U23-EM in Erfurt glänzend besetzt
Rund 1.000 Athleten aus 44 Nationen werden in der kommenden Woche bei der Europameisterschaft U23 in Erfurt (14. bis 17. Juli) erwartet. Die Meldelisten führen Siebenkampf-Olympiasiegerin Carolina Klüft (Schweden), die im Weitsprung startet, und der tschechische Olympia-Dritte im Hochsprung, Jaroslav Baba, an. Die größten Delegationen kommen neben Gastgeber Deutschland aus Frankreich, Polen und Russland.
Jaroslav Baba ist im Anflug auf Erfurt (Foto: Chai)
Gerade der Männer-Hochsprung ist eine der am stärksten besetzten Disziplinen. Jaroslav Baba muss sich dort mit dem Polen Michal Bieniek, der in diesem Jahr schon 2,36 Meter überflog, dem russischen Europacup-Sieger Aleksey Dmitrik sowie dem ukrainischen Meister Yuriy Krimarenko und dem Schweden Linus Thörnblad als weitere 2,30-Meter-Springer auseinandersetzen. Interessant ist dabei, dass vier dieser fünf Springer vor zwei Jahren bei der U20-Europameisterschaft in Tampere (Finnland) erbittert um die Medaillen kämpften und sich am Ende Jaroslav Baba vor Alexej Dmitrik und Linus Thörnblad durchsetzte.Bei den Frauen geht in dieser Disziplin mit der Russin Tatyana Kivimyagi ebenfalls die aktuelle Europacup-Siegerin auf Höhenjagd. Damit stellt sich hier für die Frankfurter U20-Europameisterin Ariane Friedrich eine schwierige Aufgabe.
Knifflig wird es auch für den DLV-Stabhochspringer Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg). Der Europacup-Vierte bekommt es mit dem starken Ukrainer Vladyslav Revenko, der in diesem Jahr schon 5,80 Meter meisterte, zu tun.
Starke Mehrkämpfer
Kein klarer Favorit, aber damit eine gehörige Portion Spannung ist im Männer-Weitsprung auszumachen, nachdem dort insgesamt acht 8-Meter-Springer, darunter auch der Tübinger Peter Rapp, angekündigt sind.
Die erwartet bemerkenswerten Meldungen gingen von den Nachwuchs-Zehnkämpfern ein. Der deutsche 8.000-Punkte-Mann Christopher Hallmann (TV Gladbeck) muss sich mit drei weiteren Athleten messen, die diese magische Marke bereits übertroffen haben. Dabei handelt es sich um keine Geringeren als die Russen Aleksey Drozdov und Aleksey Sysoyev sowie den Esten Mikk Pahapill, der am letzten Wochenende beim Mehrkampf-Europacup in Bydgoszcz (Polen) mit 8.129 Punkten überraschte und nun auch für Erfurt als Favorit gilt.
Glänzend besetzt ist auch der Siebenkampf mit fünf Frauen, die eine Bestleistung jenseits der 6.000 Punkte aufweisen. Dort reist die Götzis-Neunte Laurien Hoos mit einer Vorleistung von 6.219 Zählern als heiße Goldanwärterin an. Der Niederländerin im Nacken werden die beiden Deutschen Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) und Christine Schulz (TSV Bayer 04 Leverkusen), die den dritten Startplatz im WM-Team des DLV für Helsinki auskämpfen, sitzen.
Yuliya Zinovyeva fordert Carolina Klüft
Olympiasiegerin Carolina Klüft (Schweden) konzentriert sich dagegen im Steigerwaldstadion ganz auf den Weitsprung und wird dort selbst als Titelverteidigerin gewappnet sein müssen. Vor allem die Russin Yuliya Zinovyeva kommt in bestechender Form nach Thüringen. Sie hat in diesem Sommer schon dreimal die 6,70 Meter geknackt. Gemeldet hat mit Adina Anton (Rumänien) auch die Dritte der Hallen-EM.
Spannende Duelle kündigen sich auf den Frauen-Kurzstrecken an. Über 100 Meter treffen die Französin Veronique Mang, Olympia-Dritte mit der Staffel, und die Hallen-EM-Dritte María Karastamáti (Griechenland) aufeinander. Auf der Stadionrunde misst sich die Russin Olga Zaytseva, die in diesem Jahr schon in 50,06 Sekunden gestoppt wurde, mit der britischen Olympia-Teilnehmerin Christine Ohuruogu, die allerdings noch nicht wieder ihre Vorjahresform erreicht hat. Bei den Männern schicken die Briten über 400 Meter mit Robert Tobin (45,01 sec im Juni) den absoluten Top-Favoriten an den Start.
Konkurrenz für Betty Heidler und Ulrike Giesa
Auf den längeren Laufstrecken sind bei den Frauen Yevgeniya Zolotova (Russland), Lucia Klocová (Slowakei; beide 800m) und Junioren-Weltmeisterin Nelya Neporadna (Ukraine; 1.500m) sowie bei den Männern Titelverteidiger Mounir Yemmouni (Frankreich; 1.500m) und Radoslaw Poplawski (Polen; 3.000m Hindernis), der vor zwei Jahren in Bydgoszcz bereits U23-EM-Silber holte, die zu beachtenden Namen.
Zwei deutsche Werferinnen sehen sich im Ringen um die Medaillen einem interessanten Zweikampf gegenüber. Die deutsche Rekordhalterin im Hammerwerfen, Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), trifft auf die starke Russin Yekaterina Khoroshikh, die Fürther Diskuswerferin Ulrike Giesa, U20-Europameisterin vor zwei Jahren, auf deren Landsfrau, die Junioren-Vize-Weltmeisterin Darya Pishchalnikova.
Tina Klein und Petra Lammert als deutsche Asse
Mit Tina Klein (VfL Sindelfingen; 100m Hürden) und Petra Lammert (VfB Stuttgart; Kugelstoßen) kommen zwei weitere ganz heiße Eisen aus dem DLV-Team, während Italien vor allem auf die Dreispringerin Simona La Mantia setzt. Sie hatte bereits vor zwei Jahren bei der letzten U23-EM in Bydgoszcz Silber geholt.
Kroatien reist mit einem vielversprechenden Doppelstarter an. Der 1,98-Meter-Hüne Edis Elkasevic kratzte kürzlich schon im Kugelstoßen an der 21-Meter-Marke (20,94 m) und hat auch im Diskuswerfen eine Bestleistung von 60,54 Metern vorzuweisen.
Osteuropäisches Geher-Duell
Finnland kann dagegen auf die bekannt starken Speerwerfer setzen. Mit dem U20-Europameister Teemu Wirkkala und Tero Järvenpää stellen sich in Erfurt die einzigen beiden Athleten, die schon über 80 Meter geworfen haben, im weiß-blauen Trikot vor.
Eine der ersten Entscheidungen der Titelkämpfe könnte auch gleich ein echter Höhepunkt werden. Im 20 Kilometer Gehen der Männer treffen mit dem U20-Europameister Vladimir Parvatkin (Russland) und Andriy Yurin (Ukraine) zwei ambitionierte Talente aufeinander, die in diesem Jahr diese Strecke schon unter den magischen 1:20 Stunden zurückgelegt haben und damit schon in ihren jungen Jahren zur Weltspitze gehören.
Mehr zur U23-EM:
www.erfurt2005.org