Ulrike Urbansky über Athen auf den OP-Tisch
Es ist nicht unbedingt ein gutes Omen, wenn man mit Spritzen und Schmerztabletten laufen muss. Ulrike Urbansky blieb in Athen nichts anderes übrig. Die Design-Studentin musste über die 400 Meter Hürden mit einem Außenmeniskusriss antreten und stark auf die Zähne beißen. Den Vorlauf hatte die ehemalige Junioren-Weltmeisterin in 55,15 Sekunden überstanden, doch dann war Endstation.
Ulrike Urbansky hat jetzt frei bei Olympia (Foto: Schmidt Media)
Hinterher ärgerte sie sich, denn die ehrgeizige Athletin wollte mehr. "Ich bin im Halbfinale angetreten und habe mir gesagt, ich will nicht rausfliegen", sagte die blonde Hürdenläuferin vom Team Erfurt. Dafür hätte sie 55,02 Sekunden gebraucht - und Platz vier. "Ich bin schnell angegangen, in der Kurve lag ich noch ganz gut", analysierte sie ihr Rennen. Durch einen Fehler an der achten Hürd, versiebte sie jede Chance, das Finale zu erreichen. "Wenn man einen Moment nicht aufpasst, ist es vorbei", so die 27-Jährige, die "kurz mal nach links geschaut hatte" und fast unmerklich die Konzentration nach vorne verloren hatte.
Mit ihrer Bestleistung von 54,57 Sekunden, hätte es gereicht. Doch diese Zeit ist sie schon vor vier Jahren gelaufen. Seitdem lief es nicht mehr so wie sie es sich vorstellte. Pfeiffersches Drüsenfieber und Verletzungen legten die hoffnungsvolle Karriere von Ulrike Urbansky auf Eis.
Trainerwechsel brachte Motivation
Ein Trainerwechsel von Thomas Springstein zu Eberhard König brachte ihr wieder mehr Motivation, Selbstvertrauen und neue Perspektiven. Erst in diesem Jahr knüpfte die 1,74 Meter große Athletin wieder an alte Zeiten an. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Und hatte wieder Pech - mit ihrem Knie. Dennoch erreichte sie im Vorlauf in Athen eine deutsche Jahresbestzeit und wollte im Halbfinale um einen Platz im Endlauf kämpfen. Doch dazu fehlte noch ein Stückchen. Auch wenn es ein hohes Ziel war, das in ihrer Situation fast unrealistisch schien, die ehrgeizige Hürdenläuferin stellte schon immer hohe Ansprüche an sich.
"Jedes Ausscheiden ärgert mich natürlich", sagte sie. "Immer wenn man am Start steht, will man auch weiterkommen." Damit sie überhaupt antreten konnte, musste sie einen wahren Behandlungsmarathon über sich ergehen lassen.
Spritzen und Tabletten
"Ich habe Spritzen und Tabletten bekommen, um die Schmerzen zu lindern." Denn sie wollte es versuchen, die Schmerzen zu ignorieren.
Doch die Freundin von Leverkusens Hochspringer Christian Rhoden musste einsehen, dass man Abstriche machen muss, wenn man angeschlagen ins Rennen geht. Schon vor den Deutschen Meisterschaften hatte sie sich ihren Außenmeniskusriss eingehandelt, war dann nur Dritte geworden über die 400 Meter Hürden.
"Den Anriss hatte ich mir schon wenige Tage davor zugezogen, aber ich wollte in jedem Fall laufen". Nun hat sie sich bis zu den Olympischen Spielen durchgequält und befindet sich mit ihrer Verletzung in guter Gesellschaft. Ihr Trainer, Eberhard König, ist in der Dusche ausgerutscht und hat sich das Schlüsselbein drei Mal gebrochen.
Kein Staffelstart
Für seinen Schützling fällt nun auch die 4x400 Meter-Staffel flach, für die sie sich ins Gespräch gebracht hatte. Ulrike Urbansky wird auf keinen Fall laufen.
"Das würde mein Knie gar nicht mehr mitmachen", sagte sie. Die gebürtige Jenaerin wird die Saison beenden und sich schnellstens unters Messer legen. "Am 6. September habe ich bereits einen Operationstermin."
Danach fängt sie wieder von vorne an. Doch Ulrike Urbansky ist eine Kämpferin. Sie will sich nicht mehr aufhalten mit alten Geschichten. "Jetzt war ich erst mal wieder dabei, nun kommt die Operation, dann werde ich versuchen im nächsten Jahr an meine guten Zeiten anzuknüpfen", sagt sie zuversichtlich. Sie weiß, wie man sich wieder herankämpfen kann.
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