U20-WM - Zweimal Silber für Deutschland
Von Montag bis Sonntag (19. bis 25. Juli) werden im kanadischen Moncton in 40 Wettbewerben neue U20-Weltmeister gesucht. leichtathletik.de verfolgt die Titelkämpfe am Samstag für Sie und fasst Ihnen das Geschehen von Disziplin zu Disziplin zusammen.
ENTSCHEIDUNGEN JUNIORINNEN |
4x100 Meter
Sprinterinnen verdammt schnell
Eine Medaille? Okay, damit konnte man rechnen. 43,74 Sekunden? Das war wohl die große Überraschung, für die die deutschen Sprinterinnen am Samstagmittag im Monctoner Stadion sorgte. Nur zweimal war eine deutsche Staffel schneller gewesen als Nadja Bahl (SC Potsdam), Leena Günther (LG ASV/DSHS Köln), Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) und Stephanie Pähler (LG Olympia Dortmund) bei dieser U20-WM. Vor 22 Jahren sprintete eine DDR-Auswahl mit Grit Breuer und Katrin Krabbe 43,33 und 43,48 Sekunden. International wird die bessere Zeit nicht anerkannt, da die Veranstaltung nicht angemeldet war.
Die deutschen Staffel-Wechsel klappten in Moncton, die Stimmung im Stadion brodelte sowieso, da eine kanadische Auswahl mit im Lauf war. „Das passte einfach“, sagte Tatjana Pinto. Und Schlussläuferin Stephanie Pähler fügte hinzu: „Ich war richtig aufgeregt. Ich habe gehofft, dass der Stab bei mir ankommt und unser Wechsel dann auch gut klappt.“
„Das ist einfach ein Mega-Erfolg für uns“, war Leena Günther noch immer völlig von den Socken. „Mit der Zeit vor allem“, ergänzte Nadja Bahl. Eine Zeit unter 44 Sekunden hatten sie sich im Vorfeld zugetraut, „aber dass wir die Zeit laufen, das ist echt unglaublich“, meinte Tatjana Pinto.
Nicht nur die Deutschen flogen im Finale über die Bahn. Die US-Staffel, die überlegen gewann, lief in 43,44 Sekunden auf Platz vier der ewigen Weltbestenliste der Jugendlichen, Deutschland reihte sich in dieser Auflistung auf Platz neun ein. Auf dem dritten Rang stellte die niederländische Auswahl mit Siebenkampf-Siegerin Dafne Schippers in 44,09 Sekunden einen nationalen Jugendrekord auf.
400 Meter Hürden
Lisa Hofmann läuft Bestzeit
„Als Sechstbeste war ich gemeldet, als Fünftbeste fahre ich nach Hause“, sagte Lisa Hofmann (TSV Bad Kissingen) nach dem Finale über 400 Meter Hürden strahlend. „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet und das ist ein großer Erfolg für mich.“ Als Fünfte bog die 18-Jährige im Finale auf die Zielgerade ein und konnte dort Tempo und Platzierung halten. In 57,74 Sekunden verbesserte sie ihre Bestleistung um 25 Hundertstel.
„Das Rennen lief richtig gut“, berichtete sie. „In der zweiten Kurve habe ich versucht, schnelle Schritte zu machen“, erklärte sie. Dabei hatte sie im Vorfeld immer wieder mit Problemen zu kämpfen gehabt. Schon mit Knieproblemen, die mit Spritzen behandelt wurden, war sie in den Vorlauf gegangen, dort schlug sie sich noch das Knie an. „Vor dem Finale beim Aufwärmen habe ich es noch einmal ein bisschen gemerkt, aber im Finale war dann gar nichts zu spüren.“
Nicht nur Lisa Hofmann erwischte ein gutes Rennen. Gleich reihenweise purzelten die Rekorde im Finale. Einen überlegenen Sieg feierte dabei die Weißrussin Katsiaryna Artsiukh, die weit vor dem Feld lief und in 56,16 Sekunden ihre eigene Jahres-Weltbestleistung noch einmal um 72 Hundertstel unterbot. Die Russin Vera Rudakova als Zweite (57,16 sec) und die US-Amerikanerin Evonne Britton auf dem Bronzerang (57,32 sec) liefen persönliche Bestleistungen, für die Japanerin Shiori Miki reichte der nationale Jugendrekord von 57,35 Sekunden nur zum undankbaren vierten Rang.
