Ulrike Maisch - „Bin schon richtig heiß“
Marathonläuferin Ulrike Maisch sorgte mit ihrem Sieg bei den Europameisterschaften 2006 im schwedischen Göteborg für eine sensationelle Überraschung. In den beiden vergangenen Jahren wurde die Rostockerin immer wieder durch Verletzungen und Krankheiten ausgebremst. Jetzt will die 32-Jährige wieder den Anschluss schaffen und peilt einen Start bei der WM in Berlin an.
Ulrike Maisch, bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Ingolstadt haben Sie den siebten Platz erreicht. Wie zufrieden waren Sie damit? Ulrike Maisch:Ich hatte in der Woche davor einige gesundheitliche Probleme, da ging bei uns ein Virus um. Daher hatte ich bis zum Morgen des Wettkampftages überlegt, ob ich überhaupt laufen soll, weil ich mich etwas platt gefühlt habe. Deswegen war ich letztlich sehr zufrieden, dass es dann doch so gut lief.
In der Wintersaison haben Sie zudem einen dritten Platz über 3.000 Meter bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig belegt. Was bedeuten diese beiden Ergebnisse in Bezug auf den Marathon, der Ihre eigentliche Spezial-Disziplin ist?
Ulrike Maisch:
Für den Marathon hat das eigentlich null Bedeutung. Das ist für einen selbst schön, wenn man ein gutes Rennen hat und man weiß, man hat gut trainiert – auch auf diesen kurzen Strecken. Aber generell nehme ich das eher als Training mit. Das Hauptziel ist immer noch der Marathon.Wie würden Sie ihren derzeitigen Gesundheitszustand und Ihre Form beschreiben?Ulrike Maisch:
Schwer zu sagen. So ganz fit bin ich nicht – in Ingolstadt war ich vielleicht bei 80 Prozent. Aber da ist noch einiges an Arbeit nötig.
Worauf kommt es in den kommenden Wochen vor dem Hamburg-Marathon besonders an?Ulrike Maisch:
Gesund und heil bleiben! In den beiden vergangenen Jahren hatte ich ja immer gesundheitliche Probleme oder Verletzungen. In diesem Winter bin ich ganz gut durchgekommen. Ich hoffe, dass ich die nächsten Wochen auch noch gut trainieren kann. Dann passt das schon.Gibt es etwas, dass Sie aus dem vergangenen Jahr mit in dieses spezielle Jahr mit der Heim-WM in Berlin mitnehmen konnten, vielleicht etwas, das Sie in diesem Jahr anders machen werden?Ulrike Maisch:
Nein, eigentlich wird die Vorbereitung wie in den vorigen Jahren auch aussehen. Es hat ja auch schon gute Jahre gegeben, in denen ich im Frühjahr gut gelaufen bin. Ich denke generell passt das alles. Jetzt fahren wir wieder wie sonst ins Ski-Trainingslager.Wo wird das Skilager stattfinden und welche Bedeutung hat das?Ulrike Maisch:
Wir machen das hauptsächlich für die Ausdauer. Stundenlang stehen wir auf den Skiern. Das gibt Kraft und Ausdauer. Man kann ja nicht jeden Tag drei Stunden lang laufen. Beim Skifahren ist der Puls auch schön hoch. Vor einem Monat waren wir in Oberhof und jetzt fahren wir nach Zwiesel.
Stehen Sie dann nur auf Skiern – oder wird auch ganz normal gelaufen?
Ulrike Maisch:
Im Februar sind wir eigentlich fast nur Ski gefahren. Jetzt muss ich langsam auch ein bisschen mehr laufen. Wir machen dann meist zwei Tage Skifahren und einen Tag laufen. Oder morgens laufen und nachmittags Skifahren.Sie haben sich für vier Jahre verpflichtet, beim Hamburg-Marathon zu laufen. Ihre Konkurrentinnen Susanne Hahn und Melanie Kraus laufen dagegen in Düsseldorf. Ärgert es Sie ein bisschen, dass Sie nicht auch dort an den Start gehen können?Ulrike Maisch:
Eigentlich bin ich ganz froh darüber, wie es ist. So kann ich mein Rennen laufen und muss nicht nach anderen Läuferinnen schauen.Wie sehen die Planungen für Hamburg aus?Ulrike Maisch:
Mein Trainer organisiert das alles für mich. Wir werden sehen, ob mir der Veranstalter einen Tempomacher stellt, in den vergangenen Jahren hat er immer viel für mich getan. Wenn nicht würde das auch mein Freund für mich machen. Das Problem ist nur, dass eine Woche später die Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften stattfinden und da würde er gerne teilnehmen.
Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Hamburger Veranstalter beschreiben?
Ulrike Maisch:
Freundschaftlich. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Die beiden vergangenen Jahre waren für mich ja eher etwas unglücklich. Einmal bin ich ausgestiegen und einmal gar nicht gestartet. Die Veranstalter waren trotzdem immer loyal und haben oft mehr für mich getan als im Vertrag stand.Das heiß, was Hamburg betrifft gilt in diesem Jahr: Aller guten Dinge sind drei?Ulrike Maisch:
Genau! Jetzt muss es wieder passen. Das bin ich den Hamburgern auch schuldig.Sabrina Mockenhaupt hat ihren Verzicht auf den WM-Marathon erklärt. Wie sehen Sie Ihre derzeitige Ausgangsposition? Was wir am Ende entscheidend sein, um einen der Startplätze zu bekommen?
Ulrike Maisch:
So viele Läuferinnen kämpfen jetzt ja doch nicht mehr um die Tickets. Fünf dürfen in der Weltcup-Mannschaft starten, in Deutschland gibt es derzeit wohl fünf bis sechs, die dafür in Frage kommen. Ich will einfach für mich gut laufen. 2:30 Stunden kommt vielleicht noch etwas zu früh nach den Krankheiten und Verletzungen. Aber wenn ich unter 2:32 Stunden laufe und die Norm habe bin ich schon sehr zufrieden. Ich glaube dann bin ich auch im Team dabei.Die WM in Berlin wird sicher ein großes Ereignis, Berlin ist dazu eine Marathonstadt. Was denken Sie, was kommt dort auf Sie zu?Ulrike Maisch:
Bei der EM 2002 in München war ich ja auch schon dabei. Vor eigenem Publikum zu laufen, das ist so wahnsinnig. Damals war es teilweise so laut, das kribbelte im ganzen Körper. Dann hat man auch die Familie und Freunde noch dabei. Ich bin schon richtig heiß drauf. Da ist man dann schon Wochen vorher aufgeregt. Angenommen Sie sind dabei. Mit welchen Zielen reisen Sie nach Berlin? Es geht ja auch um eine Weltcup-Mannschaft…Ulrike Maisch:
Es ist ein bisschen schade, dass Mocki schon abgesagt hat, sonst hätten wir eine super Mannschaft gehabt. Dann hätten wir sicher auch um die Medaillen laufen können. So wird es jetzt schwer. Ich persönlich muss mein eigenes Rennen laufen. Einen Platz vorherzusagen ist da schwer, denn es gibt immer Überraschungen. Ich will endlich mal die 2:30 Stunden knacken, das ist eigentlich mein Ziel. Ob das mittags um zwölf im August und ohne Tempomacher möglich ist, weiß ich nicht.
Wie schwer fällt es einem, sein eigenes Rennen zu laufen, wenn Menschenmassen an der Strecke stehen?Ulrike Maisch:
Das ist natürlich sehr schwer. 2003 bei der WM in Paris sind alle unheimlich schnell angelaufen und ich habe gewusst, das ist einfach zu schnell für mich. Aber dann sind da lauter Kameras, ich war die einzige deutsche Starterin und ganz hinten. Es ist mir unheimlich schwer gefallen, mich zurückzuhalten. Aber letztendlich hat es sich ausgezahlt. Man muss sich immer wieder sagen, dass alle vorne zu schnell laufen und man sie irgendwann wieder einholt. Einfach ist es aber trotzdem nicht.