U23-EM - Zweimal Gold im Speerwurf
Dritter Tag, Gold Nummer drei und vier für das deutsche Team bei der U23-Europameisterschaft in Ostrava (Tschechische Republik). Beide Titel kamen aus dem Speerwurf-Lager. Am Samstagnachmittag wurde zunächst der Zweibrücker Till Wöschler seiner Favoritenrolle gerecht, dann überraschte die Potsdamerin Sarah Mayer. Dazu gab es zweimal Silber und zweimal Bronze für den DLV.

Die Konkurrenz biss sich daran die Zähne aus, auch wenn der Türke Fatih Avan (84,11 m) bis zum Schluss bemerkenswerte Gegenwehr bot. Till Wöschler war zu dem Zeitpunkt wegen einer Ellbogen-Verletzung bereits zum tatenlosen Zuschauen verdammt.
Für den 20-Jährigen bedeuteten die 84,38 Meter eine neue persönliche Bestleistung. Obendrein bestätigte Till Wöschler damit seine Ambitionen und er untermauerte seinen Anspruch auf einen Startplatz bei der WM in Daegu (Südkorea; 27. August bis 4. September). Die von ihm deutlich übertroffene WM-A-Norm liegt bei 82,50 Metern.
Thomas Röhler mit nächster Bestweite
"Ich bin gut in Form und wollte im Ersten die Konkurrenz schocken. Das ist mir auch gelungen. Am Ende musste ich dann doch noch ein bisschen zittern. Die Konkurrenz kam näher und ich konnte nicht mehr kontern, weil ich mich im dritten Versuch am Ellenbogen verletzt habe. Das ist aber nichts Ernstes", sagte er nach seinem nächsten internationalen Titelgewinn, "als der Türke nach dem sechsten Versuch so wild jubelte, habe ich mit einer 85er-Weite gerechnet. Aber zum Glück waren es nur 84,11 Meter."
Der Jenaer Thomas Röhler wurde mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 78,20 Metern Siebter und konnte zufrieden sein: "Bestleistung in der Quali und im Finale. Was will man mehr? Die Jungs vorn waren schon verdammt stark. Aber ich darf ja 2013 noch einmal bei der U23-EM starten. Dann sollen es auch bei mir 80 Meter sein."
Goldene Überraschung durch Sarah Mayer
Was Till Wöschler vorgemacht hatte, machte Sarah Mayer nach. Die Potsdamerin überraschte ihre Speerwurf-Konkurrenz mit einer Steigerung ihrer Bestleistung um mehr als dreieinhalb Meter auf 59,29 Meter.
Damit hatte die erst 20-Jährige sensationell Gold sicher, die wesentlich erfahrenere Ukrainerin Vira Rebryk (58,95 m) konnte nichts mehr entgegensetzen.
Mit Bronze geliebäugelt
"Ich kann es noch gar nicht fassen. Bestleistung wollte ich werfen, aber eine Steigerung um vier Meter ist einfach Wahnsinn", sagte eine staunende Sarah Mayer. "Mein Trainer Tino Lang hat mir gesagt, dass ich in guter Form bin."
Der Coach rückte das ins rechte Licht: "Für Ostrava haben wir 57 Meter angepeilt und nach dem Saisonverlauf der Konkurrenz mit Bronze geliebäugelt. Mehr aber auf keinen Fall."
Sarah Mayer ergänzte schließlich: "Nun muss aber niemand erwarten, dass ich bei der DM in Kassel über 60 Meter werfe."
Karsten Dilla fliegt zu Silber
Raphael Holzdeppe blieb die Titelverteidigung im Stabhochsprung versagt. Seine Einstiegshöhe von 5,50 Metern nahm er im zweiten Versuch, das sollte sein einziger gültiger Sprung bleiben. Damit wurde der Zweibrücker, der bis zum Schluss um Gold kämpfte, Sechster. "Heute lief nichts zusammen. Ich bin einfach nicht in den Wettkampf gekommen", sagte Raphael Holzdeppe.
