U23-EM - Samstag bringt fünf deutsche Medaillen
Die deutsche Mannschaft ist am Samstag bei der U23-Europameisterschaft in Kaunas (Litauen) bei ihrer Medaillenjagd auf Touren gekommen. Fünf Medaillen (einmal Gold sowie je zweimal Silber und Bronze) gab es in der Tagesbilanz auf der schwarz-rot-goldenen Habenseite. Am Freitag hatte die Wattenscheider Kugelstoßerin Denise Hinrichs mit Gold den Reigen eröffnet.
Der zweite Titel, der an die deutsche Mannschaft ging, war hart erkämpft. Mit einem letzten noch verbliebenen Versuch über 4,50 Meter überflügelte die frühere U18- und U20-Weltmeisterin Lisa Ryzih im Stabhochsprung die zu diesem Zeitpunkt führende Finnin Minna Nikkanen (4,45 m), was ihr dann auch den Sieg einbrachte. Die 20-Jährige vom ABC Ludwigshafen konnte damit ihre persönliche Bestleistung aus dem letzten Jahr einstellen, Denise von Eynatten (LG Leinfelden-Echterdingen) kam mit 4,15 Metern auf Platz sieben."Ich wollte unbedingt gewinnen. Darum war der Druck schon da. Aber jetzt freue ich mich umso mehr über den Titel", sagte Lisa Ryzih nach dem Wettkampf. "Ich habe auch hier Höhen ausgelassen, wie ich es meistens bis 4,40 Meter mache. Da konnten die anderen dann zwar vorlegen, aber ich bin gern in der Situation, dass ich kontern kann."
Die Blondine sieht sich noch mitten im Leichtathletik-Sommer und verfolgt jetzt die nächsten Ziele. "Ich bin recht spät in die Saison gestartet. Die EM war erst mein sechster Wettkampf. Das war aber so geplant, weil ich noch im September springen will. Vielleicht geht es da noch ein Stück höher."
Silber gewonnen
„Silber gewonnen, nicht Gold verloren“, betonte Aleixio Platini Menga nach seinem zweiten Platz über 200 Meter. Mit seiner Zeit von 20,59 Sekunden, die der WM-Norm entsprach, rechtfertigte der Leverkusener neuerlich seine Nominierung für Berlin (15. bis 23. August). „Es war eine gute EM mit drei starken Rennen“, zog er für seinen Auftritt im Baltikum Bilanz.
Gegen den mit einer Bestzeit von 20,37 Sekunden auftrumpfenden Briten Toby Sandeman war aber kein Kraut gewachsen. „Er hat sein Ding gemacht und war einfach stärker. Auf den letzten 40 Metern hat es im linken Oberschenkelbeuger gezogen. Da konnte ich nicht mehr gegenhalten. Ich denke aber, dass es nichts Schlimmes ist.“
Melanie Bauschke überrascht im Hochsprung
Mit Bravour erledigte Melanie Bauschke den ersten Teil ihres Doppelprogramms. Die Berlinerin flog im Hochsprung im zweiten Versuch über 1,89 Meter und hatte damit Silber hinter der Russin Aleksandra Shamsutdinova (1,91 m) sicher. Nach einem Fehlversuch über 1,91 Meter beendete sie den Wettkampf vorzeitig, weil die Weitsprung-Qualifikation als nächste Aufgabe rief. Dort angekommen packte sie gleich einen Sprung auf 6,50 Meter und damit den Satz ins Finale aus.
„Ich war so voller Adrenalin, da war die Doppelbelastung mit Hoch- und Weitsprung kein Problem. Ich musste nur nach dem ersten Sprung über 1,91 Meter aufhören, da es nur noch 25 Minuten bis zur Weitsprung-Quali waren“, berichtete Melanie Bauschke, die sich von ihrem Erfolg überrascht zeigte. „Mein Ziel war es, im Hochsprung unter die besten Acht zu kommen. Mit der Medaille hatte ich nicht gerechnet." Allerdings betonte die Hauptstädterin: „Trotz Silber im Hochsprung bin ich Weitspringerin und freue mich aufs morgige Finale. Da will ich noch einmal die WM-Norm angreifen.“
Jennifer Klein (MTG Mannheim) und Julia Wanner (LAC Berlin) sprangen im Hochsprung mit jeweils 1,86 Metern auf die Plätze vier und fünf. Dabei trennte sie nur die höhere Zahl an Fehlversuchen von der Polin Urszula Domel.
Bronze für Robin Schembera
Auch die Deutsche Hallenmeisterin Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01; 6,47 m) zog als Beste ihrer Gruppe neben Melanie Bauschke direkt ins Weitsprung-Finale ein. Die Hamburgerin Anika Leipold schied dagegen nach zwei ungültigen Versuchen und 6,21 Metern aus.
Der 800-Meter-Länderkampf Polen gegen Deutschland mit lettischer und französischer Beteiligung ging mit einem Doppelsieg durch den spurtstarken Adam Kszczot (1:45,81 min) und Marcin Lewandowski (1:46,52 min) an die Weiß-Roten.
