Überzeugende Leistungen in der Oberpfalz
Ein zum Saisoneinstand starker Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) über 100 Meter, ein Doppelsieg der Bremerin Jonna Tilgner über 400 Meter und 400 Meter Hürden sowie der Höhenflug von Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) prägten am Sonntag die Sparkassen-Gala in Regensburg, die mit 3.500 Zuschauern eine bemerkenswert stimmungsvolle Kulisse zu bieten hatte.
Tobias Unger erwischte am Nachmittag einen Saisoneinstieg nach Maß. Bereits im Vorlauf über die 100 Meter unterbot er in 10,17 Sekunden die erste Olympianorm (10,20 sec).Damit blieb der Sprinter bei nur leichtem Rückenwind (+ 0,1 m/sec) eine Hundertstel über seiner fast drei Jahre alten persönlichen Bestzeit (10,16 sec). Der 28-Jährige, der sich im Sommer vor allem auf die 100 Meter konzentrieren will, unterstrich somit eindrucksvoll seine Konkurrenzfähigkeit über die Kurzstrecke, auch für das mögliche Kräftemessen mit seinen kontinentalen Widersachern beim Europacup in Annecy (Frankreich; 21./22. Juni).
"Es hatte lange gedauert, bis ich jetzt in die Saison eingestiegen bin. Ich wollte aber einfach fit sein. Die 10,17 Sekunden freuen mich, mit 10,25 oder 10,30 Sekunden wäre ich nämlich auch zufrieden gewesen", stellte Tobias Unger fest.
Tobias Unger und auch Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) verzichteten auf den Endlauf, um sich für den 4x100 Meter-Lauf der DLV-Staffel zu schonen. Dort startete das Quartett, zusammengesetzt aus Tobias Unger, Alexander Kosenkow, Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbach) und Martin Keller (LAC Erdgas Chemnitz), mit 38,70 Sekunden gut in die Saison. Die Deutschen liefen damit die weltweit zweitbeste Zeit in dieser noch jungen Saison. "Wir haben diese Leistung aufgrund unserer läuferischen Stärke erbracht, die Wechsel waren Sicherheitswechsel. Aber das war so gewollt. Die Pflicht war anzukommen. Wenn wir demnächst etwas risikofreudiger vorgehen, sind wir noch schneller", meinte Alexander Kosenkow.
200 Meter-Sieg für Alexander Kosenkow
Sieger des 100 Meter-Finales war zuvor der Chemnitzer Martin Keller mit einer Zeit von 10,35 Sekunden (10,28 sec im Vorlauf) geworden. Er zog kurz vor der Ziellinie noch an Ronny Ostwald (TV Wattenscheid 01) vorbei, der mit 10,42 Sekunden Zweiter wurde. Vielversprechend präsentierte sich auch der junge Leverkusener Aleixo-Platini Menga, der nach 10,27 Sekunden im Vorlauf das Finale als Dritter (10,44 sec) beendete.
Mit einer Zeit von 20,57 Sekunden lief Alexander Kosenkow an der Donau über die 200 Meter zum Sieg und schloss damit in der deutschen Jahresbestenliste auf den Deutschen Meister Daniel Schnelting (LAZ Rhede; 20,53 sec) auf. Daniel Schnelting selbst musste sich mit 20,85 Sekunden und dem dritten Platz hinter dem Friedberger Till Helmke (20,75 sec) zufrieden geben. Der Wattenscheider Alexander Koswenkow ist sich einer Europacup-Nominierung nun relativ sicher. "Eine gute Zeit und Platz eins, was will man mehr! Das ist ein wichtiger Fingerzeig für den Europacup. Ich habe mich gut gefühlt, auch wenn die Wind- und Wetterbedingungen nicht ganz top waren. Wir hatten Gegenwind in der Kurve."
Verena Sailer noch mit Mühe
Die deutschen Top-Sprinterinnen waren über 100 Meter der Französin Carima Louami, die das Finale in 11,51 Sekunden gewann, nicht gewachsen. Die Deutsche Meisterin Verena Sailer (LAC Quelle Fürth/München) hatte im Unistadion noch sichtlich Mühe. Nach 11,59 Sekunden im Vorlauf wurde sie im Endlauf nur Fünfte (11,71 sec), während die Mannheimerin Anne Möllinger (11,59 sec) als Zweite beste Deutsche war.
Auch in der Staffel offenbarte sich noch Nachholbedarf. In 43,26 Sekunden blieb das deutsche Quartett unter ihren Möglichkeiten und deutlich hinter der siegreichen britischen Staffel (43,06 sec) zurück.
