen der schnellen Mondobahn ihren Anlauf deutlich verlängern musste.
„Das ist so bitter“, sagte sie mit Tränen in den Augen, „ich will gar nicht wissen, was heute möglich gewesen wäre.“ Möglich wäre mit ihrer Bestleistung Bronze gewesen, das sich die Südafrikanerin Tazmin Brits mit 54,55 Metern sicherte. Auf Goldkurs hatte lange die Lettin Lina Muze mit 56,64 Metern gelegen. Im letzten Versuch musste sie allerdings noch hinnehmen, dass sie die Finnin Sanni Utrainen um fünf Zentimeter übertraf.
ENTSCHEIDUNGEN JUNIOREN |
100 Meter
Dexter Lee verteidigt seinen Titel
Er war der haushohe Favorit und wurde dieser Rolle auch gerecht. Dabei hatte der jamaikanische Titelverteidiger Dexter Lee aber mehr Mühe, als zuvor angenommen worden war. Hatten vor zwei Jahren im polnischen Bydgoszcz noch 10,40 Sekunden zum Sieg gereicht, musste der 19-Jährige diesmal schon 10,21 Sekunden anbieten, um sich gegen den US-Amerikaner Charles Silmon (10,23 sec) und den Franzosen Jimmy Vicaut (10,28 sec) durchzusetzen.
„Ich hatte mir keine Sorgen gemacht“, sagte Dexter Lee. „Ich wusste, wenn ich einen guten Start habe, kann ich das Rennen gewinnen. Und ich hatte einen guten Start.“ Füße hochlegen heißt es für ihn nun aber noch lange nicht. Sowohl über 200 Meter als auch mit der Staffel wird er noch um weitere Medaillen kämpfen.
Weitsprung
Entscheidung im letzten Versuch
Es war ein hochklassiges Finale, das der Weltjahresbeste letztlich auch für sich entschied. Seit dem ersten Versuch führte der Südafrikaner Luvo Manyonga, der in diesem Jahr schon 8,19 Meter weit gesprungen war. Im fünften Versuch flog der Spanier Eusebio Caceres auf 7,72 Meter und damit an ihm vorbei. Der Schlusspunkt war damit aber noch nicht gesetzt. Nachdem der Spanier sich noch auf 7,90 Meter verbesserte, behielt Luvo Manyonga die Nerven. Bei Gegenwind von 1,0 Metern/Sekunde flog er auf starke 7,99 Meter und sicherte sich Gold. Den Erfolg feierte er auf der Gegengeraden mit einem Flickflack. Für den wahren Höhepunkt aus Sicht des Publikums, das zahlreich ins Stadion gekommen war, sorgte allerdings ein anderer. Der Kanadier Taylor Stewart gewann mit 7,63 Metern aus dem letzten Versuch Bronze.
Kugelstoß
Vier Zentimeter fehlen Marcel Bosler
Die Winzigkeit von vier Zentimetern fehlten Marcel Bosler vom TV Iffezheim am Mittwochabend für den Einzug in die Runde der besten Acht. Mit 18,45 Metern musste er mit dem undankbaren neunten Platz Vorlieb nehmen. „Es war heute eigentlich so einfach weiterzukommen“, sagte er kopfschüttelnd. Noch am Morgen hatte er in der Qualifikation mit 18,87 Metern überzeugt, mit denen er am Abend Siebter geworden wäre. Seine Bestleistung von 19,25 Metern hätte gar für Rang fünf gereicht.
„Wenn die Weite in Ordnung gewesen wäre, würde ich mich über diesen neunten Platz nicht so ärgern“, sagte. „Vor allem weil der zweite Versuch wirklich weit war, ich aber leider ein kleines bisschen auf den Balken getreten bin.“ Einen starken Wettkampf zeigte der erst 15 Jahre alte Neuseeländer Jacko Gill, der seine Kugel auf starke 20,76 Meter beförderte und den Serben Bozidar Antunovic (20,20 m) damit deutlich in Schach hielt. Yongheng Ding sicherte sich mit 20,14 Metern als Dritter die dritte Kugelstoßmedaille für China, nachdem am Tag zuvor seine Teamkolleginnen bereits Silber und Bronze gewonnen hatten.