Die deutschen Farben hielt Karsten Dilla mit Platz zwei hoch. Der Höhenjäger von der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen war wesentlich früher (5,30 m) erfolgreich eingestiegen, nahm dann auch die 5,50 und 5,60 Meter im ersten Anlauf. Das brachte ihm Silber vor dem Russen Dmitriy Zhelyabin (5,55 m).
Stab-Gold nach Polen
"2009 in Kaunas bin ich in der Quali raus, diesmal habe ich Silber. Damit bin ich natürlich zufrieden. Ärgerlich war der letzte Sprung über 5,75 Meter. Den habe ich ganz knapp gerissen. Mir fehlte ein bisschen die Tiefe", erklärte Karsten Dilla, der in einer Woche bei der DM in Kassel die WM-Norm (5,72 m) abhaken will: "Ich habe es drauf. Aber die Deutschen Meisterschaften werden sehr eng."
Den Titel aber holte sich der Pole Pawel Wojciechowski, der mit seinen tadellosen Sprüngen über 5,65 und 5,70 Meter das deutsche Duo übertrumpfte und so als neuer Titelträger nicht nur wegen seiner neuen Freiluft-Bestleistung über jeden Zweifel erhaben war.
Jana Sussmann wird zum Silbergirl
Zum Ende des dritten Tages schnappte sich Jana Sussmann als einzige deutsche Hindernisläuferin eine weitere Silbermedaille. Die Athletin der LG Nordheide bestätigte in 9:48,01 Minuten ihr in diesem Sommer verbessertes Niveau und musste sich nur um einen Hauch der Türkin Gülcan Mingir (9:47,83 min) geschlagen geben.
"Das war ein perfektes Jahr. Die Silbermedaille ist die Krönung", sagte Jana Sussmann, "ich war mir so unsicher vor dem Rennen. Erst habe ich mir im Vorlauf das Knie angehauen und dann habe ich mich auch noch erkältet. Ich muss mich bei unseren Ärzten bedanken, dass sie mich wieder so gut hergestellt haben. Ich hatte nämlich befürchtet, gar nicht starten zu können."
Cindy Roleder fix zu Bronze
Innerhalb von nicht einmal eineinhalb Stunden hatte Cindy Roleder ihre Mission im Hürdenwald mit einer Medaille gekrönt. Den 13,05 Sekunden bei ihrem Vorlauf-Sieg ließ die Leipzigerin 13,10 Sekunden folgen, das brachte Platz drei hinter der Weißrussin Alina Talay (12,91 sec) und der Schweizerin Lisa Urech (13,00 sec).
"Ich hatte zwei brutale Fehler an den Hürden neun und zehn", bekannte Cindy Roleder, "darum habe ich Bronze gewonnen. Aber natürlich wollte ich um Gold kämpfen. Bei einem sauberen Lauf hätte ich auch diese Zeit angreifen können. Nun muss ich mich bei der DM in Kassel steigern. Denn schließlich fehlt mir noch die WM-Norm."
Lena Schmidt holt Bronze
Lena Schmidt hatte die erfolgreiche Medaillenjagd aus deutscher Sicht eröffnet. Die 400-Meter-Läuferin von der LG Hilden eilte in 52,66 Sekunden auf Platz drei und schrammte damit nach einem frechen Rennen nur um drei Hundertstel an Platz zwei, der im Finish an die Russin Yuliya Terekhova (52,63 sec) ging, vorbei. Nicht zu gefährden war deren Landsfrau Olga Tolipskaya (51,45 sec).
"Ich bin flott angegegangen. Hinten heraus wurde es dann richtig hart. Darum konnte mich die Russin auf dem Zielstrich noch abfangen", sagte Lena Schmidt. "Ich habe auf die Medaille gehofft, aber nicht damit gerechnet. Insgesamt war es ein tolles Jahr. Ich habe meine Bestzeit um mehr als eine Sekunde verbessert und die Zeit mehrmals bestätigt. Mit der Medaille freue ich mich nun noch mehr auf die Deutschen Meisterschaften. In Kassel will ich mich für die WM-Staffel qualifizieren. Das wäre nach Bronze noch eine Zugabe."
