Das Jahr 2009 mit der WMin Berlin war ein ganz besonderes für die deutsche Leichtathletik. Erfolgreich wie selten präsentierten sich die DLV-Athleten nicht nur in Berlin, sondern auch bei anderen Veranstaltungen wie den Hallen-Europameisterschaften in Turin (Italien) oder der Team-EM in Leiria (Portugal). Viele ehemalige Leistungsträger verabschieden sich nun von der Wettkampfbühne. Während in eingen Disziplinen erfahrene Leistungsträger sich bereits etabliert haben, haben meist auch schon junge "Thronfolger" Tuchfühlung aufgenommen.
SPEERWURF FRAUEN
Die Leistungsträgerin - Steffi Nerius
Kaum ein Name wie der der Leverkusenerin Steffi Nerius steht in der
deutschen Leichtathletik für jahrelange Höchstleistungen und Erfolge
auf internationalem Niveau. Seit den Europameisterschaften 2002 kehrte
Steffi Nerius von acht internationalen Meisterschaften siebenmal mit
Edelmetall zurück. Die Krönung einer Ausnahme-Karriere war WM-Gold in
Berlin, zuvor hatte sie bei den Europameisterschaften 2006 ebenfalls
ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Hinzu kamen Olympia-Silber 2004, EM-Silber 2002
und dreimal WM-Bronze (2003, 2005, 2007). Nach 25 Jahren Leistungssport
tritt die 37-Jährige nun einen Job als hauptamtliche Trainerin in der
Behindertensport-Abteilung in Leverkusen an.
Die Thronfolgerin - Linda Stahl
Auch Steffi Nerius‘ Nachfolgerin hat schon einiges an internationalen Erfahrungen gesammelt. Ihre Trainingskollegin Linda Stahl schickt sich an, neben der Olympia-Dritten Christina Obergföll (LG Offenburg) den Platz von Steffi Nerius einzunehmen. Neben dem U23-EM-Titel von 2007 hat die 24-Jährige bereits einen achten und einen sechsten Platz bei den Weltmeisterschaften 2007 und 2009 vorzuweisen. Ihre Bestleistung von 66,06 Metern wurde nur von drei deutschen Werferinnen übertroffen. In der ewigen Welt- und Europa-Bestenliste rangiert sie bereits jetzt auf den Rängen zwölf und neun. In diesem Jahr kam sie wegen Rückenbeschwerden zwar nicht an diese Weite heran, rangiert mit ihrer Saison-Bestleistung von 63,86 Metern aber immerhin unter den Top Ten der Welt.
DISKUSWURF FRAUEN
Die Leistungsträgerin - Franka Dietzsch
Drei WM-Titel sprechen für sich. Sowohl 1999 als auch 2005 und 2007 holte die Neubrandenburgerin Franka Dietzsch WM-Gold und auch bei den Europameisterschaften 1998 stand sie ganz oben auf dem Treppchen. Da werden zehn Titel bei Deutschen Meisterschaften sowie zwei Siege beim Weltcup und deren vier bei einem Europacup schon fast zur Nebensache. Von Fans und Freunden wurde sie für diese Leistungen zur „Diskus-Queen“ geadelt. Verwehrt blieben der 41 Jahre alten Vorzeigeathletin mit einer Bestleistung von 69,51 Metern lediglich eine Olympia-Medaille und ein Wurf über 70 Meter.
Die Thronfolgerin - Nadine Müller
Dass Nadine Müller in ihre Fußstapfen treten könnte, bescheinigt ihr auch Franka Dietzsch selbst: „Keine andere im WM-Finale hat diese körperlichen Eigenschaften, vor allem nicht die Spannweite. Wenn Nadine technisch etwas sauberer arbeitet und ihre Kraftwerte steigert, kann sie eine Große werden.“ Das Ziel hat sich die 23-Jährige aus Halle entsprechend auch hoch gesteckt – über die 70-Meter-Marke soll ihr Diskus irgendwann einmal fliegen. In diesem Jahr hat sich die 1,93 Meter große Werferin zwischenzeitlich auf 63,46 Meter gesteigert und neben dem DM-Titel auch Platz sechs bei der WM verbucht. Auch internationales Edelmetall hat sie bereits mit nach Hause gebracht: 2003 wurde sie Zweite der U20-EM, ein Jahr später gab es bei der U20-WM Bronze.