QUALIFIKATIONEN/HALBFINALS JUNIORINNEN |
100 Meter Halbfinale
Deutsche rocken Halbfinale
Gleich beide Deutschen schafften am Mittwochabend den Einzug in das Finale, das später am Abend stattfindet. Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) gewann in 11,68 Sekunden ihren Lauf, Leena Günther (LG ASV/DSHS Köln) wurde in 11,72 Sekunden Zweite, jeweils die beiden Lauf-Ersten zogen in die Runde der besten Acht ein. „Total geil, dass wir es beide geschafft haben“, meinte Leena Günther, die sich auf den letzten Metern noch den zweiten Rang sicherte. „Ich weiß, dass ich hinten raus immer stark bin“, sagte sie. Nachdem alle drei Halbfinals nicht an die Zeiten der Vorläufe herankamen, soll es im Finale wieder schneller werden. „Ich würde gerne in den Bereich meiner Bestleistung laufen“, sagte Leena Günther. Diese steht seit dem vergangenen Jahr bei 11,44 Sekunden. Auch Tatjana Pinto war mit ihrer Zeit nicht allzu zufrieden. „Aber der Start war immerhin schon viel besser als im Vorlauf, nur hinten raus war ich leider nicht mehr so aufrecht“, sagte sie und gab als Ziel für den Endlauf aus: „Top-Fünf.“ Schnellste Sprinterin der Halbfinals war die Britin Jodie Williams in 11,59 Sekunden.
100 Meter Hürden Halbfinale
Deutsches Duo schafft Finaleinzug
Beide haderten, zogen aber in die Endrunde ein. Jenna Pletsch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) und Miriam Hehl (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) erwischten in 13,62 bzw. 13,73 Sekunden keine optimalen Läufe. Jenna Pletsch sicherte sich trotzdem als Zweite hinter der Halbfinal-Schnellsten Isabelle Pedersen (Norwegen; 13,49 sec) den direkten Finaleinzug. Etwas länger musste Miriam Hehl zittern, die es als Vierte ihres Laufs und als Beste über die Zeitregel in die Runde der besten Acht schaffte. „Was ein schlechtes Rennen“, sagte Miriam Hehl. „Ich konnte einfach keine Geschwindigkeit aufbauen. Und dann ist mir auch noch der linke Beuger zugegangen.“ Kaum zufriedener war Jenna Pletsch. „Isabelle hatte neben mir einen Bombenstart, und ich bin ein bisschen sitzen geblieben. Dann habe ich mir an der achten Hürde auch noch das Knie angehauen“, erzählte sie. Beide zweifelten den starken Rückenwind an, der für ihre Läufe ausgegeben wurde. „Eine Medaille ist trotzdem noch das Ziel“, sagte Jenna Pletsch.
QUALIFIKATIONEN/HALBFINALS JUNIOREN |
100 Meter Halbfinale
Kanadier begeistert das Publikum
Der Kanadier Aaron Brown brachte das Publikum in Wallungen. Im letzten von drei Halbfinals überquerte er in 10,62 Sekunden als Erster die Ziellinie und ließ dabei sogar Top-Favorit Dexter Lee (Jamaika; 10,66 sec) hinter sich. Das Publikum dankte es ihm mit lauten Jubelrufen und Fähnchen-Schwenken. Die mit Abstand beste Zeit gelang allerdings einem anderen. Der Franzose Jimmy Vicaut unterstrich in 10,38 Sekunden, dass er ein Wörtchen um den Sieg mitreden will. Auch die beiden US-Amerikaner Charles Silmon (10,48 sec) und Michael Granger (10,51 sec) zeigten sich bestens gerüstet für das Finale am späten Abend.
400 Meter Halbfinale
Marco Kaiser kämpft bis zum Umfallen
Schnell ging der Berliner Marco Kaiser das Halbfinale über 400 Meter an und bog als Dritter auf die Zielgerade ein. Dann packte der 19-Jährige aber noch einmal den Turbo aus und sicherte sich in 46,40 Sekunden hinter Kirani James (Grenada; 46,27 sec) mit einem starken Endspurt den zweiten Rang, der den direkten Finaleinzug bedeutete. Insgesamt lief er die drittschnellste Zeit der Halbfinals. Nachdem er direkt nach dem Zieleinlauf noch springend seinen Sieg gefeiert hatte, lag er wenig später völlig erschöpft am Boden und musste aus dem Stadion begleitet werden. Nicht den Sprung in die letzte Runde schaffte der Johannesberger Philipp Kleemann, der in 47,86 Sekunden gestoppt wurde. „Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass der Lauf besser war als der Vorlauf“, sagte er. „Aber die ersten 200 Meter waren wohl trotzdem nicht schnell genug. Ich weiß auch nicht, wieso ich meine Zeiten hier nicht abrufen kann.“ Schnellster der Halbfinals war Marcell Deák Nagy (Ungarn) in 46,23 Sekunden.