Sechste Plätze über die Hürden
Christiane Klopsch lief im Finale über 400 Meter Hürden in 57,05 Sekunden bis auf fünf Hundertstel an ihre persönliche Bestzeit heran. Damit wurde die 20-Jährige Sechste, während die Ukrainerinnen Anna Yaroshchuk (54,77 sec) und Hanna Titimets (54,91 sec) einen beeindruckenden Doppelsieg feierten.
"Das Rennen hat sich langsamer angefühlt. Leider hat es wieder nicht mit der ‚verdammten’ 56 geklappt. Aber das kann ich vielleicht bei der DM nachholen", meinte die Athletin der LG ovag Friedberg-Fauerbach.
David Gollnow unter 50
Bei den Männern kam David Gollnow ebenfalls auf Platz sechs an. Der Erdinger durfte sich allerdings über eine neue persönliche Bestzeit freuen. In 49,97 Sekunden knackte er die 50-Sekunden-Schallmauer.
"Ich wollte erstmals unter 50 Sekunden bleiben. Das hat geklappt. Leider bin ich in der zweiten Kurve aus dem Rhythmus gekommen. Sonst wäre vielleicht sogar die WM-B-Norm von 49,70 Sekunden möglich gewesen. Vielleicht kann ich das in Kassel nachholen", sagte David Gollnow. Überlegen holten sich die Briten Jack Green (49,13 sec) und Nathan Woodward (49,28 sec) Gold und Silber. Letzterer verstolperte den Titel allerdings an der letzten Hürde.
Gedrängel über 5.000 Meter - Richard Ringer Siebter
In einem 5.000-Meter-Lauf, in dem es nach konstanten 1.000-Meter-Zeiten um drei Minuten erst auf dem letzten Kilometer schneller wurde, erreichte der Friedrichshafener Richard Ringer Platz sieben (14:24,86 min). Nur eineinhalb Sekunden fehlten ihm zu einer Medaille.
Alexander Hahn (OSC Waldniel; 14:30,09 min) kam im Gedrängel auf Rang 14 an. Wie schon über 10.000 Meter ging Gold nach Norwegen - diesmal an Sindre Buraas (14:22,69 min).
Marie-Laurence Jungfleisch Achte
Marie-Laurence Jungfleisch konnte sich den Medaillentraum nicht erfüllen. Die Hochspringerin vom LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg wurde mit 1,87 Metern, die sie im ersten Versuch nahm, Achte.
Die ausgesprochen hochklassige Konkurrenz, in der die ersten Fünf ihre persönliche Bestleistung verbessern konnten, entschied Esthera Petre (Rumänien; 1,98 m) vor Oksana Okuneva (Ukraine) und Burcu Ayhan (Türkei; beide 1,94 m) für sich.
Julian Marquart mit Bestzeit ins Finale
Mit einer neuen persönlichen Bestzeit (13,88 sec) und als Dritter seines Halbfinales war der Hallenser Julian Marquart ins Finale über 110 Meter Hürden gestürmt. Dort bestätigte er mit 13,91 Sekunden seine Form, mehr als Platz acht sprang aber nicht mehr heraus. Der Russe Sergey Shubenkov (13,56 sec) holte sich Gold.
Gabi Wolfarth verpasst Endkampf
Hammerwerferin Gabi Wolfahrth verpasste den Endkampf der besten Acht. Die Frankfurterin wurde mit 63,30 Metern Neunte. "Nach zwei Jahren mit Verletzung war es wichtig, wieder international dabei zu sein. Leider haben 18 Zentimeter zum Finale der besten Acht gefehlt", sagte sie. Die Rumänin Bianca Perie siegte mit neuem Meisterschaftsrekord (71,59 m).
Carolin Schäfer geht als Sechste in den zweiten Tag
In einem engen Siebenkampf-Feld geht Carolin Schäfer als Sechste in den zweiten Tag. Die Frankfurterin sammelte 3.591 Punkte und liegt damit nur 26 Zähler hinter der Führenden Katerina Cachova (Tschechische Republik).
"Die 200 Meter [24,40 sec] liefen spitze. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich schon wieder so schnell bin. Mit 55 Punkten über Bestleistung kann ich auch die 5.900 Punkte angreifen", sagte Carolin Schäfer.
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