Ulrike Maisch – "Der absolute Wahnsinn"
Ulrike Maisch sorgte am Samstag, dem vorletzten Tag der Europameisterschaften in Göteborg (Schweden), für das herausragende Ergebnis aus deutscher Sicht. In 2:30:01 Stunden verbesserte Sie nicht nur ihre Bestleistung, sondern lief sensationell zum Europameistertitel. Lesen Sie hier, was die Rostockerin danach erzählte.
Ulrike Maisch holte das erste Gold für die DLV-Frauen (Foto: Kiefner)
Waren das heute optimale Bedingungen für Sie?Ulrike Maisch:
Anscheinend ja. Jetzt bin ich wohl Spezialistin für Regen, Berge und Marathon schlechthin.
Gestern noch haben Sie gesagt, eine Medaille sei für Sie auf keinen Fall drin. Und jetzt?
Ulrike Maisch:
Das war für mich einfach immer so utopisch, das ist der absolute Wahnsinn. Ich kann es noch immer gar nicht glauben.
Wie haben Sie das denn heute angestellt?
Ulrike Maisch:
Das weiß ich selbst noch nicht. Ich glaube das Rennen war ein bisschen für mich gestrickt. Wir haben ziemlich langsam angefangen. Dadurch, dass ich von den Ausgangszeiten nicht die Schnellste war, kam mir das entgegen. Genauso war es mit dem Kurs, der so ein paar Berge hatte, die ich ganz gut hoch komme, weil ich das zuletzt auch trainiert habe in der Schweiz. Deswegen passte das alles.
Man muss ja aber auch erst einmal den Mut haben, an all den Läuferinnen vorbei zu gehen…
Ulrike Maisch:
Ich habe sie zwischendurch auch erst einmal ziehen lassen. Als das Tempo forciert wurde, war es mir doch etwas zu schnell. Da wusste ich, das kann ich nicht mitgehen, zumindest nicht bis zum Ende. Aber dabei haben die sich vorne wohl doch ein bisschen übernommen und ich bin einfach mein eigenes Rennen durchgelaufen. Das war glaube ich genau richtig, denn meistens bekomme ich das ja auch ganz gut hin.
Wann haben Sie realisiert, dass Sie Europameisterin werden können?
Ulrike Maisch:
Als ich die Führende überholt habe. Ich habe immer gedacht, diejenige, die ich überholt habe, kommt nicht wieder, die habe ich dann im Griff. Irgendwann war ich plötzlich Dritte, da habe ich mir gedacht, okay, eine Medaille habe ich schon einmal. Und irgendwie hatte ich plötzlich die Erste eingeholt. Ich weiß auch nicht wie.
Wie konnten Sie so ruhig bleiben, als Sie zwischenzeitlich abreißen lassen mussten?
Ulrike Maisch:
Das fiel mir schon schwer. Aber ich dachte, die sind halt stärker und da kann ich nicht mitgehen. Ich war dann Elfte, wollte unter die ersten Acht und dachte, das kann ich vielleicht noch schaffen. Und dann konnten dir vorne plötzlich nicht mehr. Ich hatte so ein bisschen darauf gehofft. Denn auch in den letzten Jahren habe ich von den Meldeleistungen nicht zu den Besten gehört und einige haben sich dann übernommen.
Haben Sie sich auf diesen Marathon, als Wichtigsten des Jahres, speziell vorbereitet?
Ulrike Maisch:
Ich wusste schon, Europameisterschaften sind für deutsche Läuferinnen die Chance, die wir haben. Bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen sind die Asiaten und Kenianer einfach unschlagbar.
Wie war es, hier als Führende in das Stadion einzulaufen?
Ulrike Maisch:
Das war der Wahnsinn. Ich habe die letzten Kilometerschilder gar nicht mehr gesehen und habe immer nur gehofft, dass es jetzt gleich ins Stadion geht. Und plötzlich war ich dann da, das ging doch schneller, als ich dachte. Die Leute haben hier so geschrieen und ich wusste, dass meine Familie und Freunde im Stadion sind, und dass vor dem Fernseher die ganzen Leute zusehen. Ich musste schon fast ein bisschen heulen. Das war einfach ein tolles Gefühl.
Haben Sie während des Laufes die berühmten Glückshormone gespürt?
Ulrike Maisch:
Beim Laufen habe ich so etwas glaube ich noch nie gemerkt. Man bekommt so etwas zwar immer erzählt – nein, habe ich noch nie gespürt. (lacht) Aber ich habe mich schon ziemlich stark gefühlt. In Hamburg hatte ich auf den letzten fünf Kilometer doch noch sehr große Probleme und habe da noch viel Zeit verloren. Aber diesmal war die zweite Hälfte wahnsinnig schnell. Das lief schon alles super.
Haben Sie gesehen, dass Sie hier schon unter 2:30 Stunden hätten laufen können?
Ulrike Maisch:
Ich habe das in der letzten Runde gesehen. Ich habe zwar noch ein bisschen Gas gegeben, aber das war mir nachher eigentlich total egal. Später interessiert das keinen mehr.
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