SIEBENKAMPFFRAUEN
Die Leistungsträgerin - Sonja Kesselschläger
Nach mehr als 50 Siebenkämpfen hieß es in diesem Jahr auch Abschied nehmen vom Hochleistungssport für Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger. Nach dem Abtreten von Sabine Braun war es 2003 die Neubrandenburgerin mit dem roten Haarschopf gewesen, die die deutschen Mehrkämpferinnen für einige Zeit angeführt hatte. Neben vierten Plätzen bei der Hallen-WM 2003 und 2006 gehörte der sechste Platz bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen zu den großen Erfolgen der sympathischen 31-Jährigen, die ihre persönliche Bestleistung im vergangenen Jahr auf 6.311 Punkte steigerte.
Die Thronfolgerin - Julia Mächtig
Die bisherige Trainingskollegin war in diesem und dem letzten Jahr schon eine der größten Konkurrentinnen, nun tritt sie endgültig die Nachfolge von Sonja Kesselschläger an: Julia Mächtig, die neben Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) und Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) künftig für herausragende Leistungen sorgen könnte. Während sich im vergangenen Jahr Sonja Kesselschläger im Kampf um das noch freie dritte Olympia-Ticket noch hauchdünn durchgesetzt hatte, ging die Entscheidung für einen Startplatz bei den Weltmeisterschaften in Berlin diesmal zugunsten von Julia Mächtig aus. Beim ersten internationalen Siebenkampf-Start bei den Aktiven landete Julia Mächtig, die sich in diesem Jahr auf 6.320 Punkte gesteigert hatte, auf dem neunten Rang. Mit Edelmetall war sie zuvor bereits von der U20-WM 2004 (Bronze) sowie der U20-EM 2005 (Silber) und der U23-EM 2007 (Bronze) zurückgekehrt.
DISKUSWURF MÄNNER
Der Leistungsträger - Michael Möllenbeck
Über viele Jahre zählte der Wattenscheider Michael Möllenbeck zu den besten Diskuswerfern Deutschlands – zunächst neben Lars Riedel aus Chemnitz, später neben dem Berliner Robert Harting. Nun ist auch für den 39-Jährigen, der mit seiner Bestleistung von 67,64 Metern auf Platz acht der ewigen deutschen Bestenliste liegt, Schluss mit dem Hochleistungssport. Bei internationalen Meisterschaften hatte er dreimal Bronze gesammelt: 2001 und 2005 bei Weltmeisterschaften sowie 2002 bei den Europameisterschaften in München, zudem gewann er zweimal den Europacup.
Der Thronfolger - Markus Münch
Auch in den kommenden Jahren wird es mit Weltmeister Robert Harting sicherlich nicht nur einen deutschen Diskuswerfer von Weltklasse-Format geben. Bereits bei den diesjährigen Weltmeisterschaften war mit Markus Münch (LG Wedel/Pinneberg) ein weiterer DLV-Werfer mit von der Partie. „Die Leistungen von Markus Münch sind sehr erfreulich“, beurteilt auch Michael Möllenbeck. Mit 64,90 Metern hat der 23-Jährige, der von Olympiasieger Rolf Danneberg trainiert wird, gezeigt, dass mit ihm in den kommenden Jahren zu rechnen sein wird. Mit Bronze bei der Universiade gewann er in diesem Jahr zudem seine erste internationale Medaille.
DREISPRUNG MÄNNER
Der Leistungsträger - Charles Friedek
Weltmeister und Hallen-Weltmeister 1999 sowie Hallen-Europameister 2000 – so lautet allein die internationale „Gold-Ausbeute“ von Dreispringer Charles Friedek. Hinzu kamen Silbermedaillen von den Europameisterschaften 2002 und Hallen-Europameisterschaften 1998, von 16 Erwachsenen-Titeln im Freien und in der Halle bei Deutschen Meisterschaften gar nicht zu reden. Mit seiner Bestleistung von 17,59 Metern kam der Leverkusener als zweitbester deutscher Dreispringer der Geschichte bis auf sieben Zentimeter an den deutschen Rekord von Ralf Jaros heran. Nach einem letzten Start bei den Weltmeisterschaften in Berlin soll nun auch für den 38-Jährigen Schluss sein mit Hop – Step – Jump.
Der Thron ist noch unbesetzt
Während es in den anderen Disziplinen, in denen langjährige Leistungsträger die Bühne der Leichtathletik verlassen, schon nachrückende Athleten gibt, die sich bereits weitgehend bei den Aktiven positioniert haben, klafft im Dreisprung noch eine Lücke. Einige Athleten wie der 19-jährige Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) zeigen Potential, bis zum Dreisprung auf Weltniveau ist allerdings noch ein ganzes Stück.