Hochsprung
Mateusz Przybylko nicht im Finale
Die als Qualifikationshöhe vorgegebenen 2,19 Meter blieben am Mittwochabend im Hochsprung der männlichen Jugend unangetastet, 2,17 Meter reichten für das Weiterkommen in das Finale, das am Freitagabend stattfindet. Neun Springer überflogen diese Höhe, auch im ersten Anlauf überwundene 2,14 Meter reichten für die Endrunde. Genau an dieser Höhe scheiterte allerdings der Leverkusener Mateusz Przybylko dreimal. 2,00, 2,05 und 2,10 Meter hatte er zuvor noch jeweils ohne Fehl und Tadel überwunden.
ZEHNKAMPF |
Speerwurf
Kai Kazmirek schnuppert an Medaille
53,07 Meter warf Kai Kazmirek (LG Rhein/Wied) im Speerwurf weit. Damit blieb er zwar hinter seiner Bestleistung zurück, verschaffte sich aber eine gute Ausgangssituation für den abschließenden 1.500-Meter-Lauf. In diesen geht der Russe Ilya Shkurenev mit 7.168 Punkten als Führender, hinter ihm lauert aber der Franzose Kevin Mayer (7.126 Punkte). Hochspannung versprechen auch die Plätze dahinter, wo der Kubaner José Angel Mendieta bislang 7.028 Zähler verbucht hat, Kai Kazmirek aber mit 7.004 Punkten nur knapp dahinter liegt. Auch der Brite David Guest (6.986) und Marcus Nilsson aus Schweden (6.975) liegen noch aussichtsreich.
1.500 Meter
Kai Kazmirek erkämpft Rang sechs
Zwar hatte Kai Kazmirek als Vierter mit 24 Punkten Rückstand auf Platz drei in Schlagweite zu einer Medaille gelegen, hatte sie aber schon vor dem 1.500-Meter-Lauf abgeschrieben. „Ich wusste, dass die anderen, die in meinem Bereich lagen, viel stärkere Läufer sind“, sagte er. „Ich hatte versucht, meinen Platz zu halten.“ Mit 7.638 Punkten wurde er letztlich Sechster - und war froh über diesen Platz. Hinter ihm lagen zu diesem Zeitpunkt nämlich zwei Tage der Achterbahnfahrt, wie bereits vor einem Jahr, als er Bronze bei der U20-EM gewonnen hatte. „Ich bin beim Weitsprung in ein Loch gefallen und bin am ersten Tag nicht wieder richtig raus gekommen. In den ersten fünf Disziplinen haben mir dann schon rund 200 Punkte gefehlt“, sagte er.
Motivation für den zweiten Tag zog er vor allem aus der U20-EM im Vorjahr, als es ihm ähnlich ergangen war und es letztlich mit einem starken zweiten Tag letztlich doch noch zu einer Medaille gereicht hatte. „Ich kannte es also schon“, meinte er lachend. Nur dass das Happy End sich diesmal nicht einstellte.
Einen Rückschlag hatte er allerdings schon vor dem Wettkampf hinnehmen müssen. Wegen einer Ischias-Nerv-Entzündung hatte er auf das Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen verzichten müssen. Nur nach zwei Leistungstests, dem letzten kurz vor dem Abflug nach Kanada, bei denen er keinerlei Beschwerden gehabt hatte, gab es grünes Licht für den Kampf um die Medaillen.
Gold sicherte sich in Moncton mit einem beherzten 1.500-Meter-Lauf der Franzose Kevin Mayer, der zuvor noch auf dem Silberrang gelegen hatte. Mit einer überzeugenden Laufleistung und 7.928 Punkten fing er den Russen Ilya Shkurenev (7.830) noch ab. Sein Herz in die Hand nahm auch der Schwede Marcus Nilsson, der sich noch von Position sechs auf den Bronzerang (7.751) vorschob. Eine schöne Geste zeigte der Südafrikaner Gert Swanepoel, der den ersten von zwei 1.500-Meter-Läufen gewann. Im Ziel stehend feuerte er die weiteren Läufer an und klatschte jeden im Ziel ab.
Die Zehnkämpfer feierten gemeinsam (Foto: Möldner)
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