Über Heusden nach Peking?
Es ist ein einfacher Satz, der den Wackelkandidaten für die Olympischen Spiele in Peking (China) so kurz vor den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg noch einmal Hoffnung macht. „Reden werden wir auf jeden Fall“, kündigt Jürgen Mallow, der Cheftrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), an.
Reden will er mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und das über die Athleten, die sich seiner Meinung nach die Olympiachance verdient hätten, aber die Nominierungsvoraussetzungen (noch) nicht erfüllen.Möglicherweise Angesprochene sind bereits selbst am Grübeln. "Ich hoffe, dass ich in zwei Wochen die Chance bekomme, wirklich zu zeigen, was ich kann", meint zum Beispiel der 10.000 Meter-Europameister Jan Fitschen schon jetzt. Der Wattenscheider beklagt Achillessehnenbeschwerden und fühlt sich für die nationalen Titelkämpfe am Wochenende (5./6. Juli) nicht in Topform. Diese will er eben am 20. Juli in Heusden (Belgien) noch einmal unter Beweis stellen.
Die beim Sportbund eingereichten Nominierungsrichtlinien eröffnen diese Option für alle Mittel- und Langstreckler sowie Hindernisläufer auch, „sofern der DOSB dieser Regelung zustimmt“. Betreffen könnte diese also etwa die 800-Meter-Läufer, die bei der DM ihre erste von zwei Normerfüllungen anpeilen, und den Tübinger Filmon Ghirmai.
Kämpfen um Filmon Ghirmai
Dieser blickt, nachdem er seinen Nürnberg-Start absagen musste, auch bereits ganz gebannt auf den 20. Juli. „Ich hoffe, dass die Meldelisten für Peking bis dahin noch offen bleiben", sagt das vom Sturz- und Verletzungspech verfolgte Hindernis-Ass. Der Unterstützung von Jürgen Mallow kann er sich gewiss sein, denn dieser verspricht: „Wir werden darum kämpfen, dass er die Chance bekommt, sich am 20. Juli noch für Olympia zu qualifizieren.“
Einen Hoffnungsschimmer gibt es auch für andere Athleten, die nicht aus dem Laufbereich kommen, sofern sie in der bereinigten Weltbestenliste gut positioniert sind. Der Cheftrainer erklärt: „Wenn wir selber Herr des Verfahrens wären, würden wir wohl Athleten, die dort weit vorne sind, nominieren. Wir müssen uns mit dem DOSB unterhalten, inwieweit er unsere Präambel (Anm. dort ist dies festgehalten) als Teil der Richtlinien anerkennt oder wie sehr man sich auf die reine Tabelle zurückzieht.“ Wenn es zu einer entsprechenden Regelung kommt, dann könnte allen anderen voran der Dresdner Hochspringer Raul Spank ein Nutznießer sein.
Klares Prozedere
Grundsätzlich sind aber in allen Fällen mehrere Schritte erforderlich. Ausgangspunkt ist das sportliche Argument, das den DLV so sehr überzeugt, um dann eben mit dem DOSB über einen Einzelfall zu reden, sowie die Zustimmung desselben.
Fest steht dabei, wie Jürgen Mallow zum Prozedere erklärt: „Wir müssen nach den Deutschen Meisterschaften jene Athleten benennen, die auch vorbehaltlich einer noch zu erbringenden Leistung nominiert werden können. Am 14. Juli nominiert das DOSB-Präsidium. Diejenigen, die dann nicht im Vorschlag stehen, können auch nicht mehr nominiert werden.“ Als regulärer allerletzter Termin gilt der 23. Juli, Jürgen Mallow stellt aber klar: „Der DOSB möchte am 20. Juli um Mitternacht wissen, wer eingeschrieben werden kann.“
Dort könnte dann, so die hoffnungsvolle Theorie, der ein oder andere Name fallen, für den es in allerletzter Minute noch heißt: Über Heusden nach Peking!