Ulm, Tag zwei - Stimmung, Sonne, Yvonne Buschbaum
25 Entscheidungen standen am Sonntag im Ulmer Donaustadion am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaften auf dem Programm. Glanzlichter setzten am Tag zwei vor 13.000 Zuschauern Yvonne Buschbaum und Ingo Schultz. "Es waren stimmungsvolle Meisterschaften mit leistungsförderndem Publikum", fasste Rüdiger Nickel, DLV-Vize-Präsident Leistungssport, die zweitägigen Titelkämpfe zusammen. Björn Otto, Peter Blank und Stephanie Kampf erfüllten auf Württemberger Boden als weitere Athleten die A-Norm für die WM in Paris.
Yvonne Buschbaum flog in Ulm so schön! (Foto: Kiefner)
Yvonne Buschbaum kehrte mit Erfolg in ihre alte Heimat zurück. Ein hochklassiges Duell mit der deutschen Rekordhalterin Annika Becker (4,65 m) entschied sie letztlich um fünf Zentimeter für sich. Die 4,70 Meter waren auch eine neue deutsche Jahresbesthöhe. "Yvonne ist super gesprungen und sie hat es verdient", äußerte sich die Erfurterin, die als Titelverteidigerin angetreten war, fair und anerkennend. "Ich wusste schon gestern, als ich ins Bett gegangen bin, es klappt", erzählte die frischgebackene Meisterin, die für den VfB Stuttgart startet. Sie ließ sogar 4,78 Meter auflegen, der neue deutsche Rekord war aber noch einen Tick zu hoch.
Zwei Youngster springen hoch
Frischen Wind gab es über einer anderen Latte. Der erst 18-jährige Berliner Marius Hanniske verbesserte im Hochsprung seine Bestleistung um ganze neun Zentimeter auf 2,23 Meter und der Leverkusener Roman Fricke konnte nur mit Ach und Krach den Titel holen. Mit seinem letzten Sprung schwang er sich über 2,25 Meter und stellte damit eine neue persönliche Freiluft-Bestleistung auf: "Das war der Wettkampf meines Lebens. So schwer hatte ich mir das nicht vorgestellt."
Auf der Stadionrunde blieben drei Männer unter 46 Sekunden. Europameister Ingo Schultz gewann in guten 45,29 Sekunden vor Bastian Swillims (45,88 sec) und dem jungen Aufsteiger Sebastian Gatzka (45,98 sec), der nach einer bedachten Renneinteilung einen neuen Hausrekord bejubeln durfte. Damit empfahlen sich die Viertelmeiler auch für eine Staffel bei der WM in Paris.
Claudia Marx hatte für Grit Breuer, die zu den Titelkämpfen in die Saison einstieg, eine Überraschung parat. Nach 400 Metern war "das Trauma, Grit Breuer nicht besiegen zu können" für die Berlinerin Geschichte. In 52,00 Sekunden hatte sie die Vize-Europameisterin um 26 Hundertstel hinter sich gelassen. Deren Kolleginnen Birgit Rockmeier (52,49 sec) und Shanta Ghosh (53,06 sec) hatten diesen Ausgang übrigens schon geahnt: "Zwei Rennen in zwei Tagen sind zum Saisoneinstieg auch für Grit Breuer viel."
Unergründeter Wille von Gabi Rockmeier
"Das war reine Willenssache, aber ich wusste nicht, wo ich den Willen hergenommen habe", sagte Gabi Rockmeier nach ihrem Sieg über 200 Meter in 23,01 Sekunden. Melanie Paschke (23,13 sec) war ihr dicht auf den Fersen. Tobias Unger biss sich bei den Männern in 20,80 Sekunden gegen Ronny Ostwald (20,84 sec) und Alexander Kosenkow (20,86 sec) durch.
Die erwarteten Sieger gab es über 800 Meter mit René Herms (1:47,62 min) und Claudia Gesell (2:01,07 min), die damit ihren Status als Abonnementsmeisterin nach hartem Kampf auf den letzten 200 Metern mit der Wattenscheiderin Monika Gradzki unterstrich. Es war für die Leverkusenerin der fünfte Sieg bei nationalen Titelkämpfen.
Langsamer vierter Titel für Kathleen Friedrich
Franek Haschke (3:49,97 min) und Kathleen Friedrich (4:21,86 min) verteidigten in langsamen 1.500-Meter-Rennen ihre Titel. Für die Chemnitzerin war es sogar die vierte Meisterehre in Folge. Den Titel über 3.000 Meter Hindernis sicherte sich die Favoritin Katrin Engelen (10:34,13 min).
Von der Spannung im Vorfeld lebte der 400 Meter Hürden-Lauf der Männer. Bei der Antwort auf der Bahn begann Titelverteidiger Henning Hackelbusch mutig offensiv, zollte dann aber diesem Tempo Tribut. Nach rund 200 Metern gewann der Frankfurter Christian Duma die Oberhand und siegte in 50,01 Sekunden vor seinem Vereinskollegen Henning Kuschewitz (50,44 sec). Henning Hackelbusch (50,87 sec) wurde knapp Dritter.
Weg frei für Stephanie Kampf
Nach der Absage der erkrankten Vize-Europameisterin Heike Meißner gehörte der Frauenlauf der Sindelfingerin Stephanie Kampf, die bereits im Vorlauf die WM-Norm unterboten hatte und das Finale in 56,03 Sekunden für sich entschied.
Rudolf Helpling gewann den Dreisprung mit neuer persönlicher Bestleistung von 16,78 Metern. Vize-Europameister Charles Friedek stürzte als Fünfter mit 15,97 Metern kläglich ab. Den Weitsprung-Sieg holte sich Bianca Kappler mit 6,44 Metern. "Ich wäre gerne weiter gesprungen", sagte die blonde Rehlingerin.
Paroli für Boris Henry
Europacup-Sieger Karsten Kobs genügten 77,98 Meter, um das Hammerwerfen vor Markus Esser (74,66 m) zu gewinnen. Das erwartete Ergebnis brachte auch das Kugelstoßen: Astrid Kumbernuss (19,36 m) vor Nadine Kleinert (18,34 m) und Nadine Beckel (17,79 m). "Ich würde Euch gerne alle mit zur WM nach Paris nehmen", jubelte die Neubrandenburgerin dem Zuschauern nach ihrem Sieg entgegen. Ein weiterer Sieg in den hohen Norden ging an Ex-Weltmeisterin Franka Dietzsch, die ihren Diskus bei 62,86 Metern einschlagen ließ.
Wesentlich knapper gestaltete sich der Speerwurf der Männer, der mit einem Favoritensieg von Boris Henry (84,92 m) endete. Christian Nicolay (84,48 m) und Peter Blank (84,04 m) boten ihm Paroli.
Die 4x400-Meter-Staffeln beschlossen die Deutschen Meisterschaften. Es gewannen die Männer der LG Eintracht Frankfurt (3:08,37 min) und die LG Nike Berlin (3:37,76 min).