Hammerwurf
Krimi-Finale endet mit Jugendrekord
Gemeinsam gingen die Britin Sophie Hitchon und Barbara Spiler aus Slowenien auf die Ehrenrunde. Gerade hatten sie im Hammerwurf Gold und Silber gewonnen. Nachdem Sophie Hitchon im ersten Versuch mit 62,72 Metern die Führung übernommen hatte und sich im zweite Durchgang auf 64,55 Meter steigerte, zog Barbara Spiler im vierten Versuch mit 65,07 Metern an ihr vorbei und baute ihre Führung einen Wurf später noch auf 65,28 Meter aus. Doch Sophie Hitchon legte alles in den letzten Versuch. Mit 66,01 Metern verbesserte die 19 Jahre alte Dritte der U20-EM ihren eigenen britischen Jugend-Rekord, den sie in diesem Jahr bei den Halleschen Werfertagen aufgestellt hatte, um drei Zentimeter. Bronze gewann die Chinesin Li Zhang mit 63,96 Metern.
Stabhochsprung
Victoria von Eynatten sorgt für Überraschung
Sie wollte im Finale überraschen - und das tat Victoria von Eynatten dann auch. „In das Finale wollte ich kommen und jetzt habe ich Silber“, sagte sie und schüttelte ungläubig den Kopf. Im ersten Versuch flog die 18-Jährige von der LG Leinfelden-Echterdingen über 3,95 und 4,05 Meter. Nach einem Fehlversuch über 4,15 Meter nahm sie diese Höhe nicht mehr in Angriff und flog dafür gleich im ersten Versuch über 4,20 Meter. Eine Medaille war ihr damit schon sicher, zwischenzeitlich führte sie sogar das Klassement an.
„In der Qualifikation hatte ich zwar keine Fehlversuche, aber die Sprünge waren technisch nicht so gut“, sagte Victoria von Eynatten. „Mit meinem Bundestrainer Thomas Weise habe ich dann noch Sprünge von mir aus dem Training und aus der Qualifikation analysiert und wir haben geschaut, wo es noch etwas zu verbessern gab.“ Im Finale setzte sie das perfekt um. Zwar verdrängte sie die Schwedin Angelica Bengtsson mit im ersten Versuch übersprungenen 4,25 Metern noch von der Spitze, doch trüben konnte das die Freude von Victoria von Eynatten nicht.
Eigentlich wollte sie die anderen Springerinnen überraschen - und war letztlich wohl selbst am meisten verblüfft. So sehr, dass sie nicht einmal wusste, dass die Siegerehrung nicht am kommenden Tag im Stadion, sondern noch am selben Abend in der Monctoner Innenstadt stattfindet. „Damit habe ich mich nun wirklich nicht beschäftigt“, sagte sie lachend. Dort trifft sie auch auf die Britin Holly Bleasdale, die mit 4,15 Metern Bronze gewann.
Weniger gut verlief der Wettkampf für die Potsdamerin Caroline Hasse. Bereits in der Qualifikation hatte sie Probleme gehabt, ihre Anfangshöhe von 3,95 Metern zu springen. Im Finale überflog sie diese Höhe im zweiten Anlauf, an 4,05 Metern scheiterte sie dreimal und wurde Sechste. „Das war der schlechteste Wettkampf in dieser Saison“, sagte sie enttäuscht. „Sonst habe ich nicht einmal unter vier Metern angefangen. Aber heute bin ich einfach nicht mit dem Wind klargekommen.“
ENTSCHEIDUNGEN JUNIOREN |
5.000 Meter
Kenianisches Duo dominiert
Von Beginn an waren es die beiden Kenianer David Kiprotich Bett und John Kipkoech, die für mächtig Tempo sorgten. Nach rund einem Kilometer konnten ihnen nur noch die beiden Äthiopier Belete Assefa und Atsedu Tsegay sowie Moses Kibet aus Uganda folgen, nur eine Runde später waren nur noch die beiden Kenianer und Belete Assefa an der Spitze. Das kenianische Duo wechselte sich an der Spitze mit der Führungsarbeit ab und hielt so das Tempo so hoch, dass schließlich auch der Äthiopier nach etwa der Hälfte des Rennens abreißen lassen musste. Immer wieder tauschte die Führung. John Kipkoech ging als Führender in die letzte Runde. Während hinter dem Duo der Marokkaner Aziz Lahbabi immer näher kam, ging David Kiprotich Bett rund 250 Meter vor dem Ziel an seinem Teamkollegen vorbei und eilte dem Ziel entgegen. Schon 50 Meter vor dem Ziel konnte er die Arme hochreißen und seinen Erfolg in 13:23,76 Minuten feiern. Im Ziel fiel er John Kipkoech, der in 13:26,03 Minuten Zweiter wurde, um den Hals, gemeinsam tänzelten sie im Ziel umher und genossen ihren Erfolg. Hinter ihnen stürmte Aziz Lahbabi in 13:28,92 Minuten zu einem nationalen Jugendrekord.
