Highway To Munich - Letzte Auffahrt Wattenscheid
Die Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid waren für die deutschen Leichtathleten bis auf ganz wenige Ausnahmen am vergangenen Wochenende die letzte Qualifikationschance für die Europameisterschaft in München vom 6. bis 11. August. Am Mittwoch zerbricht sich der Deutsche Leichtathletik-Verband über die Mannschaft, die im Olympiastadion die heimischen Farben vertreten wird, den Kopf und diskutiert sicherlich auch den ein oder anderen Härtefall. In jedem Fall ist die DLV-Mannschaft bei der "Letzten Auffahrt Wattenscheid" noch einmal deutlich angewachsen.
Claudia Gesell kämpfte sich im Lohrheidestadion zur EM nach München (Foto: Kiefner)
Eine Paradebeispiel für den Biß der deutschen Vorzeigeathleten ist Claudia Gesell. Die letzten eineinhalb Jahre waren immer wieder von gesundheitlichen Problemen geprägt. In diesem Sommer kehrte sie mit dem Ziel, sich für die EM in München, wo sie bis vor kurzem wohnte und studierte, zu qualifizieren, in das Wettkampfgeschehen zurück. Nachdem noch keine 800-Meter-Läuferin vor den Meisterschaften am vergangenen Wochenende die DLV-Norm von 2:00,00 Minuten erfüllt hatte, war klar, dass die Deutsche Meisterin über die EAA-Norm das EM-Ticket lösen kann. Die Oberpfälzerin Claudia Gesell packte ihre Chance beim Schopf und kämpfte die Favoritin Ivonne Teichmann vom SC Magdeburg auf der Zielgeraden nieder. "Mir sind eine ganze Menge Steine vom Herzen gefallen, aber ich habe mich sehr gut gefühlt. Nach 500 Metern war ich mir sicher, dass ich gewinne. Ich bin eher eine Sieg- als eine Normläuferin", strahlte sie nach ihrem Triumph in 2:00,97 Minuten.Letzte Auffahrt Wattenscheid genutzt
Aber noch einige andere Top-Athleten nutzten die "Letzte Auffahrt Wattenscheid", um sich für die Europameisterschaft in der bayerischen Landeshauptstadt in den Vordergrund zu drängen. Sprinter Marc Blume, Hochspringerin Elena Herzenberg, die Speerwerfer Björn Lange und Peter Esenwein, die sich beide nun um den dritten Startplatz in dieser Disziplin streiten, sowie der Sensationssieger über 800 Meter, Rene Herms, erfüllten die für sie gültigen Normen. EM-Botschafterin Heike Drechsler und Speer-As Raymond Hecht, denen der DLV wie Titelverteidigerin Grit Breuer bereits eine Sonderfrist bis zum 27. Juli zugebilligt hatte, wollten ihre EM-Quali nicht auf die lange Bank schieben und brachten im Lohrheidestadion ihr EM-Ticket unter Dach und Fach.
Auch über den Titel und die EAA-Norm konnten sich noch mehrere namhafte Athleten wie Kathleen Friedrich, Heike Meißner und Martin Buß qualifizieren, so dass die potenzielle deutsche EM-Mannschaft am vergangenen Wochenende noch einigen Zuwachs bekommen hat. Die spannende Frage, wie viele Athleten die deutschen Farben bei der Europameisterschaft in München vertreten werden, wird am Donnerstag beantwortet. Dann geben die Leistungssportverantwortlichen des DLV das Aufgebot für die EM bekannt. Das Ziel ist klar, wie der DLV-Vize-Präsident Rüdiger Nickel unterstreicht: "Wir wollen in München möglichst viele Medaillen holen!"