Überraschungen und Soloauftritte an der Donau
Der erste Tag der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm hatte mehrere dicke Überraschungen parat. Daniela Rath unterlag Melanie Skotnik, Lars Börgeling lieferte einen "Salto Nullo" ab und auf den Kurzstrecken zogen durchwegs die Favoriten den Kürzeren. Emotionaler Höhepunkt war für die 15.000 Zuschauer am Samstag der Soloauftritt von Dieter Baumann über 5.000 Meter.
Melanie Skotnik besiegte Daniela Rath (Foto: Kiefner)
Gleich zu Beginn des Nachmittag gab es die erste faustdicke Überraschung. Die frischgebackene Zwei-Meter-Springerin Daniel Rath scheiterte an 1,93 Meter und wurde in einem Hochsprung-Wettbewerb, der nicht das hielt, was er versprach, mit enttäuschenden 1,87 Metern nur Zweite hinter Melanie Skotnik (1,90 m). "Ich habe falsch gepokert", sagte die Leverkusenerin nach dem Wettkampf. Verpokert hatte sich auch ihr Vereinskollege, der Vize-Europameister Lars Börgeling. Mit einem "Salto Nullo" begrub er frühzeitig seine Chancen auf eine Titelverteidigung. So war der Weg frei für den Kölner Tim Lobinger (5,75 m), der sich Richard Spiegelburg und Björn Otto (beide 5,70 m) erwehren musste. "Die Null vom Lars hat mich irritiert und nervös gemacht. Man verliert an Ruhe, Zuversicht und der zurecht gelegte Plan gerät ins Wanken. Lars war die erste Überraschung. Die zweite Überraschung war, dass Björn so gut gesprungen ist, mit Ritchie hatte ich gerechnet", sagte der Hallen-Weltmeister nach dem Wettkampf.
Souveränität im Ring
Den erwarteten Hammerwurfsieg feierte die deutsche Rekordhalterin Susanne Keil (71,15 m). Alle drei gültigen Versuche der Frankfurter waren jenseits der 70-Meter-Marke. Im Diskuswerfen gelang Lars Riedel mit 66,60 Metern klar und deutlich gegen Michael Möllenbeck (62,51 m) die Revanche für die Niederlage vom Meeting in Dortmund. Unter der Kontrolle des Neubrandenburgers Ralf Bartels war das Kugelstoßen der Männer. Der EM-Dritte knackte als einziger Athlet die 20-Meter-Marke (20,22 m).
Die erwartet klare Angelegenheit war der Speerwurf der Frauen. Vize-Europameisterin Steffi Nerius erzielte im letzten Versuch mit 64,42 Metern die Siegesweite und holte damit ihren zweiten nationalen Titel.
Über die kurzen Hürdenstrecken mussten sich die Favoriten Mike Fenner und Juliane Sprenger mit dritten Plätzen zufrieden geben. Als neue Titelträger trugen sich Nadine Hentschke (13,14 sec) und Jerome Crews (13,54 sec) in die Annalen ein.
Wattenscheid schlägt Wattenscheid
Die zuletzt angeschlagene Wattenscheider Favoritin Esther Möller (11,51 sec) verpasste über 100 Meter das Treppchen, während sich ihre routinierte Vereinskollegin Melanie Paschke (11,41 sec) den Sieg holte. Der TV Wattenscheid 01 bestimmte auch mit Alexander Kosenkow (10,25 sec) vor Marc Blume (10,28 sec) das Geschehen bei den schnellsten deutschen Männern. Die Sprintstaffeln gingen erwartungsgemäß an die Wattenscheider Männer (39,23 sec) und die Sprinterinnen der LG Olympia Dortmund (44,84 sec), die den Ausfall von Sina Schielke locker verkrafteten.
Sabrina Mockenhaupt lief in Abstinenz der Frankfurterin Irina Mikitenko ein einsames 5.000-Meter-Rennen, bei dem sie die Uhr nach 15:51,73 Minuten zum Stillstand brachte. "Eigentlich wollte ich am Anfang noch abwarten, aber das kann ich gar nicht mehr. Ich habe den Schritt schon so drauf", sagte die Siegerländerin nach ihrem Solo.
Dieter Baumann im Alleingang
Ein Solo war es auch für Dieter Baumann über diese Langstrecke. Der Tübinger ließ sich nach 13:41,22 Minuten von seinen Ulmer Fans lautstark feiern. "Ich hätte die Konkurrenz stärker eingeschätzt. Ich bin nicht überragend stark gelaufen, aber das muss man nicht, um gewinnen zu wollen", analysierte der Vize-Europameister über 10.000 Meter.
Mit einem Überraschungssieg endeten die 3.000 Meter Hindernis der Männer. Christian Knoblich behauptete sich in 8:34,76 Minuten Brust an Brust gegen Filmon Ghirmai (8:35,02 min) und Damian Kallabis (8:35,26 min).
Im Weitsprung verpasste der Leverkusener Nils Winter mit 7,89 Meter die Acht-Meter-Marke. Der Dreisprung der Frauen gehörte Katja Demut aus Jena, die mit 13,45 Metern in einer sehr engen Entscheidung Nicole Herschmann (13,45 m) und Katja Umlauft (13,44 m) besiegte.
Die Geherinnen und Geher knipsten am Samstagabend das Licht im Donaustadion aus. Die Potsdamer Favoriten Melanie Seeger ging neue Weltjahresbestzeit und "Hausrekord" (20:56,19 min/5.000m), sicherte sich ihren dritten Meistertitel in diesem Jahr und ließ sich genau wie Andreas Erm (40:58,79 min/10.000m) bei den Männern nicht überraschen.