4x100 Meter
Angepeilte Medaille verpasst
In 40,06 Sekunden und mit Sicherheitswechseln waren die deutschen Sprinter ins Finale gesprintet und hatten sich einiges vorgenommen. „Wenn wir konzentriert sind, dann kann einiges passieren“, hatte der Jenaer Roy Schmidt angekündigt. „Von der Zeit und auch von der Platzierung.“
Nachdem im Vorlauf noch Patrick Kuhn (Schweriner SC) auf der Schlussposition gelaufen war, übernahm diese im Endlauf der Magdeburger Felix Gehne. Roy Schmidt hatte das Quartett auf die Reise geschickt, der Wattenscheider Robin Erewa und Florian Hübner aus Leverkusen hatten danach übernommen und Deutschland beim Einbiegen auf die Zielgerade auf Position drei gebracht. Danach fiel das Team allerdings zurück. Zwar waren sie in 39,97 Sekunden schneller als im Vorlauf, hatten aber deutlich mehr erwartet und verließen enttäuscht die Bahn.
Eine überzeugende Leistung boten die US-Amerikaner, die in 38,93 Sekunden als einziges Team unter 39 Sekunden blieben. Zu Silber und Bronze liefen Jamaika (39,55 sec) und Trinidad & Tobago (39,72 sec). Deutschland war hinter den Japanern, die Vierte wurden (39,89 sec), das beste europäische Team.
Diskuswurf
Deutsche auf Acht und Neun
„Achter muss man ja auch erst einmal werden“, sagte Michael Salzer, war aber trotzdem nicht wirklich zufrieden. „Ich hatte zwei gute Würfe, aber die waren leider beide im Netz“, haderte er. Mit einer Bestleistung von 65,42 Metern und dem Auftrag von Ex-U20-Weltmeister Gordon Wolf (SC Potsdam), seinen Titel zu verteidigen, war der Nürtinger angereist.
Sechsmal hatte er in diesem Jahr weiter als 61 Meter geworfen, eine Weite, die am Samstag für eine Medaille gereicht hätte. Immerhin hatte er aber den Endkampf erreicht, eine Leistung, die ihm im vergangenen Jahr bei der U20-EM in Novi Sad (Serbien) noch nicht gelungen war. „Letztes Jahr war ich 16., dieses Jahr immerhin schon Achter“, sagte der 18-Jährige.
Die Goldmedaille sicherte sich der Litauer Andrius Gudzius, der auch mit der besten Vorleistung angereist war. Vier seiner fünf gültigen Versuche hätten ihm zu Gold gereicht. Sein weitester wurde mit 63,78 Metern gemessen. Silber ging an den Rumänen Andrei Gag (61,85 m), Bronze gewann der Australier Julian Wruck (61,09 m). Nicht ganz nach Plan lief es für den Stuttgarter David Wrobel, der einen Platz im Endkampf und eine Leistung um 60 Meter angepeilt hatte. Mit 57,81 Metern wurde er Neunter.
QUALIFIKATIONEN JUNIORINNEN |
4x400 Meter
DLV-Quartett schafft Finaleinzug
Einfach war es nicht, aber letztlich gelang dem deutschen Quartett doch der Einzug in das Finale. Lena Menzel von der LG Reinhardswald schickte Julia Schaefers (LAV Kasel) als Vierte auf die Runde. Die Einzel-Halbfinalistin musste dann allerdings die rumänische Staffel vorbeiziehen lassen und übergab den Staffelstab an Position fünf liegend an die Kölnerin Malena Richter. Sie und Schlussläuferin Christina Zwirner (TV Erkelenz) hielten den fünften Platz, der letztlich in 3:37,99 Minuten den Final-Einzug über die Zeitregel sicherte. Schnellste der Zeitläufe waren die Jamaikanerinnen in 3:32,30 Minuten. Zur Freude der Zuschauer gewann die kanadische Auswahl in 3:34,50 Minuten den anderen Vorlauf.