„Heute war kein guter Tag“, stellte der Leverkusener Robin Schembera, der sich in 1:46,63 Minuten noch Bronze holte, fest. „Auf den letzten 50 Metern hatte ich einfach keine Kraft mehr. Eine Medaille war mein Ziel und die habe ich gewonnen. Leider konnte ich nicht stärker dagegenhalten.“
Martin Wierig als Dritter unzufrieden
Der Braunschweiger Sören Ludolph (1:48,31 min) und der Erfurter Sebastian Keiner (1:48,73 min) hatten auf den Plätzen sieben und acht mit der Medaillenvergabe nichts zu tun.
Das Unternehmen Titelverteidigung endete für Diskuswerfer Martin Wierig auf Platz drei. Zwar lag der Magdeburger mit 59,12 Metern aus dem zweiten Durchgang zwischenzeitlich in Front, musste dann aber noch den Russen Nikolay Sedyuk (60,80 m) und den Ukrainer Ivan Hryshyn (59,61 m) vorbeiziehen lassen.
Mit diesem Abschneiden war der 22-Jährige sichtlich unzufrieden: „Ich hatte mir viel mehr vorgenommen, aber leider bin ich nie in den Wettkampf gekommen und habe keinen Wurf getroffen. Nach der Knie-OP im Oktober haben mir viele Einheiten in allen Bereichen gefehlt. Darunter leidet vor allem das Zusammenspiel Beine-Oberkörper.“ Allerdings hegt Martin Wierig noch Hoffnung für diesen Sommer: „Ich werde in Zeulenroda und Wattenscheid probieren, noch die WM-Norm zu werfen.“
Matti Markowski läuft auf die Vier
Vor zwei Jahren war er bei der U20-EM noch Zweiter geworden, diesmal reichte es für den Berliner Matti Markowski nicht ganz zu einer Medaille. Der 20-Jährige kam in der 10.000-Meter-Entscheidung, die der Türke Selim Bayrak (29:47,15 min) gewann, als Vierter an (30:30,46 min).
Die Leverkusenerin Anne-Kathrin Elbe musste sich über 100 Meter Hürden bei Gegenwind (-2,0 m/sec) mit einer Zeit von 13,45 Sekunden und Platz sieben zufrieden geben, während die Norwegerin Christina Vukicevic wie prognostiziert den Titel abräumte (12,99 sec).
„Ich wollte in Kaunas wieder ins Finale kommen. Das ist mir gelungen. Bei einem optimalen Rennen hätte es aber sicherlich zwei oder drei Plätze weiter nach vorn gehen können“, sagte Anne-Kathrin Elbe. Auf der ersten Rennhälfte lag sie auf Bahn zwei nämlich in deutlich besserer Position. Dann aber kam sie sich mit der auf Bahn eins laufenden Schweizerin Lisa Urech (Sechste mit 13,41 sec) in die Quere.
Aus dem Rhythmus
Da beide mit dem unterschiedlichen Bein über die Hürde gehen, kam es sogar zu Berührungen. „Sie war mit Arm und Bein auf meiner Bahn. Das hat mich aus dem Rhythmus gebracht und ein bisschen Zeit gekostet. Aber so ist einmal der Hürdensprint“, sagte Anne-Kathrin Elbe.
Im Speerwurf, den der mit seinem neuen Meisterschaftsrekord von 84,57 Metern herausragende Finne Ari Mannio gewann, verbuchte der Magdeburger Maximilian Buchholz als Sechster mit 76,11 Metern eine neue Bestleistung. Der Saarbrücker Matthias de Zordo vermochte nicht in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. Für den Militär-Weltmeister schlugen 75,40 Meter (Platz acht) zu Buche.
Starke Russinnen
Die Russin Aleksandra Fedoriva war es, die über 200 Meter die 23-Sekunden-Barriere durchbrechen konnte (22,97 sec). Noch deutlicher als eine Klasse für sich erwies sich auf den 800 Metern ihre Teamkollegin Yelena Kofanova, die in 1:58,94 Minuten eine Weltklassezeit auf die Bahn zauberte und ihre Überlegenheit erbarmungslos ausspielte.
Die 110 Meter Hürden gehörten standesgemäß dem als Olympia-Fünftem international bereits renommierten Polen Artur Noga (13,47 sec). Über 400 Meter Hürden legten die Besten um den Briten Lloyd Gumbs (49,62 sec) erst im Finale die Karten auf den Tisch, so dass U20-Europameister Silvio Schirrmeister (Dresdner SC) mit 50,25 Sekunden nur Platz fünf blieb. Stephan Stoll (VfL Sindelfingen) wurde in persönlicher Bestzeit von 50,61 Sekunden Siebter.
Hammerwurf-Ass aus Moldawien
Fest in britischen Händen war die Entscheidung über 400 Meter Hürden der Frauen, wo Perri Shakes-Drayton (55,26 sec) und Eilidh Child (55,32 sec) mit jeweils neuen persönlichen Bestzeiten einen Doppelerfolg feierten.
Das Frauen-Hammerwerfen fand in der Moldawierin Zalina Marghieva (67,67 m) eine herausragende Athletin, die mit jedem ihrer vier gültigen Versuche den Wettkampf gewonnen hätte.
Zu Ende ging der dritte Tag der Veranstaltung mit den Vorläufen über 4x400 Meter. Das deutsche Frauen-Quartett um die Berliner Olympia-Teilnehmerin Janin Lindenberg zog in 3:34,58 Minuten auf Platz drei direkt in den Endlauf ein.
Mehr zur U23-EM:
Ergebnisse | DLV-Mannschaftsbroschüre (pdf)