Über 200 Meter sicherte sich in Abstinenz der besten Deutschen Cathleen Tschirch (LG Weserbergland) die Britin Emily Freeman (23,01 sec) überlegen den ersten Platz.
Jonna Tilgner mit Doppelsieg
Jonna Tilgner gelang ein Überraschungs-Doppelcoup. Über 400 Meter Hürden überzeugte die Bremerin in 56,12 Sekunden. Damit blieb die Universiade-Dritte, nachdem sie sich am Freitag in Kassel das Europacup-Ticket gesichert hatte, nur 16 Hundertstelsekunden über ihrer persönlichen Bestleistung.
Wenig später war sie auch auf den 400 Metern vorne. Dort wollte sie sich vor allem für die Europacup-Staffel empfehlen. In 51,90 Sekunden pulverisierte sie ihre persönliche Bestleistung (53,44 sec) und fiel in einen Euphorietaumel: "Ich hatte nicht gedacht, dass es so gut läuft. Ich wollte mich vor allem für die Staffel präsentieren." Der lange Zeit führenden Deutschen Meisterin Claudia Hoffmann (SC Potsdam; 52,14 sec) blieb am Ende nur Rang zwei, trotzdem sollte sie beim Europacup die Einzelstrecke laufen, denn Jonna Tilgner will die Hürden vorziehen.
Antje Möldner und Carolin Nytra standesgemäß
Die frischgebackene deutsche Rekordhalterin über 3.000 Meter Hindernis, Antje Möldner, gab auf ihrer einstigen Paradestrecke, den 1.500 Metern, ihre Visitenkarte ab. In 4:13,61 Minuten hielt sie im Kampf um den Sieg die Südafrikanerin Rene Kalmer (4:13,76 min) in Schach.
Auf den 100 Meter Hürden wurde mit Carolin Nytra eine weitere Bremerin ihrer neuen Rolle gerecht. Mit den jüngsten Bestzeiten noch in den Beinen, setzte sich die Deutsche Meisterin bei Gegenwind (- 0,5 m/sec) diesmal in 13,11 Sekunden durch.
Die erst 18-jährige Julia Börner überraschte auf den 3.000 Meter Hindernis. Die Chemnitzerin forderte in der Schlussphase die Österreicherin Andrea Mayr, verspielte mit einem Sturz bei der letzten Wassergraben-Überquerung allerdings die Chance auf den Sieg. In 10:05,16 Minuten lief sie nahe an den deutschen A-Jugend-Rekord (9:59,33 min) heran. Andrea Mayr gewann mit einer Zeit von 10:01,73 Minuten.
Silke Spiegelburg steigert sich auf 4,65 Meter
Stabhochspringerin Silke Spiegelburg nutzte die Sparkassen-Gala in Regensburg, um sich das Europacup-Ticket nach Annecy (Frankreich; 21./22. Juni) zu sichern und sich im Kampf um die drei Olympiatickets in den Vordergrund zu schieben. Mit 4,65 Metern steigerte die Leverkusenerin ihre persönliche Bestleistung um fünf Zentimeter: "Ich bin mit meinem Wettkampf voll zufrieden, die 4,60 und 4,65 Meter waren locker."
Deutlich verbessert und in aufsteigender Form präsentierte sich die Mainzerin Carolin Hingst, die als Zweite über 4,55 Meter flog. Mit Elisaveta Ryzih (ABC Ludwigshafen) und Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken) überquerten zwei weitere Athletinnen die Olympianorm von 4,50 Metern, für Kristina Gadschiew war es bereits die zweite Normerfüllung. Elisaveta Ryzih verzichtete auf die Fortsetzung des Wettkampfs, nachdem sie in drei Tagen in Wipperfürth bereits wieder startet.
Nicht nach Plan lief es in der Männerkonkurrenz für die deutschen Starter. Der Brite Steven Lewis und der Franzose Jerome Clavier flogen als einzige über 5,60 Meter, für Alexander Straub (LG Filstal) und Routinier Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) war nach übersprungenen 5,50 und 5,40 Metern sowie drei weiteren Fehlversuchen bereits früh Schluss.
Charles Friedek mit nur einem gültigen Sprung
Im Dreisprung geriet Ex-Weltmeister Charles Friedek ins Hintertreffen. Der Leverkusener hatte nur einen gültigen Versuch, der mit 15,97 Metern gemessen wurde. Daniel Kohle (LG Ratio Münster; 16,39 m) und Andreas Pohle (ASV Erfurt; 16,39 m) verwiesen ihn damit auf Platz drei.
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