QUALIFIKATIONEN/HALBFINALS JUNIOREN |
800 Meter
Mohamad Al-Garni wahrt Gold-Chance
Mohamad A-Garni reiste mit 1:46,76 Minuten als schnellster Jugendlicher in diesem Jahr nach Moncton und auch nachdem Halbfinale über 800 Meter ist der Läufer aus Katar noch im Rennen um die Goldmedaille. Im Lauf, den der Kenianer Dickson Kipsang Tuwei in 1:47,51 Minuten gewann, ging er auf den letzten Metern noch auf der Innenbahn am Franzosen Samir Dahmani (1:48,31 min) vorbei und sicherte sich als Lauf-Zweiter in 1:48,15 Minuten den zweiten Platz und den direkten Finaleinzug. Die schnellste Zeit aller Halbfinals lief der US-Amerikaner Casimir Loxsom in 1:46,91 Minuten.
110 Meter Hürden
Deutsches Duo verpasst Finaleinzug
Sowohl Gregor Traber (LAV asics Tübingen) als auch Julian Marquart (Hallesche Leichtathletik-Freunde) gingen mit einem guten Gefühl in das Halbfinale über 110 Meter Hürden, nachdem das Aufwärmen super gelaufen war. „Ich dachte, ich laufe heute Bestzeit“, sagte Gregor Traber, der wütend seine Spikes in die Ecke schmiss, nachdem er in 13,92 Sekunden nicht nur hinter seiner Bestleistung zurück blieb, sondern auch den Finaleinzug verpasste. „Ich habe mich trotz der Probleme mit meinem Fuß gut gefühlt und fest an den Finaleinzug geglaubt“, sagte er. Julian Marquart schüttelte enttäuscht den Kopf. In 13,99 Sekunden war er wie Gregor Traber Fünfter seines Laufs geworden. „Ich kann es mir nicht erklären“, sagte er. „Wenn ich ja wenigstens mit einer guten Zeit ausgeschieden wäre, aber so?“ Einen starken Eindruck hinterließ der Brite Jack Meredith in 13,52 Sekunden bei 0,9 Metern/Sekunde Gegenwind. Mit dem Franzosen Pascal Martinot-Lagarde (13,73 sec) und dem Norweger Vladimir Vukicevic (13,67 sec) liefen auch der hinter ihm in der Jahresbestenliste Zweit- und Drittplatzierte ins Finale.
4x400 Meter
Deutsche als Vorlaufsieger weiter
Das Finale erreichte die deutsche Auswahl in 3:08,79 Sekunden als Vorlaufsieger sicher. Der Berliner Marco Kaiser, Vierter über 400 Meter, schickte in seinem vierten 400-Meter-Lauf dieser Meisterschaften, sein Team auf die Reise. Philipp Kleemann (SG Johannesberg) sortierte sich als Erster auf der Innenbahn ein und auch der Erdinger Benedikt Wiesend kämpfte bis zum Umfallen, um diesen Platz zu verteidigen. Völlig erschöpft fiel er im Ziel auf den Boden.
Schlussläufer Niklas Müller wurde auf der Zielgeraden vom Kanadier Michael Trnkus attackiert, konnte aber sowohl diesen Angriff als auch den des Polen Mateusz Zagorski erfolgreich abwehren. Kanada wurde später disqualifiziert. Schnellstes Quartett der Vorläufe war die Auswahl der USA in 3:05,84 Minuten.
Dreisprung
Favoriten ohne Probleme
Die Favoriten hielten sich in der Dreisprung-Qualifikation schadlos. Der Russe Aleksey Fedorov (16,47 m) und Ernesto Revé (16,25 m), als Beste der Meldeliste angereist, gewannen jeweils mit ihrem ersten Versuch den Wettkampf ihrer Qualifikationsgruppe und gehören auch im Finale zu den Top-Favoriten. Auch der Chinese Zhongwei Xia, Omar Craddock aus den USA und Gaetan Saku Bafuanga (Frankreich), die vor den Meisterschaften zu den besten Fünf der Meldeliste gehört hatten, zogen in die Runde der besten Acht.
Leena Günther, Tatjana Pinto, Nadja Bahl und Stephanie Pähler (Foto: Möldner)
Die deutschen Staffelläuferinnen feiern mit Stabhochspringerin Victoria von Eynatten ihre Silbermedaillen (Foto: Möldner)
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