U20-WM - Stabhochspringer räumen ab
Die Goldmedaille von Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) im Stabhochsprung der U20-WM in Bydgoszcz (Polen) war fest eingeplant. Dass aber auch Karsten Dilla (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) am Samstagabend mit 5,30 Metern Bronze gewann, unterstrich die Stellung Deutschlands als bekannt starke Stabhochsprung-Nation.
Raphael Holzdeppe war erst bei 5,40 Metern in den Wettkampf eingestiegen und flog über diese Höhe wie auch über 5,50 Meter im ersten Anlauf und hatte damit bereits Gold sicher, da der Pole Pawel Wojciechowski, der Silber gewann, seine 5,40 Meter nicht mehr steigern konnte. Raphael Holzdeppe versuchte sich danach dreimal am neuen Meisterschaftsrekord von 5,72 Metern, scheiterte allerdings dreimal.„Bei 5,72 Meter war einfach die Luft raus“, erklärte er. „Aber die Höhe war heute sowieso zweitrangig. Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen.“ Das war ihm gelungen. Als haushoher Favorit war er angereist und hatte dem Druck standgehalten. Bereits in der Qualifikation hatte er nur einen Sprung über 5,20 Meter benötigt, um das Finale zu erreichen.
Lange Wartezeit
Dort saß er erst einmal fast eineinhalb Stunden neben der Anlage und schaute sich an, wie die anderen Springer um Bestleistungen kämpften. Erst als die meisten von ihnen bereits ausgeschieden waren, griff der Abiturient zum Stab. „Davor habe ich Karsten geholfen“, erklärte er. „Ich habe nach dem Wind geschaut, weil der sehr böig war.“
Gelernt hat der 18-Jährige auch aus seinem „Salto Nullo“, der ihm im vergangenen Jahr bei der U20-EM in Hengelo (Niederlande) passiert war. „Da habe ich Lehrgeld bezahlt. Aber es hat mir auch geholfen, und ich habe schon die ganze Saison davon profitiert. So etwas passiert mir nicht mehr wieder.“
Karsten Dilla pokert
Als der Ungar Dezso Szabo bei 5,35 Metern zum dritten Mal mit der Latte auf die Matte flog, klatschten sich Karsten Dilla und der Pole Pawel Wojciechowski ab. Gerade stand fest, dass sie eine Medaille gewonnen hatten. Beide hatten diese Höhe ausgelassen und stiegen nach gemeisterten 5,30 Metern erst wieder bei 5,40 Metern in den Wettkampf ein.
Nachdem Karsten Dilla bei dieser Höhe zwei Fehlversuche gehabt und Pawel Wojciechowski unter dem Jubel des Publikums im zweiten Versuch erfolgreich gewesen war, setzte Karsten Dilla alles auf eine Karte und hob sich seinen letzten Versuch für 5,45 Meter auf. Hoch war der 18-Jährige über der Latte, fiel dann aber auf sie herunter und gewann damit Bronze.
Verdammt knapp
„Das war verdammt knapp“, sagte er nach dem Wettkampf etwas wehmütig. „Da hat mir noch ein wenig das turnerische Geschick gefehlt. Im ersten Moment war ich schon ein klein wenig enttäuscht, nicht Silber gewonnen zu haben, aber jetzt freue ich mich einfach über die Medaille.“ Schließlich ging für das Höhenjäger-Duo damit ein Wunsch in Erfüllung. „Wir haben schon ein bisschen davon geträumt, zusammen auf dem Siegerpodest zu stehen. Dass das jetzt wirklich geklappt hat, ist super.“
Während Karsten Dilla am kommenden Wochenende noch bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften an den Start gehen wird, steht Raphael Holzdeppe noch ein weiterer Höhepunkt bevor: Zusammen mit dem Münchner Tim Lobinger und dem Leverkusener Danny Ecker bildet er das Stabhochsprung-Team bei den Olympischen Spielen.
Bislang keine Gedanken an Olympia
„Ich habe das bislang völlig aus meinem Kopf verdrängt, weil ich direkt nach den Deutschen Meisterschaften zuerst nach Kienbaum und von dort nach Bydgoszcz gefahren bin“, gab er zu. Erst wenn er am Montagabend in Zweibrücken ankommt, wird er sich mit den Olympischen Spielen beschäftigen.
Und auch ein anderes Thema verbannt er derzeit noch aus seinem Kopf. Der Russe Maksim Tarasov, mit dem er gemeinsam den Jugend-Weltrekord hält, sprang in seiner späteren Karriere 6,05 Meter. „Ich bin erst 18 Jahre alt“, sagt er lachend. „An so etwas denke ich frühestens in drei oder vier Jahren.“ Aber vor diesem Jahr hätte er wahrscheinlich auch nicht daran gedacht, 5,80 Meter hoch zu springen oder zu den Olympischen Spielen zu fahren…
Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…
Karsten Dilla und Raphael Holzdeppe (Foto: Möldner)